Joschka-Fotos illegal verkauft

Sie haben für Medienspektakel gesorgt, Rücktrittsforderungen und Promotion für ein Buch, das im Frühjahr bei Kiepenheuer & Witsch erscheinen sollte, nachdem es drei Jahre zuvor bereits von einem anderen Verlag abgelehnt worden war. Die Fotos von Joschka Fischer als Frankfurter „Straßenkämpfer“ anno 1973 haben aber auch noch ein gerichtliches Nachspiel. Nicht der Bundesaußenminister hat Bettina Röhl, Tochter der RAF-Mitgründerin Ulrike Meinhof und des früheren „konkret“-Chefredakteurs Klaus-Rainer Röhl verklagt, sondern der Fotograf der Schwarz-Weiß-Bilder, der heute 74-jährige Lutz Kleinhans.

Der frühere FAZ-Fotograf – dort und in der „Wirtschaftswoche“ waren die Fotos seinerzeit veröffentlicht worden – erwirkte am 10. Januar eine einstweilige Verfügung gegen die sich selbst als Journalistin bezeichnende Röhl. Danach darf sie die Fotos nicht mehr ohne Zustimmung des Urhebers verbreiten und musste sie auch von ihrer Internet-Homepage entfernen. Zuvor hatte sie diese Fotos, an denen sie keine Rechte hat, für hohe Summen – kolportiert werden sechsstellige, zugegeben fünfstellige – an den „stern“ und die „Bild“-Zeitung verkauft, wo sie in der ersten Januarwoche veröffentlicht wurden. Beide Printmedien haben nach Angaben der FAZ vom 8. Januar kundgetan, nunmehr das Honorar nicht Röhl, sondern dem geprellten Fotografen zukommen zu lassen.

Auch an den Filmen über die Frankfurter Ereignisse der 70er Jahre, die Bettina Röhl dem „Spiegel“ für einen Millionenbetrag angeboten hatte (Stefan Aust lehnte ab), hatte sie keine Rechte. Röhl hatte die Bänder mit Filmen des Fernseh-Journalisten Christoph Maria Fröhder im Mai 2000 beim Archiv des Hessischen Rundfunks ausgeliehen und nicht zurückgebracht.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Reformstaatsvertrag: Zweifel am Zeitplan

Der Medienrechtler Dieter Dörr bezweifelt, dass es den Bundesländern gelingt, sich gemäß ihrer Planungen bis Ende Oktober auf einen Reformstaatsvertrag zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu verständigen. Er halte „diesen Zeitplan, um es vorsichtig auszudrücken, für ausgesprochen optimistisch“, sagte Dörr auf M-Anfrage. Nach dem bisherigen Fahrplan sollte der Reformstaatsvertrag dann bei der Ministerpräsidentenkonferenz im Dezember 2024 unterzeichnet werden.
mehr »

Reform oder Abrissbirne im Hörfunk

Die Hängepartie um Finanzierung und Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) geht weiter. Nach wie vor sträuben sich ein halbes Dutzend Ministerpräsidenten, der Empfehlung der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) für eine Beitragserhöhung um 58 Cent auf 18,94 Euro zu folgen. Bis Oktober wollen die Länder einen Reformstaatsvertrag vorlegen, um künftig über Sparmaßnahmen Beitragsstabilität zu erreichen. Einzelne ARD-Sender streichen bereits jetzt schon ihre Hörfunkprogramme zusammen.
mehr »

Erneute Streiks bei NDR, WDR, BR, SWR 

Voraussichtlich bis Freitag werden Streiks in mehreren ARD-Sendern zu Programmänderungen, Ausfällen und einem deutlich veränderten Erscheinungsbild von Radio- und TV-Sendungen auch im Ersten Programm führen. Der Grund für den erneuten Streik bei den großen ARD-Rundfunkanstalten ist ein bereits im siebten Monat nach Ende des vorhergehenden Tarifabschlusses immer noch andauernder Tarifkonflikt.
mehr »

Schutz vor zu viel Stress im Job

Immer weiter, immer schneller, immer innovativer – um im digitalen Wandel mithalten zu können, müssen einzelne Journalist*innen wie auch ganze Medienhäuser sich scheinbar ständig neu erfinden, die Belastungsgrenzen höher setzen, die Effizienz steigern. Der zunehmende Anteil und auch Erfolg von KI-basierten Produkten und Angeboten ist dabei nur das letzte Glied in der Kette einer noch nicht abgeschlossenen Transformation, deren Ausgang vollkommen unklar ist.
mehr »