Aus für Anzeigenblätter in Münster

Bei Aschendorff werden hunderte Gratiszeitungszusteller*innen ihren Job verlieren. Foto: Frank Biermann

Zum ersten Mai dieses Jahres stellt die westfälische Unternehmensgruppe Aschendorff sämtliche Anzeigenblätter ein. In Münster und im Münsterland betrifft das alle „Hallo“- und „Blickpunkt“-Ausgaben, die „Grenzland Wochenpost“, den „Stadtanzeiger Coesfeld/ Dülmen“, die „Wir in Steinfurt“, die „Dreingau Zeitung“ sowie das „Lengericher Wochenblatt“. Die kumulierte Auflage dieser Titel liegt nach Verlagsangaben bei 362.000 Exemplaren.

In einer Hausmitteilung des Unternehmens wird der drastische Schritt mit einer„nie dagewesenen Kostensteigerungen“ begründet. Dreifach höhere Papierkosten, gestiegen Energiekosten und der Anstieg des Mindestlohns. Das habe in der Summe den Anzeigenblättern die wirtschaftliche Basis entzogen. Der Verlag wolle sich mit dieser „ganz bewußten Entscheidung“ auf die gedruckte und digitale Tageszeitung und Bezahlprodukte fokussieren. Die Maßnahmen habe personelle Einschnitte in der Vermarktung, der inhaltlichen Herstellung, technischer Produktion und Zustellung zur Folge. In den gewerkschaftlich organisierten Betrieben laufen dazu seit dieser Woche Gespräche mit den Gremien, heißt es. Es muss mit betriebsbedingten Kündigungen in gravierendem Ausmaß gerechnet werden, insbesondere beim Tochterunternehmen Aschendorff direkt, das für die Zustellung zuständig ist.

Zeitgleich mit den Anzeigenblättern wird das in Bielefeld herausgegebene Sonntagsblatt „OWL am Sonntag“ ebenfalls eingestellt, wie das jetzt die Chefredaktion auf Nachfrage bestätigt hat. Der Titel gehört zum „Westfalen-Blatt“, das zur Unternehmensgruppe Aschendorff gehört. Das Unternehmen, so heißt es in einem Schreiben der Chefredaktion, werde versuchen, die Veränderungen mit Augenmaß und entsprechend seiner sozialen Verantwortung gegenüber den Betroffenen umzusetzen. Nach Berechnungen der Aschendorff-Betriebsräte werden rund 2500 Zeitungszustellerinnen-und zusteller im Bereich der Westfälischen Medienholding (also Unternehmensgruppe Aschendorff in Münster, Münsterland und OWL) ihren Job verlieren.

Weitere aktuelle Beiträge

Eine Medienplattform für Europa

Für ARD und ZDF war es eine richtungsweisende Entscheidung, als sie vor einem Jahr mitteilten, ihre Mediathek-Software gemeinsam entwickeln zu wollen. Mit im Boot ist inzwischen auch das Deutschlandradio. Unter dem Projektnamen „Streaming OS“ laufen die Arbeiten. OS steht für „Operating System“, aber auch für „Open Source“. Die öffentlich-rechtlichen Sender wollen wichtige technische Bausteine für ihre Streaming-Aktivitäten auch anderen Anbietern und Organisationen frei zugänglich machen. Eine europäische Ausrichtung haben sie ebenso im Blick.
mehr »

„Das Arbeitsklima ist extrem hart“

In der Nahaufnahme für das Jahr 2025 beschäftigt sich Reporter ohne Grenzen (RSF) unter anderem mit der deutschen Berichterstattung zum Gaza-Krieg nach dem Überfall der Hamas auf Israel. Von der Organisation befragte Journalist*innen sprechen über massiven Druck, Selbstzensur und erodierende journalistische Standards. Ein Interview mit Katharina Weiß, Referentin bei Reporter ohne Grenzen Deutschland.
mehr »

AfD-Einstufung zwingt Rundfunkgremien zum Handeln

Das zunächst unter Verschluss gehaltene Gutachten des Verfassungsschutzes, welches zur Einstufung der Partei Alternative für Deutschland (AfD) als „gesichert rechtsextremistische Partei“ führte, wurde nunmehr durch Medien veröffentlicht. Innenminister Dobrindt ließ zunächst offen, inwiefern juristische Schritte gegen die Veröffentlichung geplant seien. Christoph Schmitz-Dethlefsen, für Medien zuständiges Mitglied im Bundesvorstand von ver.di, begrüßt, dass nun öffentlich über das Zustandekommen der Einstufung diskutiert werden kann.
mehr »

Schon entdeckt: Soli:Mag

SOLI:MAG ist das Magazin der DGB-Jugend, es ist 2024 hervorgegangen aus dem Newsletter Soli aktuell. Das Printmagazin-Format gab es zwischen 1949 und 1995 bereits. Zurzeit hat es 24 Seiten, entwickelt hat es die Design-Agentur 4S Design aus Berlin. Layout und Satz: Heiko von Schrenk. Redakteur ist der Berliner Journalist Jürgen Kiontke. Druck: DCM Druck Center Meckenheim GmbH. Erscheinungsweise: vierteljährlich. Es ist das einzige regelmäßig erscheinende Print-Magazin der Gewerkschaftsjugend.
mehr »