„Süddeutsche Zeitung“
Uwe-Karsten Heye, Regierungssprecher von 1998 bis 2002, sagte in einem Interview über den Journalismus („SZ“ 28.1.2003):
„Der Trend geht dahin, alles so schnell und so preiswert wie möglich zu produzieren. Darunter leiden Gründlichkeit und Intellektualität. Oft wird das Gegebene unreflektiert übernommen und nur vordergründig berichtet, statt sorgfältig die Hintergründe zu analysieren. Der Online-Journalismus hat diesen Trend verstärkt. Die Verleger glauben offenbar, den fahrlässig herbeigeführten Qualitätsverlust leicht wieder aufholen zu können, indem später wieder mehr Journalisten eingestellt werden. Aber diese Denkweise ist verheerend.“ …
„Die Verleger bauen schon seit Jahrzehnten Personal ab und versuchen, auf Kosten der journalistischen Qualität zu sparen. Die meisten Journalisten lehnen sich aber nicht dagegen auf, sondern spielen das Spiel mit. Das ist einer der Gründe dafür, dass die Bedeutung der Qualitätspresse für die öffentliche Meinungsbildung gesunken ist.“ …
„Früher, in den Sechzigern, Anfang der siebziger Jahre, war ,Der Spiegel‘ das Leitmedium. Er war wichtiger Teil der Gegenöffentlichkeit, der politische Prozesse intellektuell hinterfragte. Damals hat man dem Montag, dem Erscheinungstermin der nächsten Ausgabe, entgegen gefiebert. Heute hat Der Spiegel seinen intellektuellen Glanz weitgehend verloren. Statt dessen hat sich Bild als Meinungsführer durchgesetzt, eine Zeitung, die das Land mit einer Wutwelle nach der anderen überflutet. Das Boulevardblatt setzt die Themen – heute dieser Aufreger, morgen jener Skandal – und alle anderen pfeifen die Leitmelodie mit.“ …