Keine bedingungslose Presseförderung

Zeitungen

Foto: pixabay

Der Bundesrat macht sich stark für ein Förderkonzept des Bundes zum Erhalt der Pressevielfalt. Mit einer Entschließung forderte er in seiner Sitzung am 16. September die Bundesregierung auf, schnellstmöglich Maßnahmen zu ergreifen, um die flächendeckende Versorgung mit Presseerzeugnissen zu gewährleisten. Während die Verlegerverbände die Bundesratsinitiative unisono begrüßten, erwartet ver.di eine Knüpfung der Förderung an bestimmte Konditionen wie zum Beispiel die Tarifbindung.

Eine entsprechende Initiative war auf Anregung der Bundesländer Sachsen, Niedersachen, Bremen und Schleswig-Holstein eingebracht worden. Der Rat bittet die Bundesregierung, „zeitnah ein Förderkonzept vorzulegen, das eine unabhängige journalistische Tätigkeit der Medienhäuser auch zukünftig gewährleistet“. Freie Medien seien ein wesentliches Element der Demokratie, ein schützenswertes Kulturgut und ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. „Gerade in Zeiten von Fake News, Desinformation, Deepfakes und Verschwörungstheorien brauche es weiterhin eine leistungsfähige Medienlandschaft“, begründet der Bundesrat seine Initiative.

Zu den gestiegenen Energie- und Kraftstoffkosten und den massiv erhöhten Papierpreisen komme ab Oktober noch eine deutliche Erhöhung der Lohnkosten durch die Anhebung des Mindestlohns hinzu. Dies werde „die Zeitungszustellung weiter verteuern und in Teilen des Landes unwirtschaftlich machen“, heißt es in der Entschließung, die der Bundesregierung zugeleitet wurde.

Erst am 13. September hatte Bundesfinanzminister Christian Lindner sich auf dem Kongress des Bundesverbandes Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) zu dem Versprechen der Ampelregierung bekannt, „die flächendeckende Versorgung mit periodischen Presseerzeugnissen zu gewährleisten“. Das federführende Wirtschaftsministerium, so Lindner, prüfe gegenwärtig noch, „welche Förderinstrumente geeignet sind, um den Aussagen des Koalitionsvertrags nachzukommen“. Er kündigte an, dass eine Studie über solche Fördermodelle „in Kürze“ vorgelegt werde.

Der Medienverband der freien Presse (MVFP), der BDZV und der Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter (BVDA) begrüßten die Erklärung des Bundesrats als „wichtiges Signal“ und mahnten ein schnelles Handeln der Bundesregierung an. „Wenn nicht zeitnah eine sachgerechte Förderung kommt, ist in vielen Teilen Deutschlands die Zustellung der Presse wirtschaftlich nicht mehr darstellbar“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme der Verlegerverbände. Mit der dann absehbaren Einstellung von Zeitungsausgaben und Zeitschriftentiteln drohe eine „Beschädigung der Pressevielfalt“.

Auch ver.di sieht die Gefahr einer Schließung weiterer Lokalredaktionen und des Rückzugs von einzelnen Zeitungsverlagen aus bestimmten Regionen. „Es wäre fatal, wenn Qualitätsjournalismus für immer weniger Menschen verfügbar wird – das gilt es zu verhindern“, warnte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz in einer Stellungnahme zum Bundesratsbeschluss. Direkte Fördermittel vom Staat für Medien seien aber ein „hochsensibles Unterfangen“, für das klare Maßgaben gelten müssten. Um die Unabhängigkeit der Berichterstattung zu wahren, müsse die Entscheidung über die Ausschüttung von Fördermitteln durch unabhängige Dritte erfolgen.

Schmitz fordert, den Bezug von Förderung an bestimmte Konditionen zu knüpfen, „insbesondere Tarifbindung in den Betrieben, die Einhaltung des Pressekodex‘ und einen hohen redaktionellen Anteil“. Zwecks Stärkung der Pressevielfalt müsse die Förderung zudem „zielgenau wirtschaftlich bedürftigen Redaktionen abseits der großen Verlagskonglomerate zukommen“. Nicht nur klassische Printprodukte, sondern „alle Anbieter*innen von Qualitätsjournalismus“ müssten Zugang zum Fördertopf bekommen, so Schmitz. Ziel müsse sein, „nachhaltige und zukunftssichere Konzepte für Journalismus im Lokalen, Regionalen und Überregionalen zu unterstützen“.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Gemeinsame Standards für Medienfreiheit

In Brüssel wird der European Media Freedom Act (EMFA) bereits als "Beginn einer neuen Ära" zelebriert. Ziel der Verordnung ist es, die Unabhängigkeit und Vielfalt journalistischer Medien in der EU in vielfacher Hinsicht zu stärken. Doch wie er von den Mitgliedsstaaten  - vor allem dort, wo etwa die Pressefreiheit gefährdet ist wie Ungarn und der Slowakei - umgesetzt wird, zeigt sich erst im kommenden Sommer.
mehr »

Filmtipp: Die Saat des Heiligen Feigenbaums

Die Alten hüten die Asche, die Jungen schüren das Feuer. Konflikte zwischen den Generationen sind vermutlich so alt wie die Geschichte der Menschheit. Zumindest im Westen haben die im Rückblick als „68er-Bewegung“ zusammengefassten Proteste für tiefgreifende gesellschaftliche Umwälzungen gesorgt. Angesichts des Klimawandels könnte sich das Phänomen wiederholen. Mohammad Rasoulofs Familiendrama, deutscher „Oscar“-Kandidat, beschreibt anhand der Demonstrationen im Iran, wie sich die Alten wehren.
mehr »

Die Zukunft der Filmförderung

In der morgigen Plenarsitzung des Bundestages wird über die Zukunft der deutschen Filmwirtschaft entschieden, der vom Bundestagsausschuss für Kultur und Medien beschlossene Gesetzentwurf zum Filmfördergesetz (FFG) steht zur Abstimmung auf der Tagesordnung. ver.di begrüßt eine Reform der Filmförderung, denn in Zukunft müssen Filmproduktionen Tarif- und Urheber-Vergütungen verbindlich einhalten.
mehr »

Rundfunkreform mit vielen Fragezeichen

Bis zuletzt hatten die öffentlich-rechtlichen Anstalten auf ein Ende der Blockade einer Beitragserhöhung durch die Ministerpräsidenten der Länder gehofft. Die Verweigerungshaltung der Politik ließ ihnen am Ende keine Wahl: Am 19. November kündigten ARD und ZDF eine Klage beim Bundesverfassungsgericht an, um ihren Anspruch auf die von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) errechnete Empfehlung einer Beitragserhöhung um 58 Cent auf 18,94 Euro monatlich durchzusetzen.
mehr »