Digitalradio weiter auf Wachstumskurs

Symbolbild: 123rf/M

Der Hörfunk in Deutschland bleibt weiterhin auf digitalem Wachstumskurs. Mehr als zwei Drittel aller Personen ab 14 Jahren haben mittlerweile Zugang zu mindestens einer Empfangsmöglichkeit für Digitalradio. Das analoge UKW behauptet sich zwar als meistgenutzte Empfangsart, verliert aber kontinuierlich an Bedeutung. Dies sind Ergebnisse der Studie „Audio Trends 2022 – Digitalisierungsbericht der Medienanstalten“, die im Umfeld der Internationalen Funkausstellung online präsentiert wurde.

„Digitalradio ist relevant, attraktiv und das Fundament für die Zukunft des Hörfunks“, konstatierte Thorsten Schmiege, Koordinator des Fachausschusses Infrastruktur und Innovation der Medienanstalten, zugleich Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). Der Umstieg auf digitalen Empfang bedeute für die Hörer*innen eine „große Bereicherung“, denn „die Qualität und die Programmvielfalt wachsen in regionaler und lokaler Hinsicht“. Laut Schmiege sind mittlerweile mehr als 260 Programme regional unterschiedlich über DAB+ zu empfangen. Die größte Herausforderung für die Audio-Anbieter bestehe in den kommenden Jahren darin, dass ihre Angebote auf allen wichtigen Plattformen aufgefunden werden. Diese gelte vor allem für den Empfang im Auto.

Die Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland hat gegenüber dem Vorjahr erneut einen Sprung nach vorn gemacht. 12,6 Millionen Haushalte (mit 24 Mio. Personen) verfügen inzwischen über mindestens ein Radiogerät mit dem terrestrischen Digitalstandard DAB+. In der Regel nutzen die Haushalte gleich mehrere DAB+ Geräte, weshalb die Gesamtzahl der Geräte zu Hause und im Auto mittlerweile bei rund 23,8 Millionen liegt. Das sind rund 2,2 Millionen mehr als im Vorjahr – immerhin ein Zuwachs von zehn Prozent.

Bei der Versorgung mit DAB+-Radios hat Nordrhein-Westfalen den langjährigen Spitzenreiter Bayern von Platz 1 verdrängt. Im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW sind inzwischen 2,8 Mio. Haushalte mit DAB+ versorgt, in Bayern sind es knapp 2,3 Millionen.

Digital wird immer mehr zum Standard. Der Anteil von DAB+, IP- oder Hybridradios hat sich dem Bericht zufolge in den letzten fünf Jahren von 11 auf 21 Prozent fast verdoppelt. Demgegenüber sinkt die Ausstattung mit UKW-Geräten. Im Vergleich zu 2018 stehen heute gut 12 Millionen UKW-Radios weniger in den Haushalten. Demgegenüber verzeichnen digitale Geräte ein Plus von 16 Millionen. In der Gesamtbetrachtung liegt UKW aber mit über 120 Millionen Empfangsgeräten immer noch klar vorn.

Mehr als ein Viertel aller Autoradios empfängt schon digitalen Hörfunk, was auf eine Verdoppelung in den letzten fünf Jahren hinausläuft. Der Anstieg der Empfänger mit DAB+ oder Internet-Radio wird unter anderem durch die Digitalradioplicht im Auto begünstigt – seit Dezember 2020 sind alle PKW-Hersteller verpflichtet, Neuwagen mit digitalem Audioempfang auszustatten. Die Zahl der DAB+ Radios in Autos stieg dadurch allein im vergangenen Jahr um mehr als 1,5 Mio. Geräte auf über zehn Millionen.

Mehr als die Hälfte der Personen ab 14 Jahren in Deutschland nutzt Webradio. Mit 27 Prozent meistgenutztes Webradio-Gerät ist das Smartphone. Die Zahl derjenigen, die Webradio am Smart Speaker nutzen, hat sich in den letzten fünf Jahren von 2,8 Prozent auf über neun Prozent mehr als verdreifacht.

Ruth Meyer, Direktorin der Landesmedienanstalt Saarland (LMS), die gemein­sam mit der BLM die Audio Trends verantwortet, sagte, gerade in Zeiten multipler Krisen habe das Digitalradio mit „aktuellem Qualitätscontent“ seine Vorteile unter Beweis gestellt. Die Herausforderung bestehe darin, bei der Vielfalt von 260 Programmangeboten regional und lokal zugespitzt für Auffindbarkeit zu sorgen.  „Audio ist auch in der digi­ta­len Welt abso­lut im Trend“, bekräftigte die LMS-Direktorin. Sei­ne Zukunfts­fä­hig­keit ent­schei­de sich in der Gewähr­leis­tung dis­kri­mi­nie­rungs­frei­er Rah­men­be­din­gun­gen. Meyer: „Nur so wird der Hör­funk sei­ne Stär­ke als Echt­zeit­me­di­um und Tages­be­glei­ter aus­spie­len kön­nen.“

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Initiative: KI besser nutzbar machen

Der Dominanz der globalen Big-Tech-Konzerne etwas entgegensetzen – das ist das Ziel einer Initiative, bei der hierzulande zum ersten Mal öffentlich-rechtliche und private Medienanbieter zusammenarbeiten. Sie wollen mit weiteren Partnern, vor allem aus dem Forschungsbereich, ein dezentrales, KI-integriertes Datenökosystem entwickeln. Dadurch soll die digitale Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Medienstandorts gestärkt werden.
mehr »

Italien: Protest gegen Entlassung von EU-Korrespondent

Der italienische Journalist Gabriele Nunziati, Brüsseler Korrespondent der Nachrichtenagentur Agenzia Nova, hatte der Sprecherin der Europäischen Kommission, Paula Pinho, eine Frage zur Verantwortung Israels für den Wiederaufbau des Gazastreifens gestellt. Daraufhin beendete seine Agentur das Arbeitsverhältnis mit ihm.
mehr »

Anteil von Frauen in Führung sinkt

Nach Jahren positiver Entwicklung sinkt der Anteil von Frauen in Führungspositionen im Journalismus das zweite Jahr in Folge. Der Verein Pro Quote hat eine neue Studie erstellt. Besonders abgeschlagen sind demnach Regionalzeitungen und Onlinemedien, mit Anteilen von knapp 20 Prozent und darunter. Aber auch im öffentlichen Rundfunk sind zum Teil unter ein Drittel des Spitzenpersonals weiblich.
mehr »

Filmtipp:  Nürnberg ’45 

Hauptfigur des bewegenden Dokudramas über die Nürnberger Prozesse ist der junge jüdische Auschwitz-Überlebende Ernst Michel, der nun als Journalist über die Verhandlungen berichtet. Den dokumentarischen Teil prägen Michel selbst (gesprochen von Heino Ferch), seine Tochter (Annette Frier) und der Sohn (Herbert Knaup) einer polnischen Überlebenden. In den Spielszenen wirken außerdem Francis Fulton Smith als Hermann Göring und Wotan Wilke Möhring als dessen Anwalt mit.
mehr »