Rekordergebnis mit Wermutstropfen

VG Wort erzielte 79 Millionen Euro Einnahmen für Autoren

Auch im Jahr 2002 konnte die Verwertungsgesellschaft Wort ein „Rekordergebnis“ bei der Wahrnehmung von Urheberrechten von Autoren und Verlagen erzielen. Auf den Versammlungen der Wahrnehmungsberechtigten und Mitglieder am 23. und 24. Mai in München herrschte dennoch nicht nur eitel Sonnenschein – wie außerhalb des Tagungsraumes im Hotel Bayerischer Hof.

Zum einen ist die erneute Steigerung der Einnahmen um 1,7 Prozent auf knapp 79 Millionen Euro (2001: 77,7 Millionen Euro) auf das um über 50 Prozent gestiegene Auslandsaufkommen von 9,2 Millionen Euro und dies wiederum auf zeitversetzte Kabelvergütungen zurückzuführen. Das Inlandsaufkommen sank dagegen von 71,6 auf 69,8 Millionen Euro (minus 2,5 Prozent).

Zum anderen ist die Zukunft der Haupteinnahmequelle der VG Wort, die Kopiergeräteabgabe (32,8 % der Einnahmen in 2002), unsicher. Denn die IT-Industrie verweigert nach wie vor die Urheberabgaben für digitale Vervielfältigungsgeräte und will sie durch Digital-Rights-Management-Systeme (DRM) ersetzen.

Autoren gehen leer aus

Die Auseinandersetzungen um Abgaben auf PC, Drucker und Multifunktionsgeräte laufen seit Jahren, so dass die knapp 130.000 Ausschüttungsempfänger der VG Wort (plus 8,5 %, davon über 124.000 Autoren) auch im Jahr 2002 von der Vervielfältigung ihrer Texte auf diesen heutzutage gebräuchlichsten Kopiergeräten nicht profitieren konnten.

Zudem hatte der Bundesrat auf Initiative Bayerns wenige Stunden vor den VG-Wort-Versammlungen den Vermittlungsausschuss im Zusammenhang mit der vom Bundestag bereits beschlossenen Reform des Urheberrechtsgesetzes angerufen. Einer von vier Punkten ist dabei, Urheberabgaben auf jeweils ein „Hauptgerät“ in einer digitalen Kopierkette zu beschränken.

Nicht nur in diesem Bereich droht die VG Wort, so deren geschäftsführender Vorstand Prof. Dr. Ferdinand Melichar, „in Zukunft in unsicheres Fahrwasser zu geraten.“ Seit Jahresbeginn herrscht außerdem ein vertragsloser Zustand bei der Kabelweitersendung (4,6 Mio. Euro Einnahmen 2002) und beim Kopienversand von Bibliotheken (4,1 Mio. Euro). Den „Kriegsschauplatz verlassen“ hat man hingegen bei den elektronischen Pressespiegel. Hier steht eine Einigung mit der Presse-Monitor-GmbH der Verleger in Aussicht (siehe Meldung auf dieser Seite).

Steigende Einnahmen konnte die VG Wort vor allem in den beiden größten Posten verbuchen – im Bereich Hörfunk / Fernsehen von 10,2 auf 10,6 Millionen Euro und bei den Gerätevergütungen von 23,7 auf 25,9 Millionen Euro. Diese Steigerung ist vor allem durch Faxgeräte und Scanner erreicht worden, während Abgaben von traditionellen Kopiergeräten rückläufig sind. Erstmals konnten knapp 490.000 Euro für CD-Brenner eingenommen werden.

Keine Steigerung bei Vergütung für Pressespiegel

Eine leichte Einnahmesteigerung gibt es bei den Bibliothekstantiemen (9,64 Millionen Euro), während alle anderen Bereiche stagnierten. Dies betrifft auch die Pressespiegelvergütung in Höhe von 4,56 Millionen Euro. Erstmals konnte die VG Wort diese Einnahmen zu Gunsten der Journalisten nicht steigern, da immer mehr Unternehmen, Verbände und Institutionen von Papier- auf elektronische Pressespiegel umsteigen.

Obwohl das Internet zum Massenmedium geworden ist und mit PCs im großen Maßstab urheberrechtlich geschützte Werke gespeichert und vervielfältigt werden, profitieren die Urheber kaum von der digitalen Zweitverwertung. Nur ganze 7.000 Euro konnte die VG Wort im Digital-Bereich einnehmen – für die Veröffentlichung von Altwerken auf CD-ROM. In diesem Bereich und dem von Online-Archiven müsse die VG Wort endlich aktiver werden, wurde auf den Versammlungen gefordert.

Schecks an die Urheber

Dennoch bringt insgesamt das „Rekordergebnis“ der VG Wort den Wahrnehmungsberechtigten zum Teil deutlich angehobene Punktwerte, zum Beispiel im Bereich Wissenschaftsrepro (Buch 380 Euro, Beitrag 2,60 Euro) und Presserepro (8,00 Euro). Bei den Bibliothekstantiemen steigt die Mindestausschüttung auf knapp 55 Euro. Pressespiegel bleiben unverändert (4,60 Euro / Sockel 90 Euro). Im Bereich Hörfunk steigt der Punkwert von 1,80 auf 2,20, während er beim Fernsehen auf etwa 0,40 Euro (die Auswertung lief noch) sinken wird. Die Schecks an die Urheber werden in diesen Wochen verschickt.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Gemeinsam gegen Hassrede im Netz

Das Bundeskriminalamt (BKA) und die Landesmedienanstalten intensivieren ihre Zusammenarbeit im Kampf gegen Hassrede und strafbare Inhalte im Netz. Ab sofort können alle Medienanstalten in Deutschland Verdachtsfälle von strafrechtlich relevanter Hassrede an die Zentrale Meldestelle für strafbare Inhalte im Internet beim Bundeskriminalamt (ZMI BKA) melden. Bereits seit Mai 2022 arbeitet die Landesanstalt für Medien NRW eng mit dem BKA zusammen. Bis heute hat die Medienanstalt NRW knapp 700 Meldungen zugeliefert.
mehr »

Presserat berät über Döpfner-Leaks

Die Springer-Berichterstattung der vergangenen Wochen beschäftigt den Deutschen Presserat. Gleich zwei Fälle, die im Zusammenhang mit dem Springer-Verlag und der Bild-Zeitung stehen, muss der Presserat auf seiner nächsten Sitzung am 15. Juni 2023 behandeln. Grundlage für die Verfahren sind Beschwerden über die "Berliner Zeitung" und die "Zeit", die beim Presserat eingegangen sind. Beide Publikationen sollen den Pressekodex verletzt haben: Die "Zeit" den Persönlichkeitsschutz und die "Berliner Zeitung" den Informantenschutz.
mehr »

Gesetz zum Schutz von Whistleblowern verabschiedet

Nach dem Bundesstag hat heute auch der Bundesrat das neue Regelwerk zum Whistleblower-Schutz verabschiedet. Damit wurde endlich – nach anderthalbjähriger Verspätung – die Whistleblowing-Richtlinie der EU umgesetzt. Da dieser Schritt überfällig war, wird das sogenannte Hinweisgeberschutzgesetz zwar begrüßt, steht jedoch nach wie vor in der Kritik, da es keinen umfassenden Schutz für Whistleblower beinhaltet. Das Gesetz soll noch im Juni in Kraft treten.
mehr »

Rote Karte gegen Kahlschlag bei der DW

Beschäftigte der Deutschen Welle (DW) protestierten am Tag der Feierlichkeiten zum 70-jährigen Bestehen der Deutschen Welle in Berlin gegen den geplanten Personalabbau und die Umstrukturierung in zentralen Bereichen des öffentlich-rechtlichen Auslandsenders mit Standorten in Bonn und Berlin. 250 folgten dem Aufruf von ver.di im Bündnis mit den Personalräten des Medienkonzerns zu einem Fahrradkorso vom Sender zum Kundgebungsort am Pariser Platz.
mehr »