Popgruppe „Unheilig“ wollte Rezension gegenlesen
Nicht nur Fotografen werden von Konzertveranstaltern drangsaliert, sondern neuerdings auch Rezensenten: Für den jüngsten Auftritt der erfolgreichen Popmusikgruppe „Unheilig“ in Bremen sollte der Weser-Kurier (WK) nur unter der Bedingung kostenlose Pressekarten erhalten, dass er seine Konzertkritik vor der Veröffentlichung einem „Unheilig“-Mitarbeiter vorlegen würde.
Inzwischen will keiner mehr für diesen Zensurversuch richtig verantwortlich sein. Auf Anfrage von M behauptete „Unheilig“-Sprecherin Alexandra Dörrie, es habe sich um ein „Versehen“ und eine „Misskommunikation“ gehandelt. Der örtliche Veranstalter namens Revue-Konzerte habe die Rezension gerne gegenlesen wollen, habe sein Vorgehen aber nicht mit dem Management der Gruppe abgesprochen. „Wir autorisieren natürlich keine Konzertbesprechungen, weil das nicht dem Presserecht entspricht“, so die Sprecherin.
Nach Informationen von M berief sich Revue-Konzerte aber sehr wohl auf eine Vorgabe des „Unheilig“-Managements. Auf Nachfrage wollte sich Revue-Chef Stefan Paul nicht dazu äußern, sondern verwies auf seinen Ansprechpartner Dirk Verseck von der Agentur Headline, der dem „Unheilig“-Management „vorgekoppelt“ sei.
Verseck wiederum, nach eigenen Worten „Booker“ der Musikgruppe, behauptet, das Gegenlesen sei nur „wünschenswert“, aber keine Bedingung für Pressekarten gewesen. Denn der ortskundige Revue-Chef Paul habe beim WK „ein bisschen Bedenken gehabt“: „Die zerreißen immer alles in der Luft“. Nach Informationen von M hing die Presseakkreditierung aber eindeutig davon ab, dass die Rezension an Verseck geschickt und vom „Unheilig“-Management freigegeben würde.
Wer auch immer letztlich verantwortlich war: Der WK ließ sich auf den Zensurversuch nicht ein, sondern kaufte sich eine reguläre Karte und machte den Vorfall nach dem Konzert publik: „So etwas nennt man Zensur.“
Verseck und „Unheilig“ haben sich inzwischen beim WK entschuldigt. Dessen Konzertkritik war übrigens überwiegend positiv.