Studien „Fernsehproduktionsvolumen in Deutschland 1998“ des FORMATT-Instituts und „Beschäftigte und wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 1997/98“ des DIW
Im November 1999 veröffentlichte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) die Studie „Beschäftigte und wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 1997/98“, die es im Auftrag der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten durchgeführt hatte. Hinsichtlich der Erwerbstätigenzahlen bei den öffentlich-rechtlichen (insgesamt 40625 Beschäftigte) und den privaten (insgesamt 10500 Erwerbstätige) Rundfunkveranstaltern konnte Ende 1998 eine starke Konzentration auf nur sieben der sechzehn Bundesländer festgestellt werden. Weit vorne liegt NRW mit insgesamt 9070 Erwerbstätigen (2290 bei den privaten Veranstaltern), gefolgt von Bayern mit 6650 (3190 Private), Baden-Württemberg mit 4625 (690 Private), Rheinland-Pfalz mit 4170 (335 Private), Berlin-Brandenburg mit 4070 (1380 Private) und Hamburg mit 3970 (1250 Private). Außerdem gibt es eine starke Konzentration auf wenige Städte: In Köln, München, Hamburg und Berlin/ Potsdam sind allein 55 Prozent der öffentlich-rechtlichen Rundfunkmitarbeiterinnen und -mitarbeiter tätig; im Bereich des privaten TV sogar 80 Prozent. Köln hat mit 24 Prozent der Gesamtbeschäftigung beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk durch WDR, Deutsche Welle und Deutschlandradio die meisten Rundfunkarbeitsplätze. Bei den privaten Rundfunkveranstaltern liegt München mit 20 Prozent der Erwerbstätigen vorne; diese Rolle konnte durch die Gründung von Premiere World nach 1998 sicherlich noch weiter ausgebaut werden.
Mehr feste Mitarbeiter
Die Studie kommt zu dem erfreulichen Ergebnis, dass die privaten Anbieter zwischen Ende 1995 und Ende 1998 den Stamm der festen Mitarbeiter um über 30 Prozent erhöht haben. Die Zahl der freien und festen freien Mitarbeiter ist sogar mit 45 Prozent noch deutlicher gestiegen.Beim privaten Hörfunk gab es bedauerlicherweise eine rückläufige Entwicklung. Trotz der ständig steigenden Zahl der Anbieter und der Programme ist die Anzahl der festen Mitarbeiter um 1 Prozent gesunken, bei den freien und festen Freien wurden es deutliche 30 Prozent weniger von Ende 1995 bis Ende 1998. Ein Grund dafür mag die sich immer stärker durchsetzende Automatisierung in der Hörfunkproduktion sein.Ein anderer interessanter Aspekt der DIW-Studie ist die Analyse der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung des Rundfunks in Deutschland im Jahre 1998. Der Produktionswert der Rundfunkwirtschaft, das sind die Erträge minus dem Wert der Wiederverkaufsware und den Subventionen, wurde mit insgesamt 23,5 Milliarden DM für 1998 errechnet. Der Anteil dieses Wirtschaftszweigs am deutschen Bruttoinlandsprodukt lag etwa so hoch, wie bei der Filmwirtschaft, nämlich bei 6 Milliarden DM.
Programmproduktion
Einen anderen Ansatz hat das Dortmunder FORMATT-Institut für seine Studie „Fernsehproduktionsvolumen in Deutschland 1998“ als Grundlage. Hier steht die Neuproduktion von Fernsehprogrammen in Minutenzahlen im Brennpunkt der von der NRW-Staatskanzlei in Auftrag gegebenen Untersuchung. Auch hier kristallisiert sich wieder die Schlüsselposition von Nordrhein-Westfalen heraus. Bei der Aufstellung der Anzahl der produzierenden Betriebe und des Outputs an Sendeminuten liegt NRW mit 123 Firmen und 172000 Minuten (rund 2866 Stunden) Jahresproduktion deutlich vor Hamburg, wo von 42 Firmen immerhin 115400 Programmminuten realisiert wurden. Bayern mit 118 Betrieben erzielte „nur“ 102500 Minuten TV-Programm. Berlin brachte es mit 78 Firmen noch auf eine Jahresproduktion von 90800 Minuten. Alle anderen Bundesländer lagen weit ab mit 24000 Minuten bis hin zu gerade einmal 8600 Sendeminuten (rund 143 Stunden) in Sachsen. Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang, dass Niedersachsen mit nur sechs Fernsehproduktions-Betrieben pro Betrieb einen Sende-Output von 3717 Minuten verzeichnete, während in NRW pro Betrieb mit 1400 Minuten nicht einmal die Hälfte realisiert wurde.
Konzentration
Dass die Fernsehproduktionsbranche ungebremst stark in Bewegung ist, ist ein weiteres Ergebnis der FORMATT-Studie. Die Tendenz geht hin zu immer mehr Konzentration auf wenige Unternehmen bzw. Firmengruppen mit einem weit verzweigten Netz von Tochterfirmen und Beteiligungen. So führt die Studie aus, dass branchenintern noch Mitte der 80er Jahre Kirch, Studio Hamburg und die Bavaria als größte Produktionsgruppen gegolten haben. Durch die durchschlagenden Veränderungen nach dem Aufkommen des Privatfernsehens hat sich das Ranking stark verschoben. Die Untersuchung setzt auf Platz eins der Unternehmensgruppen ohne Beteiligung von TV-Veranstaltern die Gruppe Fremantle/ Grundy (38000 Minuten), gefolgt auf Platz zwei von der CLT-UFA (29000 Minuten) mit der UFA-Gruppe und der Trebitsch-Gruppe. Auf Rang drei lag 1998 CreaTV. Unter dem Aspekt der Berücksichtigung der Beteiligungen über die TV-Sendeanstalten verschiebt sich das Ranking der Unternehmensgruppen. Dann liegt auf dem ersten Platz die CLT-UFA mit rund 50000 produzierten Sendeminuten, gefolgt von Fremantle/Grundy und Springer auf drei bzw. Kirch auf Platz vier. Die Töchter und Beteiligungen der öffentlich-rechtlichen Anstalten schneiden in dieser Rangliste schlecht ab. So liegt Studio Hamburg auf Platz neun, die Bavaria nur auf Platz zehn und die Drefa Media Holding gar auf Platz 20.Hinsichtlich der Struktur der Produktionsfirmen ist anhand der Studie eine erstaunliche Beobachtung zu machen: Während bei fast allen Formaten (von Talkshow bis Fiction) die Tendenz hin zu großen Produktionsfirmen oder -gruppen mit entsprechenden Beschäftigungszahlen geht, sind journalistische und dokumentarische Langformate weiterhin noch in der Hand sogenannter Rucksackproduzenten. Das heißt, die Firmen sind in ihrer Struktur kleinständisch (nicht selten bestehend aus dem Inhaber und einem festen Angestellten) und realisieren gerade einmal ein bis zwei Aufträge pro Jahr.
- Formatt Studie
im Internet unter
www.nrw.de - DIW-Studie über
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