Kritische Untersuchung der saarländischen Landesmedienanstalt
Die Kritik der Mediengewerkschaft ver.di an der sinkenden inhaltlichen Qualität nicht nur der saarländischen Radiolandschaft findet unerwartete Unterstützung. Eine neue Studie der Universität des Saarlandes im Auftrag der Landesmedienanstalt attestiert den Hörfunkprogrammen des Landes zu viel Gedudel und zu wenig Informationen.
Die ver. di-Fachgruppe Rundfunk, Film, AV-Medien hatte bereits Ende vergangenen Jahres auf den schleichenden Informationsabbau im öffentlich-rechtlichen Programm SR1 und bei der damals einzigen privaten Konkurrenz von Radio Salü reagiert und Alarm geschlagen. Damals ging es nur um zwei Massenprogramme. Die Landesmedienanstalt ließ in der „Profilanalyse saarländischer Hörfunkprogramme“ dagegen alle acht Hörfunkprogramme untersuchen, die im Saarland terrestrisch ausgestrahlt werden – neben Radio Salü und SR1, SR2, SR3, SR4, „Unser Ding“, das „Deutschlandradio“ und den neuen privaten Anbieter JAM FM. Eines der auffälligsten Ergebnisse: Dem werbefreien öffentlich-rechtlichen Jugendradio „Das Ding / Unser Ding“, einem gemeinsamen Programm des Saarländischen und des Südwestrundfunks, gelingt es, in Sachen Informationsabstinenz mit Abstand den ersten Platz zu belegen.
Alle Informationen aus der „Konserve“
Der Intendant des Saarländischen Rundfunks, Fritz Raff, weist Dudelfunk-Vorwürfe trotzdem entschieden zurück: Die Hörfunkprogramme des Saarländischen Rundfunks müssten in ihrer Gesamtheit betrachtet werden. Die Wellen SR1, SR2, SR3 und Unser Ding deckten mit ihrem Angebot an Information und Unterhaltung den Markt für die verschiedenen Zielgruppen sehr gut ab. Auch der Jugendsender biete Nachrichten und tagesaktuelle Informationen.
Laut Statistik handelt es sich dabei um täglich gerade einmal 34 Minuten „informationsorientierter Wortbeiträge“. Die Privatsender Radio Salü und JAM FM schaffen immerhin 57 bzw. 51 Minuten. Bei beiden dominieren allerdings aus dem Studio verlesene Nachrichten-Meldungen und Service-Dienste. Hintergrundberichte spielen dagegen kaum eine Rolle. Agenturmeldungen und Pressemitteilungen zu verarbeiten ist und bleibt eben immer noch billiger, als Themen zu recherchieren oder eigenständige Beiträge zu produzieren. Radio Salü hat auf dem Weg des Informationsabbaus denn inzwischen auch konsequenterweise die Stelle des Chefredakteurs gestrichen, JAM FM laut Selbstdarstellung im Internet solche Aufgabenbereiche erst gar nicht besetzt.
Jugend kommt zu kurz
Doch auch für die beiden öffentlich-rechtlichen Massenwellen im Saarland ergab die Studie der Saar-Uni, dass bei SR1 und SR3 rund die Hälfte der Informationen über Nachrichtensendungen abgedeckt werden. Berichte und Beiträge kommen bei SR1 gerade mal auf einen Anteil 34 Prozent, bei SR3 auf immerhin 40 Prozent. SR2-Kulturradio und DeutschlandRadio haben dagegen den weitaus höchsten Anteil an Informationen, Berichten und Beiträgen. Ihre Einschaltquoten bewegen sich jedoch im unteren einstelligen Bereich. Das kleine Publikum zählt überwiegend zur älteren Generation. Der Direktor der Landesmedienanstalt, Gerd Bauer (CDU), spricht deshalb von Defiziten vor allem beim Informationsangebot für junge Hörer. Diese abzubauen seien vor allem die öffentlich-rechtlichen Sender in der Pflicht. Das wird der Saarländische Rundfunk finanziell jedoch kaum leisten können. Der Sender ist wegen der Kürzung des Gebührenfinanzausgleichs zu massiven Einsparungen gezwungen. Und am Billigsten ist und bleibt: Gedudel.