Rundfunkorchester München vor der Auflösung?

MÜNCHEN. Der Bayerische Rundfunk (BR) hat beschlossen, sein Münchener Rundfunkorchester bis Ende 2006 aufzulösen. Betroffen wären 71 Musiker. Für die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) ist dieser Vorgang „einmalig in der deutschen Nachkriegs-Rundfunkgeschichte“.

Der Bayerische Rundfunk wolle damit eine seiner erfolgreichsten Abteilungen auslöschen, heißt es in einer Erklärung. Ein Orchester, das sein Publikum quer durch alle Generationen gefunden habe, das gerade wieder seine Abonnentenzahl um über 45 Prozent steigern konnte, das sich mit bewundernswertem Engagement und hoher Kreativität besonders um junge Hörer, um Kinder und Jugendliche und sich damit um die Zukunft einer unserer wertvollsten kulturellen Traditionen kümmere.

Marcello Viotti, Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters, und Gernot Rehrl, Manager des Orchesters, legten nach Bekanntwerden des Beschlusses ihre Ämter nieder. Konzertverpflichtungen wird Viotti noch bis Juli 2006 wahrnehmen.

Vom Freundeskreis des Münchner Rundfunkorchesters wurde eine bayernweite Unterschriftenaktion für den Erhalt des Klangkörpers gestartet. In kurzer Zeit sind mehrere zehntausend Unterschriften abgegeben worden. Nach einem Spitzengespräch zwischen der Geschäftsführung der DOV und der gesamten Geschäftsleitung des Bayerischen Rundfunks hat bereits am 7. Dezember eine gemeinsame Arbeitsgruppe ihre Arbeit aufgenommen. Ziel ist es, die endgültige Abwicklung zu vermeiden und trotz bestehender Einsparvorgaben ein verkleinertes Orchester „unter 50 Musiker“ unter dem Dach des BR zu bilden. Betriebsbedingte Kündigungen sollen vermieden werden, werden jedoch derzeit vom BR nicht ausgeschlossen.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Erneute Streiks bei NDR, WDR, BR, SWR 

Voraussichtlich bis Freitag werden Streiks in mehreren ARD-Sendern zu Programmänderungen, Ausfällen und einem deutlich veränderten Erscheinungsbild von Radio- und TV-Sendungen auch im Ersten Programm führen. Der Grund für den erneuten Streik bei den großen ARD-Rundfunkanstalten ist ein bereits im siebten Monat nach Ende des vorhergehenden Tarifabschlusses immer noch andauernder Tarifkonflikt.
mehr »

Schutz vor zu viel Stress im Job

Immer weiter, immer schneller, immer innovativer – um im digitalen Wandel mithalten zu können, müssen einzelne Journalist*innen wie auch ganze Medienhäuser sich scheinbar ständig neu erfinden, die Belastungsgrenzen höher setzen, die Effizienz steigern. Der zunehmende Anteil und auch Erfolg von KI-basierten Produkten und Angeboten ist dabei nur das letzte Glied in der Kette einer noch nicht abgeschlossenen Transformation, deren Ausgang vollkommen unklar ist.
mehr »

Für eine Handvoll Dollar

Jahrzehntelang konnten sich Produktionsfirmen auf die Bereitschaft der Filmschaffenden zur Selbstausbeutung verlassen. Doch der Glanz ist verblasst. Die Arbeitsbedingungen am Set sind mit dem Wunsch vieler Menschen nach einer gesunden Work-Life-Balance nicht vereinbar. Nachwuchsmangel ist die Folge. Unternehmen wollen dieses Problem nun mit Hilfe verschiedener Initiativen lösen.
mehr »

Tarifverhandlungen für Zeitungsjournalist*innen

Bereits Ende Mai haben die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di und dem Zeitungsverlegerverband BDZV begonnen. Darin kommen neben Gehalts- und Honorarforderungen erstmals auch Regelungen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Sprache.
mehr »