PC-Industrie will nicht für Urheberrechte zahlen

CD-Brenner-Vergleich gescheitert / Jahrelanger Gerichtsstreit oder Mediation?

Der am 21. November 2000 vor dem Landgericht Stuttgart geschlossene vorläufige Vergleich über Urhebervergütung für CD-Brenner (M 1/2001) ist gescheitert. Nach zweimal verlängerter „Bedenkzeit“ verweigerte die Hewlett-Packard Deutschland GmbH als führender Anbieter die Annahme.

12 Mark plus Umsatzsteuer für jeden neu verkauften Brenner sollten nach dem gerichtlichen Vergleich für die Audio- und Video-Rechte an die Zentralstelle für private Überspielungsrechte (ZPÜ) fließen und zum Großteil den von der GEMA vertretenen Musikurhebern zugute kommen. Ursprünglich hatte die ZPÜ zwar 28 Mark je Gerät gefordert, das Ergebnis dennoch als Durchbruch gewertet.

In den zwischenzeitlichen Verhandlungen mit dem Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) über einen Gesamtvertrag soll die ZPÜ sogar zu einem weiteren „20-Prozent-Rabatt“ – also 9,60 Mark pro Gerät – bereitgewesen sein, doch ließ der Unternehmerverband den Kompromiss scheitern. Die Vertreter der Hightech-Konzerne verlangten, mit der 12-Mark-Abgabe müssten auch die Rechte aus der Nutzung von Texten und Bildern abgedeckt sein.

Auf diesen „Nulltarif“ konnten sich die Verwertungsgesellschaften Wort und Bild-Kunst selbstverständlich nicht einlassen, die bereits seit über einem Jahr Vergütungen für CD-Brenner von der Industrie fordern. „Natürlich müssen auch die Rechte der in der VG Wort vertretenen Autoren und Verlage sowie der durch die VG Bild-Kunst repräsentierten Künstler, Designer, Fotografen und Verleger in angemessener Form vergütet werden“, erklärte VG-Wort-Vorstand Prof. Dr. Ferdinand Melichar.

Wenn die Industrie zu keinem tragfähigen Kompromiss bereit ist, drohen jahrelange gerichtliche Auseinandersetzungen um diese und andere Urhebervergütungen. Dadurch würden den Rechteinhabern weiterhin Tantiemen in Millionenhöhe entgehen. Eine Lösung könnte ein Mediationsverfahren bieten, um das jetzt Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin gebeten wurde. VG Wort und VG Bild-Kunst stehen dabei einem Gesamtvertrag zwischen der BITKOM und allen Verwertungsgesellschaften offen gegenüber.

Beide Verwertungsgesellschaften hatten bereits im Dezember 2000 einen Tarif für PCs in Höhe von 30 Euro aufgestellt, nachdem Verhandlungen über ein Jahr lang zu keinem Ergebnis führten. Die GEMA bzw. ZPÜ hat jetzt eine Forderung von 23 Mark pro PC (18 Mark für Video- plus 5 Mark für Audio-Rechte) erhoben. Auch hierüber steht eine Einigung aus.

Vergütungen für PC und Peripheriegeräte

Das gilt auch für Peripheriegeräte der PC-Welt wie Drucker, Modems, ISDN-Karten, mit denen urheberrechtlich geschützte Werke verbreitet und vervielfältigt werden. Als Ausgleich für erlaubte private Kopien sind auf solche Geräte im Urheberrechtsgesetz (UrhG) Vergütungen für die Urheber festgeschrieben, die über die Verwertungsgesellschaften verteilt werden. Für Drucker haben VG Wort und Bild-Kunst am 30. März 2001 wie vom Gesetz vorgeschrieben Tarife im Bundesanzeiger veröffentlicht – von 10 Euro für Geräte, die bis zwölf Seiten pro Minute können, bis zu 150 Euro bei einem Seitenausstoß von über 70 pro Minute.

Eine Einigung wurde immerhin für Faxgeräte und Scanner erreicht. Hier waren durch eine Gesetzesänderung (M 8-9/2000) endlich auch die Geräte mit unter zwei Vervielfältigungen pro Minute einbezogen worden. Der neue Gesamtvertrag mit der BITKOM sieht seit Januar 2001 für Geräte bis zwölf Vervielfältigungen pro Minute eine Urhebervergütung von 16 Mark vor. Dies dürfte den Urhebern Millionenbeträge bringen, da in Deutschland wegen künstlich verlangsamte Geräte nur noch für zehn Prozent aller Scanner und zwanzig Prozent aller Faxgeräte Urheberabgaben entrichtet wurden.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Breiter Protest für Rundfunkfinanzierung

Anlässlich der Konferenz der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten (MPK) in Leipzig fordert ver.di die Fortführung des Reformdiskurses über die Zukunft öffentlich-rechtlicher Medienangebote und über die Strukturen der Rundfunkanstalten. Die notwendige Debatte darf die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten jedoch nicht daran hindern, ihren vom Bundesverfassungsgericht zuletzt im Jahr 2021 klargestellten Auftrag auszuführen: Sie müssen im Konsens die verfassungsmäßige Rundfunkfinanzierung freigeben.
mehr »

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »

Der Rotstift beim Kinderfernsehen

ARD und ZDF halten es nicht für sinnvoll, wenn die Bundesländer im Reformstaatsvertrag einen fixen Abschalttermin für das lineare Programmangebot des Kinderkanals KiKa festlegen. Die lineare Verbreitung zu beenden, sei „erst dann sachgerecht, wenn die weit überwiegende Nutzung eines Angebots non-linear erfolgt“, erklärten ARD und ZDF gemeinsam auf Nachfrage. „KiKA bleibt gerade für Familien mit kleinen Kindern eine geschätzte Vertrauensmarke, die den Tag linear ritualisiert, strukturiert und medienpädagogisch begleitet.“
mehr »

Neue Perspektiven für Klimajournalismus

Besondere Zeiten brauchen einen besonderen Journalismus – ein Motto, dass das im Juli gelaunchte deutschsprachige Medienprojekt „Neue Zukunft“ nicht aus werbestrategischen Gründen ausgegeben hat. Die Klimakrise und die Klimagerechtigkeitsbewegung erhalten in vielen Medien der Schweiz, Österreichs und Deutschlands ihrer Meinung nach nicht genügend Aufmerksamkeit. Gerade Gerechtigkeitsfragen erhöhen den Handlungsdruck im Zusammenhang mit den Folgen menschlichen Raubbaus an Ressourcen und Umwelt.
mehr »