Allianzen statt Fusionen

Während in den USA Megafusionen die Medienbranche umpflügen, dreht sich auf dem alten Kontinent das Karussell der Kooperationen und Allianzen weiter. Bei der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone Airtouch waren sowohl Bertelsmann als auch der französische Vivendi-Konzern als potenzielle Partner fürs Internet-Geschäft im Gespräch. Nachdem sich Bertelsmann aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen durch die AOL-Time-Warner-Fusion nun doch aus AOL Europe zurückzieht, dürfte das Ringelreihen der strategischen Partnerschaften in der nächsten Zeit munter weitergehen.Auf dem Fernsehmarkt herrschen indessen klarere Verhältnisse, seit sich Rupert Murdochs News Corporation von der Beteiligung bei Vox getrennt hat. Der erweiterten RTL-Senderfamilie unter dem Dach der CLT-Ufa steht nun nichts mehr im Wege. Und Murdoch macht sich im Verbund mit Leo Kirch daran, das hochdefizitäre Pay-TV-Geschäft hierzulande zum langersehnten Erfolg zu führen. Immerhin erreicht Murdochs britisches Bezahlfernsehen BSkyB mehr als sechs Millionen Abonnenten. Und so steht zu erwarten, dass Premiere World in Deutschland von der Finanzkraft und den umfangreichen Programmressourcen der News Corporation profitieren kann.

Die öffentlich-rechtliche Konkurrenz sieht den Pay-TV-Verbund mit einiger Besorgnis. „Diese Entwicklung bedeutet wahrscheinlich einen Dammbruch in der deutschen Rundfunklandschaft – zum Nachteil des Fernsehpublikums und der Öffentlichkeit“, sagt der ARD-Vorsitzende und SWR-Intendant Peter Voß. Es werde nur noch eine Frage der Zeit sein, bis in Deutschland Spitzenfußball nur noch gegen Extragebühr zu sehen sein wird. Ähnlich bedrohlich empfindet Voß die Lage auf dem Filmmarkt: „Gegen die geballte Einkaufsmacht der Filmhändler Murdoch und Kirch sind alle anderen nur zweite Liga.“

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Gemeinsame Standards für Medienfreiheit

In Brüssel wird der European Media Freedom Act (EMFA) bereits als "Beginn einer neuen Ära" zelebriert. Ziel der Verordnung ist es, die Unabhängigkeit und Vielfalt journalistischer Medien in der EU in vielfacher Hinsicht zu stärken. Doch wie er von den Mitgliedsstaaten  - vor allem dort, wo etwa die Pressefreiheit gefährdet ist wie Ungarn und der Slowakei - umgesetzt wird, zeigt sich erst im kommenden Sommer.
mehr »

Rundfunkreform mit vielen Fragezeichen

Bis zuletzt hatten die öffentlich-rechtlichen Anstalten auf ein Ende der Blockade einer Beitragserhöhung durch die Ministerpräsidenten der Länder gehofft. Die Verweigerungshaltung der Politik ließ ihnen am Ende keine Wahl: Am 19. November kündigten ARD und ZDF eine Klage beim Bundesverfassungsgericht an, um ihren Anspruch auf die von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) errechnete Empfehlung einer Beitragserhöhung um 58 Cent auf 18,94 Euro monatlich durchzusetzen.
mehr »

KI-Lösungen: Heise macht es selbst

Das Medienhaus „Heise Medien“ hat kürzlich das auf generative Künstliche Intelligenz (KI) spezialisierte Medienhaus „Deep Content“ (digitale Magazine „Mixed“ und „The Decoder“) aus Leipzig gekauft. Damit will Heise die Zukunft generativer KI mitgestalten. „Deep Content“ entwickelte mit „DC I/O“ ein professionelles KI-gestütztes Workflow-Framework für Content-Teams und Redaktionen. Bereits seit Juni dieses Jahres kooperiert Heise mit „Deep Content“ bei der Produktion des Podcasts „KI-Update“. Hinter der Übernahme steckt die Idee, den neuen Markt weiter zu erschließen und hohe Gewinne einzufahren.
mehr »

Audiodeskription: Die KI liest vor

Die Hälfte der öffentlich-rechtlichen Sender verwendet inzwischen auch synthetische oder mit Künstlicher Intelligenz (KI) generierte Stimmen, um für Fernsehformate Audiodeskriptionen zu erstellen. Das ergibt sich aus Nachfragen von M bei den neun ARD-Landesrundfunkanstalten und beim ZDF. Neben professionellen Sprecher*innen setzen der MDR, WDR, NDR, Radio Bremen und das ZDF auch auf synthetische oder KI-Stimmen für die akustische Bildbeschreibung.
mehr »