150 Stellen bei Thüringer Zeitungen gestrichen

Die MediengruppeThüringen wird fast 150 Stellen streichen. Das kündigte die Geschäftsleitung am 22. Februar in einem Rundschreiben an die Belegschaft der drei Regionalzeitungen „Thüringer Allgemeine“, „Thüringische Landeszeitung“ und Ostthüringer Zeitung“ an. Verkauft wird dieser Einschnitt in Redaktion und Verlag der Funke-Blätter als „Zukunftsprogramm“, mit dem die „Lokalberichterstattung gestärkt“ werden soll. Die Lokalteile würden umstrukturiert und ausgebaut, die bisherigen unterschiedlichen Mantelteile kommen künftig aus einer neuen Redaktionsgesellschaft.

Insgesamt sollen die Stellen von 65 Redakteur_innen und von 35 Mitarbeiter_innen in den Sekretariaten wegfallen. Außerdem werden 45 Arbeitsplätze im Verkauf gestrichen. Die Lokalredaktionen sollen um weitere Redakteure aufgestockt werden! Die drei Chefredakteure werden die neue Redaktionsgesellschaft „gemeinschaftlich inhaltlich steuern und für die individuelle Ausprägung der einzelnen Titel sorgen“. Ab dem Sommer soll außerdem die Funke-Zentralredaktion in Berlin nationale und internationale Inhalte aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Ratgeber, Wissen und Vermischtes liefern.

Mit diesen Einsparungen wolle die Mediengruppe Thüringen den seit Jahren sinkenden Abonnementszahlen und Anzeigenerlösen begegnen, heißt es aus der Geschäftsleitung. Zudem wird auf Mehrkosten in zweistelliger Millionenhöhe wegen der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns bei den Zustellern verwiesen.
Auch eine andere Interpretation ist möglich, wie ver.di Sekretär Michael Kopp gegenüber M erklärte: „Die Funke-Mediengruppe stellt mit der aktuellen Entscheidung für eine zentrale Mantelredaktionseinheit die Weichen für eine Thüringer Funke-Einheitszeitung. Die Reste der Pressevielfalt in Thüringen werden nun vollends dem Gewinn geopfert. Schon mit der Inthronisierung von Klaus Lange als Geschäftsführer (vorher Volksstimme Magdeburg/Bauer Media Group) war nichts Positives zu erwarten. Ca. 100 Beschäftigte verlieren für die Stabilisierung einer zweistelligen Rendite ihren Arbeitsplatz. ver.di wird die Betriebsräte bei den Verhandlungen für Beschäftigungssicherung und Sozialpläne unterstützen.“

Die Mediengruppe Thüringen beschäftigt eigenen Angaben zufolge 1500 Mitarbeiter. Hinzu kommen 7200 Zusteller_innen. Neuer Sprecher der Mediengruppe wird ab 1. März Michael Tallai, der seit Juni 2015 zur Geschäftsführung gehört. Er löst Klaus Lange ab.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Filmtipp:  Nürnberg ’45 

Hauptfigur des bewegenden Dokudramas über die Nürnberger Prozesse ist der junge jüdische Auschwitz-Überlebende Ernst Michel, der nun als Journalist über die Verhandlungen berichtet. Den dokumentarischen Teil prägen Michel selbst (gesprochen von Heino Ferch), seine Tochter (Annette Frier) und der Sohn (Herbert Knaup) einer polnischen Überlebenden. In den Spielszenen wirken außerdem Francis Fulton Smith als Hermann Göring und Wotan Wilke Möhring als dessen Anwalt mit.
mehr »

dju fordert Schutz für Medienschaffende

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di fordert nach dem erschreckend milden Urteil im Verfahren zum Angriff auf Journalist*innen in Dresden-Laubegast staatlich garantierten Schutz für Medienschaffende. Über zehn Männer hatten im Februar 2022 in Dresden-Laubegast am Rande einer Demonstration im verschwörungsideologischen Milieu sechs Journalist*innen und ihren Begleitschutz angegriffen.
mehr »

Unsicherheit in der Medienlandschaft

Künstliche Intelligenz (KI) und ihre Auswirkungen auf die Medienbranche wurden auch bei des diesjährigen Münchner Medientagen intensiv diskutiert. Besonders groß sind die Herausforderungen für Online-Redaktionen. Im Zentrum der Veranstaltung  mit 5000 Besucher*innen, mehr als 350 Referent*innen aus Medienwirtschaft und -politik, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft, stand allerdings die Frage, wie Tech-Konzerne reguliert werden sollten.
mehr »

Für faire Arbeit bei Filmfestivals

„Wir müssen uns noch besser vernetzen und voneinander lernen!“, war die einhellige Meinung bei der Veranstaltung der ver.di-AG Festivalarbeit im Rahmen des  Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm. Die AG hatte zu einer Diskussionsrunde mit dem Titel Labour Conditions for Festival Workers: Roundtable & Fair Festival Award Launch eingeladen. Zu Gast waren internationale Teilnehmer*innen. Die Veranstaltung war auch der Startschuss zur ersten Umfragerunde des 4. Fair Festival Awards.
mehr »