Nicht erschienen, doch erschienen

Sicht der Urheber füllte leere Seiten für die Kulturwirtschaft

„Nicht erschienen. Der Roman“ – so lautete der Titel der Taschenbücher mit den leeren Seiten, die die Kulturwirtschaft während der Auseinandersetzung um ein neues Urhebervertragsrecht palettenweise unter die Leute bringen ließ. In den Printmedien sorgten damals ganzseitige Anzeigen der Verlegerverbände dafür, dass die Öffentlichkeit die Angelegenheit weitgehend aus der Perspektive der Verlage wahr nahm.

Die andere Seite fand kaum Beachtung: Zahlreiche Leserbriefe von betroffenen Urheberinnen und Urhebern blieben unveröffentlicht, kritische Presseerklärungen landeten in den Papierkörben der Redaktionen. Grund genug für die freie Publizistin Susanne Lücke-David, sich das Thema noch einmal vorzunehmen und dabei die Dinge symbolisch vom Kopf auf die Füße zu stellen: Sie hat unveröffentlichtes Material gesammelt und damit einige der „Nicht erschienen“ – Bücher der Kulturwirtschaft nachträglich mit Inhalt gefüllt – und zwar aus der Sicht der Urheber.

Enthalten sind Presseerklärungen mehrerer Vertreter von Urheberverbänden, einige Leserbriefe sowie Schreiben an Regierungsmitglieder und Bundestagsabgeordnete. Neben persönlichen Erfahrungen aus der Vertragspraxis, vor allem auf dem Gebiet der freien Übersetzer und Schriftsteller, sind auch satirische Töne über das anmaßende Gebaren der Verleger in die Texte eingeflossen.

Susanne Lückes Buchcollagen sind mit der Ermahnung verbunden, dass nicht nur staatliche Zensur, sondern auch ökonomischer Druck und Missbrauch der Medienmacht die Pressefreiheit gefährden können. Als Empfänger hat sie deshalb den „Spiegel“ ausgewählt, der einen Artikel über die Situation der Schriftsteller kurz vor der Veröffentlichung gekippt hatte. Weitere Exemplare erhalten Wolfgang Clement, der als NRW-Ministerpräsident im Bundestag dem Druck der Kulturwirtschaft nachgegeben und damit wesentlich zur Verwässerung der Reform beigetragen hatte, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der Deutsche Presserat – und schließlich Ulrich Wickert, der damals öffentlich für die Seite der Urheber Partei ergriffen hatte.

 

 

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