Kino und Online gut, Print mit Verlusten

Die Berichte zur deutschen Medienwirtschaft im dritten Quartal 2017 zeigen ein differenziertes Bild: Bei Kinos, Musikproduzenten und im Internet gab es Zuwächse, die Werbeerlöse beim Fernsehen stagnierten. Zeitungen, Zeitschriften, Bücher und Video hingegen mussten Einbußen hinnehmen. Die Arbeitsmarktzahlen für publizistisch Tätige seien nach Ansicht der BfA aber „nicht schlecht“.

Die für ver.di erarbeiteten Berichte stützen sich auf die Auswertung von Internetseiten, Zeitungen, Fachzeitschriften, Informationsdiensten, Verbands- und Unternehmenspublikationen. Autor Gert Hautsch betrachtet die Entwicklung der einzelnen Medienbrachen in den ersten neun Monaten dieses Jahres. Danach sind die Brutto-Werbeerlöse nur noch leicht gestiegen.

Die Konzernübersichten ergeben: Bertelsmann hat im dritten Quartal ein regelrechtes Feuerwerk an Übernahmen und Beteiligungen abgebrannt. ProSiebenSat 1 legte zwar gute Halbjahreszahlen vor, aber der Aktienkurs sinkt. Deshalb soll wieder einmal umstrukturiert werden. Auch Axel Springer wird das Unternehmen umbauen: Print- und Digitalgeschäfte werden getrennt. ARD und ZDF stehen unter Dauerbeschuss von Verlagen und Politikern. Das klar erkennbare Ziel der Kampagne ist eine grundlegende Schwächung des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems.

Zwischen Juli und September 2017 wurden 80 Übernahmen, Beteiligungen und Gründungen von Gemeinschaftsunternehmen bekannt, an denen deutsche Medienunternehmen als Akteure auftraten. Davon gingen allein 18 auf das Konto von Bertelsmann. Neben kleineren Deals gab es etliche bedeutende. Dazu zählen die Aufstockung auf 75 Prozent beim Buchkonzern Penguin Random House durch Bertelsmann, die Komplettübernahme von Spot X durch die RTL-Group, die Übernahme des Münchener Verlags durch Bonnier und die Übernahme des „Haßfurter Tagblatts“ durch die Mediengruppe Pressedruck. Die ausführlichen Berichte nach Branchen finden sich hier.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »

KI beinflusst Vielfalt in den Medien

Künstliche Intelligenz kann journalistische Texte in verschiedene Sprachen übersetzen und damit viel mehr Nutzer*innen ansprechen. Gleichzeitig kann sie aber auch Stereotype, die in diesen Texten enthalten sind, verfestigen. Gefahren und Chancen von KI-Anwendungen im Journalismus standen im Fokus der diesjährigen NxMedienkonferenz der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM), die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen.
mehr »

ARD & ZDF legen Verfassungsbeschwerde ein

Nachdem die Ministerpräsident*innen auf ihrer Jahreskonferenz Ende Oktober keinen Beschluss zur Anpassung des Rundfunkbeitrags ab 2025 fassten, haben heute ARD und ZDF Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingelegt. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di begrüßt die Initiative.
mehr »