Scharfe Kritik an Plänen zur Fusion von ARD und ZDF

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland - eine Säule der Demokratie
Fotos: ARD /Grafik: Petra Dreßler

Wenn es nach Teilen der Union geht, könnten ARD und ZDF bald zusammengelegt werden. Künftig solle es nur noch eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt geben, heißt es in einem Papier der Mittelstandsunion. Danach sollen die bisherigen Sender unter einem Dach fusionieren. „Mehrfachstrukturen entfallen“ und weniger Unterhaltung soll angeboten werden. Ver.di kritisierte den Vorschlag scharf, der von Lobbyinteressen geleitet sei.

Der Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), Frank Werneke, bezeichnete die Forderung der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU (MIT) nach einer Fusion von ARD und ZDF als „geplante Einschränkung der Meinungsvielfalt“. Der öffentliche-rechtliche Rundfunk sei ein Garant für qualitativ hochwertigen Journalismus und Meinungsvielfalt in Deutschland. „Dafür
sorgt nicht zuletzt der produktive Wettbewerb zwischen ARD und ZDF bei den vielen journalistischen Formaten“, erklärte Werneke, der auch Mitglied des ZDF-Fernsehrates ist.

Mit dem Vorstoß habe sich die MIT einseitig den Interessen privater Medienkonzerne unterworfen, kritisiert Werneke. „Wer unsere öffentlich-rechtlichen Fernsehsender fusionieren und klein halten, die Radiosender signifikant reduzieren, Kultur auf eine Basisversorgung beschränken und Übertragungen von Fußball-WM, -EM, Champions League sowie Olympischen Spielen privaten Anbietern überlassen will, betreibt nichts als Lobbyarbeit für die großen Medienhäuser“, sagte der ver.di-Vorsitzende.

Einem Bericht der Welt zufolge halten die Autor*innen des Papiers den Rundfunk generell für zersplittert, zu teuer und zu redundant. Mit dem Beitragsgeld der Bürger*innen würden Inhalte produziert, die ebenso von privaten Anbietern hergestellt werden könnten. Von der Reform wären auch die öffentlich-rechtlichen Radiosender betroffen. Sie müssen auf den „Kernauftrag reduziert werden, sodass von den derzeit 74 Radiosendern ein signifikanter Teil entfallen muss“, heißt es in dem Papier.

Das Reformpapier soll als Vorlage für die bevorstehenden Beratungen der MIT-Führung dienen. In den Unionsparteien und bei der AfD wird immer wieder Kritik an den öffentlich-rechtlichen Sendern laut. So verhinderte die CDU in Sachsen-Anhalt im Dezember, dass die Erhöhung des
Rundfunkbeitrages zu Jahresbeginn in Kraft treten konnte.


Jan Böhmermann zum Thema Reformdebatten:

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Negativrekord der Pressefreiheit

Mehr Übergriffe im Umfeld von Wahlen und eine Rekordzahl von Ländern mit katastrophalen Bedingungen für Medienschaffende. Die Lage der Pressefreiheit hat sich im weltweiten Vergleich weiter deutlich verschlechtert. Dies geht aus der Rangliste der Pressefreiheit 2024 von Reporter ohne Grenzen (RSF) hervor. Der Analyse zufolge befanden sich im vergangenen Jahr 36 Länder in der schlechtesten Wertungskategorie. Das sind so viele wie seit mehr als zehn Jahren nicht.
mehr »

Medienhäuser müssen Journalisten schützen

„Die Pressefreiheit ist auch in Deutschland zunehmend bedroht”, kritisiert die Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion (dju) in ver.di, Tina Groll, zum Internationalen Tag der Pressefreiheit. Die dju in ver.di verzeichne mit großer Sorge eine wachsende Anzahl der Angriffe, die die Gewerkschaft für Medienschaffende in einem internen Monitoring festhält.
mehr »

Beitragsanpassung unter der Inflationsrate

Seit die aktuelle Empfehlung der KEF zur Beitragsanpassung vorliegt, gibt es mehrere Ministerpräsidenten, die eine Zustimmung zu einer Erhöhung kategorisch ausschließen. Dabei hatte das Bundesverfassungsgericht vor drei Jahren bereits geurteilt, dass sich ein Bundesland dem Vorschlag der KEF im bislang gültigen Verfahren nicht einfach so widersetzen darf. M sprach mit dem KEF-Vorsitzenden Prof. Dr. Martin Detzel über die aktuelle Debatte um die Rundfunkfinanzierung.
mehr »

Filmtipp: Die Mutigen 56

Hin und wieder ist es gar nicht verkehrt, sich bewusst zu machen, wie gut es uns in vielerlei Hinsicht geht. Jedenfalls gemessen an anderen Zeiten. Vieles von dem, was uns heute selbstverständlich erscheint, musste erst erkämpft werden, zum Beispiel die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall; davon erzählt das sehenswerte Dokudrama „Die Mutigen 56 – Deutschlands längster Streik“.
mehr »