Kein Urheberschutz für abschreibende Zunft

Wer beim Erstellen eines Presseartikels selbst abschreibt, kann für „seine“ geistige Schöpfung keinen Urheberrechtsschutz einfordern. Diese Erfahrung musste ein Redakteur einer Jagd-Fachzeitschrift machen, dessen Verlag auf Unterlassung und Schadensersatz wegen unberechtigter Veröffentlichung eines seiner Artikel auf der Website eines Jagdgegners geklagt hatte.


Dieser konnte vor dem Landgerichts München I allerdings nachweisen, dass jener Artikel über ein Verwaltungsgerichtsverfahren einer Sekte gegen den angeordneten „Sofortabschuss“ von mehr als 100 Wildschweinen zu großen Teilen aus einem zuvor erschienenen Artikel einer Tageszeitung übernommen worden war.
Der Redakteur habe – so das Gericht in seinem Urteil vom 15. November 2006 (Az.: 21 O 22557/05) – entgegen seiner Aus­sage den Artikel „ersichtlich nicht frei formuliert, sondern sich von den Formulierungen in den ihm vorliegenden Materialien … so stark inspirieren lassen, dass er diese vielfach über längere Passagen wörtlich wie­derholte oder nur geringfügig abänderte.“ Auch dass einige Informationen aus dem anderen Artikel weggelassen und einiges teilweise etwas knapper formuliert wurde, rechtfertige laut Gericht keine „Einordnung seiner Tätigkeit als schöpferisch“. Die Münchener Richter verneinten letztlich einen Werkschutz und wiesen die Klage ab.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Inhalte brauchen Moderation

Theresa Lehmann ist Tiktok-Expertin bei der Amadeu Antonio Stiftung. Sie leitete das Modellprojekt pre:bunk, das zum Ziel hatte, Jugendliche mit Videoformaten zu Desinformation auf TikTok zu sensibilisieren. Mit M sprach sie über Regulierung, Verbote und Gefahren von Social Media.
mehr »

Die Newsfluencer kommen

In Deutschland vertraut eine Mehrheit der Menschen beim Nachrichtenkonsum in der digitalen Welt noch immer mehrheitlich auf klassische Medien. Das ist eine Erkenntnis aus einer im Oktober 2025 veröffentlichten Studie des Reuters Institute. Die britische Denkfabrik wollte herausbekommen, wie Menschen sich im Netz informieren. Dafür sind Personen in 24 Ländern befragt worden.
mehr »

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Junger Journalismus: Lernen, vernetzen und schützen

Angriffe auf Journalist*innen nehmen zu, online wie auf der Straße. Umso wichtiger, Pressefreiheit nicht nur als Prinzip zu verstehen, sondern sie im Alltag zu verteidigen. Mit diesem Anspruch lud die Jugendpresse Deutschland Anfang November rund 80 junge Medieninteressierte nach Dresden ein. Bei der „YouMeCon kompakt“ ging es um journalistisches Handwerk, Verantwortung und darum, wie man Menschen schützt, die berichten.
mehr »