IRT in München soll dichtgemacht werden

Screenshot IRT: https://www.irt.de/de/home

Das weltweit renommierte Institut für Rundfunktechnik (IRT) in München soll Ende des Jahres geschlossen werden. Nach dem ZDF haben alle neun ARD-Anstalten sowie die Sender aus Österreich und der Schweiz (ORF, SRG/SSR) ihre Gesellschafterverträge mit der Forschungseinrichtung gekündigt. 120 Mitarbeiter*innen sollen entlassen werden. Als Gründe werden ein Nichtmehr-gebraucht-Werden und Sparnotwendigkeiten angegeben.

Für die Beschäftigten sei diese „Schließung ohne Not“ nicht nachvollziehbar. Sie weisen in einer öffentlichen Mitteilung auf die hervorragenden Leistungen des Instituts auf den Gebieten „Künstliche Intelligenz, 5G, IP-Vernetzung heutiger und künftiger Produktionsprozesse, Neue Audio- und Video-Technologien, Barrierefreiheit und Standardisierung in den Zeiten von Mediatheken“ hin. Erst im Januar 2020 gewann der vom IRT mitentwickelte und nicht nur von der ARD deutschlandweit eingesetzte IP-Audio-Standard AES67 den renommierten Emmy Award for Technology and Engineering. Finanziell stehe das IRT derzeit so gut wie noch nie da.

Nach dem Patentskandal der Vergangenheit sei Im IRT „aufgeräumt, Anfang 2018 ein neuer Geschäftsführer eingestellt und an einem Zukunftskonzept gearbeitet“ worden. „Noch im September 2019 wurde der Belegschaft das von allen Gesellschaftern ausgearbeitete Konzept des IRTs mit einem 5-Jahres-Plan, großem Einsparpotential und ohne betriebsbedingte Kündigungen vorgestellt“, heißt es in dem Schreiben. Aber dann „der Schock“: die Kündigungen der Gesellschafter kurz vor Weihnachten letzten Jahres.

Dass ARD und ZDF durch eine übereilte Schließung der Gemeinschaftseinrichtung IRT Geld sparen, dürfe stark bezweifelt werden. Im Gegenteil, wenn sich jede einzelne Anstalt nun selbst mit strategisch wichtigen Zukunftsthemen beschäftige, schaffe das teurere Parallelstrukturen, so die Beschäftigten.

Menschen Machen Medien“ berichtete:

https://mmm.verdi.de/medienpolitik/strafanzeige-gegen-irt-patentanwalt-41065

https://mmm.verdi.de/medienwirtschaft/innovationen-aus-freimann-44755


Aktualisierung am 13. Februar 2020:

connexx.av und ver.di Bayern haben eine Petition zur Erhaltung des IRT und zur Unterstützung der Beschäftigten gestartet. Sie kann hier mitgezeichnet werden.

Weitere aktuelle Beiträge

Verhandlungen sind keine Selbstbedienung

Leider funktionieren Tarifverhandlungen nicht nach dem Supermarktprinzip, man kann nicht einfach ins Regal greifen und sich herausholen, was man sich wünscht. Am ehesten stimmt der hinkende Vergleich noch, wenn es ans Zahlen geht: Umsonst bekommt man nämlich auch bei Tarifverhandlungen nichts. Was auf der anderen Seite allerdings auch bedeutet: Hängt man sich richtig rein, dann lohnt sich das meistens.
mehr »

Tarifeinigung bei Tageszeitungen 

In der zehnten Verhandlungsrunde haben sich die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) in Hamburg auf einen neuen Tarifvertrag für Redakteur*innen bei Tageszeitungen geeinigt. Der Tarifeinigung waren bundesweit in 36 Verlagen und Redaktionen Streiks vorausgegangen, die zuletzt bis zu sechs Tage angedauert haben.
mehr »

Proteste bei TiKTok in Berlin

Rund 150 Beschäftigten der Trust and Safety-Abteilung (Content-Moderation) von TiKTok und einem Teil der Beschäftigten aus dem Bereich TikTok-Live (rund 15 Beschäftigte) in Berlin droht die Kündigung. Das  chinesische Unternehmen plant die Content-Moderation künftig verstärkt durch Large-Language-Models (Künstliche Intelligenz) ausführen zu lassen und die Arbeit an andere Dienstleister auszulagern. Dagegen protestierten heute vor der TikTok-Zentrale in Berlin Beschäftigte und Unterstützer*innen.
mehr »

Drei Fragen zum Streik der SZ

In den beiden Wochen vor der zehnten Tarifrunde mit dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) am 18. Juli erhöht die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) mit den Redakteur*innen in den Zeitungsredaktionen bundesweit den Streikdruck. Besonders im Süden der Republik kommt es zu mehrtägigen, spürbaren Streiks. Auch bei der Süddeutschen Zeitung (SZ) wird seit gestern wieder gestreikt. Wir sprachen mit Ertunç Eren, ver.di-Fachsekretär Medien, Bezirk im München.
mehr »