Harte Zeiten für kleine Sender

Regierungschefs beschleunigen Abbau des ARD-Finanzausgleichs

Härtnäckig waren sie ja, die über 30 Kolleginnen und Kollegen von Radio Bremen und Saarländischem Rundfunk, die Mitte November stundenlang bei einer Mahnwache der IG Medien ausharrten, um die Ministerpräsidenten der Bundesländer bei ihrer Jahreskonferenz in Bremen davon abzubringen, den ARD-internen Finanzausgleich zu beschneiden.

Doch es half alles nichts.

Die Ministerpräsidenten übernahmen einstimmig den Vorschlag ihrer Rundfunkkommission von Mitte Oktober, den Finanztransfer schrittweise ungefähr zu halbieren – wobei sie gleich noch eine Verschärfung einbauten: Die Endstufe soll nicht erst Ende 2006 erreicht werden, sondern schon ein Jahr früher. Statt derzeit 186 Millionen wären dann nur noch 100 Millionen Mark an RB, SR und SFB zu verteilen, also statt derzeit 2,2 Prozent nur noch ein Prozent des (durch Gebührenerhöhungen anwachsenden) ARD-Nettogebührenaufkommens.

Kleines Trostpflaster: Die Regierungschefs stellten klar, was in der Beschlußvorlage zunächst nicht eindeutig formuliert war: Die im Jahr 2001 zu verteilenden 1,9 Prozent berechnen sich nicht nach den derzeitigen Gebühreneinnahmen, sondern nach den bis dann vermutlich erhöhten Sätzen. Demnach wären auf dieser ersten Kürzungsstufe nicht nur 160 Millionen, sondern noch etwa 173 Millionen Mark zu verteilen. Wenn denn die geplante Gebührenerhöhung kommt.

Der gesenkte Beitrag der kleinen Anstalten zu den ARD-Gemeinschaftskosten ermöglicht es nach Ansicht von SR-Intendant Fritz Raff, in seiner Anstalt auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.

Das fordert die IG Medien auch vom neuen RB-Intendanten Heinz Glässgen. Doch der mag solche Garantien noch nicht abgeben. Nach wie vor befürchtet er tiefe Einschnitte bei Personalstärke und Programmangebot. Mit Hilfe der Unternehmensberatung Roland Berger soll jetzt ein „Konzept zur Zukunftssicherung“ entwickelt werden. „Outsourcing“ gehöre nicht zum Auftrag der Berater, versichert Glässgen, und die Beschäftigten sollen „relativ breit“ beteiligt werden.

Für die IG Medien ist die Einigung über den Finanzausgleich ein „Kompromiß am Rande der Schmerzgrenze“. Das Überleben der kleinen Anstalten werde zwar gesichert, aber „nur auf niedrigstem Niveau“, heißt es in einer Gewerkschaftserklärung. Nicht erfüllt werde der verfassungsrechtliche Anspruch auf eine Bestands- und Entwicklungsgarantie auch für die kleinen Sender. Im Übrigen gibt es nach Ansicht der IG Medien jetzt lediglich eine Verschnaufpause: Die Regierungschefs von Bayern und Baden-Württemberg, Edmund Stoiber (CSU) und Erwin Teufel (CDU), hätten bereits angekündigt, daß sie den ARD-Finanzausgleich nach dem Auslaufen der jetzigen Vereinbarung endgültig kippen wollten.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Kodex für mehr Respekt beim Film

Auf Initiative der Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, des Bundesverbands Schauspiel (BFFS) und Allianz Deutscher Produzentinnen und Produzenten – Film, Fernsehen und Audiovisuelle Medien hat eine Gruppe aus Branchenvertreter*innen von Verbänden, TV-Sendern, Streamingdiensten, Förderern und unter Beteiligung der BKM, der Themis Vertrauensstelle e. V. und der BG ETEM nach über einem Jahr gemeinsamer Beratung heute den Respect Code Film (RCF) beschlossen.
mehr »

rbb-Intendantin blockiert Tarifeinigung

ver.di ruft die Beschäftigten des rbb ab dem 30. Oktober 2024 zu einem dreitägigen Warnstreik auf. Grund ist die Weigerung der Intendantin Ulrike Demmer, den seit dem Frühjahr ausgehandelten Beendigungsschutz-Tarifvertrag für freie Beschäftigte im Programm zu unterzeichnen und in Kraft zu setzen. Dabei hat auch der Verwaltungsrat dem Tarifvertrag schon seit Monaten zugestimmt.
mehr »

Keine Rundfunkreform ohne faire Finanzierung

Die heutige Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) in Leipzig hat sich auf ihrer Sitzung zu einer Rundfunkreform in mehreren Staatsverträgen geeinigt. Zu einer Reform oder bedarfsgerechten Erhöhung des Rundfunkbeitrages konnte keine Einigung erzielt werden. ver.di kritisiert die Verzögerung und fordert eine angemessene Finanzierung.
mehr »

Breiter Protest für Rundfunkfinanzierung

Anlässlich der Konferenz der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten (MPK) in Leipzig fordert ver.di die Fortführung des Reformdiskurses über die Zukunft öffentlich-rechtlicher Medienangebote und über die Strukturen der Rundfunkanstalten. Die notwendige Debatte darf die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten jedoch nicht daran hindern, ihren vom Bundesverfassungsgericht zuletzt im Jahr 2021 klargestellten Auftrag auszuführen: Sie müssen im Konsens die verfassungsmäßige Rundfunkfinanzierung freigeben.
mehr »