Unverständlich und unzumutbar

Die IG Medien in Ver.di Baden-Württemberg versteht – so Gerhard Manthey – die Krokodilstränen der Stuttgarter Gemeinderäte und der Freien Produzenten nicht, die forderten, dass der SWR seine Produktionen an sie vergeben müsse. Ein öffentlich-rechtlicher Sender ist zuerst einmal dazu da, seine Produktionen selbst zu fertigen, und nach öffentlich-rechtlichen Qualitätsnormen zu produzieren und dafür zu sorgen, dass die Arbeitsplätze im Sender gesichert sind und zukünftig auch werden. Produktionen auszulagern und Festangestellte und Freie aufzufordern, dort unter anderen und schlechteren Konditionen zu arbeiten, ist unzumutbar und wird von der Gewerkschaft auch nicht hingenommen. Es wäre unverständlich, im Sender Arbeitsplätze zu vernichten, um freie Produzenten am Leben zu erhalten.

Nur bei den eigenproduzierten Werken kann nach Auffassung der Gewerkschaft die Qualität garantiert werden, die im Sender bisher gefordert und realisiert wurde. Und: Die Rundfunkgebühren sind nicht dazu da , Start-ups oder die freien Produzenten zu ernähren, zumal diese in der Regel auch noch schlechtere Honorare an ihre freien MitarbeiterInnen zahlen, bei den ARD-Sendern aber höhere Kosten abrechnen.

Der wichtigste Punkt ist, dass es absurd ist, die Programm-Kompetenz aus dem SWR in die Maran verlagern zu wollen. Unter den Festangestellten ist niemand bereit, die „Auslagerung“ mitzumachen. Der Protest ist unter den Beschäftigten einhellig. Zumal bessere Alternativen im Sender entwickelt worden sind. Warum wurden diese den Gremien nicht vorgelegt? Die CDU hat sich formiert und will mit dem Intendanten ihre fragwürdigen Medienstandortpläne durchziehen. Auf Kosten des SWR. Und dessen Geschäftsleitung spielt leider mit. Die IG Medien jedenfalls hält diese Pläne mit dem SWR-Programmauftrag nicht vereinbar. Sie wird rechtliche Schritte prüfen, und – sollten diese positiv verlaufen – die zuständigen Gremien zur Klage ermuntern.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Reformstaatsvertrag: Zweifel am Zeitplan

Der Medienrechtler Dieter Dörr bezweifelt, dass es den Bundesländern gelingt, sich gemäß ihrer Planungen bis Ende Oktober auf einen Reformstaatsvertrag zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu verständigen. Er halte „diesen Zeitplan, um es vorsichtig auszudrücken, für ausgesprochen optimistisch“, sagte Dörr auf M-Anfrage. Nach dem bisherigen Fahrplan sollte der Reformstaatsvertrag dann bei der Ministerpräsidentenkonferenz im Dezember 2024 unterzeichnet werden.
mehr »

Reform oder Abrissbirne im Hörfunk

Die Hängepartie um Finanzierung und Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) geht weiter. Nach wie vor sträuben sich ein halbes Dutzend Ministerpräsidenten, der Empfehlung der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) für eine Beitragserhöhung um 58 Cent auf 18,94 Euro zu folgen. Bis Oktober wollen die Länder einen Reformstaatsvertrag vorlegen, um künftig über Sparmaßnahmen Beitragsstabilität zu erreichen. Einzelne ARD-Sender streichen bereits jetzt schon ihre Hörfunkprogramme zusammen.
mehr »

Erneute Streiks bei NDR, WDR, BR, SWR 

Voraussichtlich bis Freitag werden Streiks in mehreren ARD-Sendern zu Programmänderungen, Ausfällen und einem deutlich veränderten Erscheinungsbild von Radio- und TV-Sendungen auch im Ersten Programm führen. Der Grund für den erneuten Streik bei den großen ARD-Rundfunkanstalten ist ein bereits im siebten Monat nach Ende des vorhergehenden Tarifabschlusses immer noch andauernder Tarifkonflikt.
mehr »

Schutz vor zu viel Stress im Job

Immer weiter, immer schneller, immer innovativer – um im digitalen Wandel mithalten zu können, müssen einzelne Journalist*innen wie auch ganze Medienhäuser sich scheinbar ständig neu erfinden, die Belastungsgrenzen höher setzen, die Effizienz steigern. Der zunehmende Anteil und auch Erfolg von KI-basierten Produkten und Angeboten ist dabei nur das letzte Glied in der Kette einer noch nicht abgeschlossenen Transformation, deren Ausgang vollkommen unklar ist.
mehr »