Rettung in Sicht?

Nachrichtenagentur ddp: Freie können auf ihre Honorare hoffen

Am 7. September meldete die Nachrichtenagentur ddp Insolvenz an. Betroffen sind rund 160 Festangestellte und 200 Freie. Für die freien Journalisten und Fotografen besonders bitter: Sie warten teilweise seit Monaten auf ihre Honorare. Doch jetzt scheint sich das Blatt zum Guten zu wenden, der vorläufige Insolvenzverwalter Christian Köhler-Ma ist optimistisch, die Nachrichtenagentur retten zu können.

Als „hundsmiserabel“ bezeichnete eine freie Kollegin die Kommunikation innerhalb der Nachrichtenagentur vor dem Insolvenzantrag. Dass ddp in Zahlungsschwierigkeiten steckte, erfuhr sie durch ihren Kontoauszug – ihre Honorare wurden einfach nicht mehr überwiesen. Mit insgesamt 15 Millionen Miesen steht ddp in der Kreide, davon sind 10 Millionen Euro ein Darlehen von ProSieben. Auf rund 270.000 Euro belaufen sich die Verbindlichkeiten gegenüber den Freien, bestätigte ein Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters: „Herr Köhler-Ma ist zuversichtlich, eine gute Lösung für ddp zu erreichen“. Es gäbe mehrere potentielle Investoren, die ihr Interesse bereits bekundet hätten. Auch die Bezahlung der ausstehenden Honorare werde angestrebt. Dies sei auch deshalb wichtig, damit sich ddp die Bildrechte der Fotografen sichert. Die Kooperation mit AFP bestünde weiter. AFP sei Kunde bei ddp und nutze die Fotos auch für den eigenen Dienst.

„Mir fällt ein Stein vom Herzen, wenn nicht, wie bei einer Insolvenz üblich, die Freien mit ihren Honoraren in die Röhre gucken“, äußerte sich Matthias Gottwald, Landesvorsitzender Berlin-Brandenburg der Deutschen Journalistinnen und Journalisten Union (dju) in ver.di, vorsichtig optimistisch. Dabei kommt den rund 200 Freien zu gute, dass ohne ihren Einsatz ddp die fünf Landes- und 21 Korrespondentenbüros nicht aufrecht erhalten könnte. Ein weiterhin funktionierender Dienst ist aber notwendig, sonst wird wohl kaum ein Investor bereit sein, sich dort zu engagieren.

„Hilfreich in dieser schwierigen Phase ist zum Einen die klare Aussage vieler der rund 300 ddp-Kunden, dass sie weiterhin an einer zuverlässigen Belieferung in Text und Bild durch die Agentur interessiert sind, aber zum Anderen auch die moralische Unterstützung durch Kollegen, Gewerkschaften, Verbänden und Institutionen“, versicherte Wolfgang Leifheit, ddp-Betriebsratsvorsitzender. Bis Ende Oktober wird der vorläufige Insolvenzverwalter Christian Köhler-Ma seinen Bericht beim Amtsgericht Charlottenburg vorlegen, Anfang November wird voraussichtlich das Insolvenzverfahren eröffnet.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fakten for Future

Menschen jeden Alters machen sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten. Carla Reemtsma ist Klimaschutzaktivistin und Mitorganisatorin des Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“) in Deutschland. Als Sprecherin vertritt sie die Bewegung auch in der medialen Öffentlichkeit. Wir sprachen mit ihr über Kommunikationsstrategien, Aktivismus und guten Journalismus.
mehr »

Mit Recht und Technik gegen Fake News

Als „vielleicht größte Gefahr“ in der digitalen Welt sieht die Landesanstalt für Medien NRW (LFM) die Verbreitung von Desinformationen. Insbesondere gilt das für die Demokratische Willensbildung. Daher wird die Aufsichtsbehörde ihren Scherpunkt im kommenden Jahr genau auf dieses Thema richten. Aber wie kann man der Flut an Fake News und Deep Fakes Herr werden?
mehr »

Süddeutsche ohne Süddeutschland?

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) will sich aus der Regionalberichterstattung in den Landkreisen rund um München weitgehend zurückziehen. Am Mittwoch teilte die Chefredaktion der SZ zusammen mit der Ressortleitung den rund 60 Beschäftigten in einer außerordentlichen Konferenz mit, dass die Außenbüros in den Landkreisen aufgegeben werden und die Berichterstattung stark zurückgefahren wird. Dagegen wehrt sich die Gewerkschaft ver.di.
mehr »

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »