Google zahlt an Verlage für Inhalte

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Der Suchmaschinen-Konzern Google startet zusammen mit 20 Medienhäusern aus Deutschland ein Nachrichtenangebot mit Inhalten, für die der US-Konzern erstmals in seiner Geschichte Lizenzgebühren bezahlt. Für Angebote in dem „Google News Showcase“ werde man in den ersten drei Jahren weltweit mehr als eine Milliarde Dollar (855 Millionen Euro) bereitstellen, kündigte das Unternehmen an. Danach seien bisher Verträge mit bis zu 200 Nachrichtenverlagen aus Deutschland, Brasilien, Argentinien, Kanada, Großbritannien und Australien abgeschlossen worden.

Der Dienst sollte zunächst in der bestehenden Google News App für Android für Anwender in Deutschland und Brasilien beginnen, so die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Es folge dann die Google News App für das iPhone. Danach sollen die Inhalte auch auf dem Smartphone in Google Discover sowie in der Google-Suche erscheinen. Anwender müssen dafür keine neue App installieren. Sie bekommen künftig über das Angebot auch kostenlos Zugriff auf einige Artikel, die die Verlage hinter eine Bezahlschranke gestellt haben.

Die Initiative hatte Google im Juni 2020 angekündigt (siehe News vom 26. Juni 2020). Neben bereits bekannten Partnern wie „Der Spiegel“, „Die Zeit“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Rheinische Post“ und „Der Tagesspiegel“ sind in Deutschland nun 15 weitere Medienunternehmen mit an Bord. Dazu zählen Burda („Focus Online“), Berliner Verlag („Berliner Zeitung“), Funke Mediengruppe („WAZ“), Gruner und Jahr („Stern“), Handelsblatt-Gruppe („Handelsblatt“, „Wirtschaftswoche“), Ippen Media Group („Münchner Merkur“), Lensing Media („Ruhr Nachrichten“), Mediengruppe Oberfranken („In Franken“), Mediengruppe Pressedruck („Augsburger Allgemeine“, „Südkurier“), „Neue Osnabrücker Zeitung“, Ströer (T-Online), VRM („Allgemeine Zeitung“) sowie Computec Media („Golem“) und Netzwelt. Das Angebot solle weiter ausgebaut werden.

Kritik kam vom Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV). Google erkenne mit dem neuen Angebot grundsätzlich an, dass es für Presseinhalte zahlen müsse, teilte der BDZV dpa mit. „Es ist daher umso weniger nachvollziehbar, dass der Konzern sich gegen klare gesetzliche Regelungen zum Schutz von Presseinhalten wendet. Es drängt sich der Verdacht auf, dass Google offenbar lieber ein eigenes Angebot lanciert, bei dem es die Teilnahmebedingungen diktieren kann, anstatt Recht und Gesetz in der EU anzuerkennen“, so der BDZV. „Die Geldausschüttung an Verlagshäuser erfolgt bei Google nach Gutsherrenart“, teilte der Verband weiter mit. Das habe „nichts mit unseren Vorstellungen von einem modernen Urheberrecht im 21. Jahrhundert zu tun“.


Ergänzung am 13.Oktober 2020

Das Angebot von Google, für Lizenznachrichten zu zahlen, wird von der Internationalen Journalisten-Förderation als „wichtiger erster Schritt“ begrüßt. Die Zusage von nur einer Milliarde US-Dollar weltweit in den nächsten drei Jahren wird jedoch als „weit entfernt von einer fairen Vergütung“ bezeichnet. IFJ-Präsident Younes M’jahed sagte außerdem: Google „muss sowohl Verlegern als auch Journalisten eine faire und angemessene Vergütung bieten.“

 

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