Filme als Anregung zu politischem Engagement für Freiheit und Demokratie
Der ver.di-Fernsehpreis 2003 geht an Fred Breinersdorfer für das Drehbuch zu dem Film „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ und an Achim von Borries für die Regie des Films „England“. Die feierliche Verleihung fand im Studio A des Rundfunks Berlin-Brandenburg in Potsdam im Beisein der Bundesministerin für Bildung und Forschung Edelgard Bulmahn und RBB-Intendantin Dagmar Reim statt.
Der im NDR ausgestrahlte Fernsehfilm „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ macht betroffen, regt zum Nachdenken an. „Die zutiefst berührende Geschichte handelt von einer jungen Polizistin, die durch Mobbing und sexuelle Nötigung in den Selbstmord getrieben wird“, so Dorothea Müller vom ver.di-Bundesvorstand bei der Preisverleihung.
Spannende politische Stoffe
Der Film lehnt sich an wirkliche Geschehnisse in Deutschland an und wird inzwischen in der Polizeiausbildung eingesetzt. Hauptdarstellerin Anneke Kimsarnau bestach durch die hervorragende Darstellung der jungen Frau, die anfangs optimistisch und erfolgreich mit dem Polizeidienst begann und am Ende verzweifelt, gedemütigt, ausgemergelt keinen anderen Ausweg als den Kopfschuss sah. Stellvertretend für den gestandenen Drehbuchautoren Fred Breinersdorfer, der zum Zeitpunkt der Preisverleihung im Ausland weilte, nahm sie den Preis entgegen. Er sei stolz auf diesen Preis, der als einziger im deutschen Fernsehen die Umsetzung des Drehbuchs würdige. Er habe sich immer auch als „politischen Autoren“ gesehen, dem es offenbar gelungen sei, zu belegen, dass sich Spannung und politische Stoffe nicht ausschließen müssen“, so Breinersdorfer.
Eine überzeugende Regieleistung bescheinigte Vize-Chef Frank Werneke dem jungen Regisseur Achim von Borris für sein Regiedebüt bei dem Film „England“. In teils melancholisch wirkenden, mitunter sehr langsam gedrehten Sequenzen wird die Geschichte des jungen Viktor erzählt, der bei dem Reaktorunglück 1986 in Tschernobyl mit seinem besten Freund zusammen arbeitete und verstrahlt wurde. Beide träumten von einer gemeinsamen Fahrt nach England. Viktor kam jedoch zu spät nach Berlin, wo er nur noch das Grab des Freundes findet. Er selbst kommt bis Calais – in Blickweite von Dover. Dort stirbt er. Der Preis für sein „unbedarftes Erstlingswerk“ sei für ihn „überraschend und extrem erfreulich“, so Achim von Borris, der mit dem Darsteller des Viktor, Iwan Shvedoff, nach Potsdam gekommen war.
Langjährige Tradition
Diese Auszeichnung steht in der 38ährigen Tradition des DAG-Fernsehpreises. Nach Auffassung der siebenköpfigen Jury wurden auch in diesem Jahr mit den Arbeiten „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ und „England“ zwei Fernsehspiele prämiert, die „unter Wahrung künstlerischer Gesichtspunkte zeit- und gesellschaftspolitische Stoffe behandeln, welche geeignet sind, die politische Bildung zu vertiefen, die Urteilsfähigkeit in gesellschaftspolitischen Fragen zu erhöhen und die Bereitschaft zum politischen Engagement für Freiheit und Demokratie anzuregen.“ Der ver.di-Fernsehpreis für die Sparten Drehbuch und Regie ist mit je 7.500 Euro dotiert.