Mit einer Kundgebung unter dem Motto „Wie viele Millionen wollt ihr noch?“ haben Mitarbeiter der Ostsee-Zeitung (OZ) am 7. Dezember vor dem Medienhaus in der Rostocker Innenstadt gegen Pläne zum massiven Personalabbau protestiert. Anlass ist der Besuch von Madsack-Konzernchef Thomas Düffert in Rostock, der auf einer Veranstaltung das Sparkonzept verteidigt.
Der Madsack-Konzern mit Hauptsitz in Hannover, dessen größter Einzelgesellschafter die SPD-Medienholding ddvg ist, beherrscht die Ostsee-Zeitung. Symbolisch steckten die Protestierenden Millionen-Euro-Scheine in eine Spendenbox, um auf den Widerspruch zwischen der guten wirtschaftlichen Lage des Blattes und den angekündigten Maßnahmen aufmerksam zu machen.
Das Konzept „Madsack 2018“ sieht den Abbau von Stellen an den einzelnen Standorten und die Verlagerung von Aufgaben in die niedersächsische Zentrale des Konzerns vor. In einem ersten Schritt sollen in den OZ-Redaktionen zwischen Usedom und Grevesmühlen rund 30 Stellen entfallen. „Weniger Mitarbeiter ausgerechnet im Lokalen, das doch das Herz der Zeitung darstellt, das ist kein Zukunftskonzept“, bilanziert Corinna Pfaff vom Deutschen Journalisten-Verband Mecklenburg-Vorpommern. Es drohe die Gefahr, dass die bislang überdurchschnittlich gute Auflagenentwicklung künftig Schaden nehme – ähnlich wie bei anderen Madsack-Titeln zu beobachten.
Der rabiate Sparkurs sei umso unverständlicher, weil die OZ – mit einer Auflage von rund 150000 Exemplaren Mecklenburg-Vorpommerns größte Tageszeitung – seit Jahren stabile Gewinne in Millionenhöhe ausweist. „Mit dieser soliden Basis kann man den Strukturwandel zum digitalen Geschäft gemeinsam mit den Beschäftigten in Angriff nehmen, statt sie möglichst schnell loswerden zu wollen“, so Dörte Kutzner von ver.di.
Als Reaktion auf den Umbruch in der Medienlandschaft haben ver.di, DJV und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) die Initiative „Unser Land braucht seine Zeitungen. Qualität und Vielfalt sichern“ (www.qualitaet-und-vielfalt-sichern.de) ins Leben gerufen. In deren Rahmen fordern sie unter anderem eine Überarbeitung des Landespressegesetzes, um unter anderem mehr Transparenz über Besitz- und Beteiligungsverhältnisse in den Medienunternehmen zu schaffen. Mehrere tausend Bürger haben das Anliegen bereits mit ihrer Unterschrift unterstützt.
„Spardiktat à la Madsack“ titelt die aktuelle M 6/2015 ihren Artikel über die Auswirkungen des Umstrukturierungsprogramms im Norden gesteuert aus der Konzernzentrale in Hannover.
Die M wird in der kommenden Woche mit Publik ausgeliefert.
Red.