WDR-Novelle: Weniger Werbung im Radio

Der nordrhein-westfälische Landtag hat am 27. Januar die Novellierung des WDR-Gesetzes beschlossen. Bis 2019 sollen die Werbezeiten im WDR-Hörfunk deutlich reduziert werden. Außerdem sieht die Novelle unter anderem eine Aufstockung des WDR-Rundfunkrats auf 60 Mitglieder sowie die verbindliche Regelung von Kooperationen mit Dritten vor. Damit bekommt auch der Rechercheverbund aus WDR, NDR und „Süddeutsche Zeitung“ eine rechtlich gesicherte Grundlage.
SPD und Grüne hatten einen Tag zuvor einer Reduzierung der Werbezeiten in den WDR-Radioprogrammen zugestimmt und dazu vor der Landtagsabstimmung zur Novellierung des WDR-Gesetzes einen Änderungsantrag eingebracht. Entgegen der diesbezüglichen Beschlussempfehlung des Ausschusses für Kultur und Medien wurde die Gesetzesnovelle nun in der auf Antrag von SPD und Grünen geänderten Fassung beschlossen. Damit hat sich Rot-Grün nicht nur den Unmut von WDR-Intendant Tom Buhrow zugezogen, der gestern an den Landtag appellierte, die Gesetzesnovelle abzulehnen.
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) warf der rot-grünen Landesregierung in ihrer Pressemitteilung vor, ein politisches Versprechen gebrochen zu haben. Demnach sollte es keine Reduzierung der Werbezeit im WDR-Hörfunk ohne Kompensation bei den Gebühreneinnahmen geben. „Für die Beschäftigten hat das fatale Folgen. Wir appellieren an alle Landtagsabgeordneten, dem Gesetz nicht zuzustimmen. Ohne Kompensation an anderer Stelle gehen Arbeitsplätze verloren und fehlt Geld für gute Programme. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wird dadurch ebenso geschwächt wie der Medienstandort Nordrhein-Westfalen. Das Gesetz ist ein Geschenk an die privaten Medienunternehmen“, kritisierte ver.di-Sekretär Bernd Fiegler.
Bisher hatte sich ver.di gegenüber den Ländern zwar wiederholt für ein werbefreies öffentlich-rechtliches Programm ausgesprochen (so in einer Stellungnahme an die Länderchefs vom März 2014 oder in der Stellungnahme zur geplanten Novellierung des WDR-Gesetzes vom November 2015). Allerdings nicht, ohne dabei auch konkrete Maßnahmen zur Kompensation der daraus entstehenden Schwierigkeiten zu fordern. Seitens der Landesregierung habe es dazu im Vorfeld der Abstimmung die Versicherung gegeben, dass solch eine Gesetzesnovelle nicht im Alleingang beschlossen werden würde und man sich zuerst für eine bundesweit abgestimmte Lösung zur Kompensation via Gebühreneinnahmen einsetzen würde. Mit dem Beschluss, die Werbezeit von aktuell täglich 90 Minuten in drei Programmen auf maximal 60 Minuten in einem einzigen Programm zu reduzieren, seien nun nicht nur die Arbeitsplätze der freien und festen Kolleg_innen beim WDR-Hörfunk sowie bei der Werbetochter WDR mediagroup gefährdet, unter den Einbußen könne auch die Qualität des Hörfunkprogramms leiden, warnte Fiegler.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »

KI beinflusst Vielfalt in den Medien

Künstliche Intelligenz kann journalistische Texte in verschiedene Sprachen übersetzen und damit viel mehr Nutzer*innen ansprechen. Gleichzeitig kann sie aber auch Stereotype, die in diesen Texten enthalten sind, verfestigen. Gefahren und Chancen von KI-Anwendungen im Journalismus standen im Fokus der diesjährigen NxMedienkonferenz der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM), die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen.
mehr »

ARD & ZDF legen Verfassungsbeschwerde ein

Nachdem die Ministerpräsident*innen auf ihrer Jahreskonferenz Ende Oktober keinen Beschluss zur Anpassung des Rundfunkbeitrags ab 2025 fassten, haben heute ARD und ZDF Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingelegt. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di begrüßt die Initiative.
mehr »