Springer will WAZ-Teile kaufen

Ende September sorgte eine Meldung aus dem Axel-Springer-Verlag für helle Aufregung in einer ohnehin aufgeregten Branche. Der Hamburger Konzern kündigte an, Teile des Essener Konzerns der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (WAZ) kaufen zu wollen, für 1. 4 Milliarden Euro.

Unter der Voraussetzung, dass das Kartellamt dem Deal zustimmt. Das Springer-Angebot erreichte die WAZ-Mediengruppe in einer Situation, in der eine der Eigentümerfamilien, der Funke-Stamm, Ende August angekündigt hatte, die Eigentumsverhältnisse grundsätzlich verändern zu wollen, und der anderen Eigentümerfamilie, dem Brost-Stamm, angeboten hatte, deren Geschäftsanteile für etwa 470 Millionen Euro zu übernehmen. Vom Funke-Stamm wurde das „unaufgeforderte Angebot der Axel Springer AG“ nachdrücklich zurückgewiesen und auf das Vorkaufsrecht verwiesen, das die Eigentümer untereinander hätten. Die Funke-Gruppe werde sich nicht an Geschäften beteiligen, die „eine Zerschlagung der WAZ-Mediengruppe“ oder deren Veräußerung zur Folge hätte, hieß es.
„Der von Springer angebotene Milliardenbetrag zeigt, wie wertvoll das Zeitungs- und Zeitschriftengeschäft ist und dass Printmedien auch wirtschaftlich unverändert eine Zukunftsperspektive besitzen“, kommentierte ver.di-Vize Frank Werneke in einer ersten Stellungnahme: „Wie von Springer selbst angedeutet, wäre eine Komplettübernahme der WAZ- Gruppe aus kartellrechtlichen Gründen wohl nicht möglich. Das gilt insbesondere für das Zeitungsgeschäft in Nordrhein-Westfalen.“ An diesem Beispiel werde deutlich, so Werneke, wie wichtig eine funktionierende Pressefusionskontrolle ist. Deshalb seien die jüngst vom Zeitungsverlegerverband aufgebrachten erneuten Forderungen zur Aufweichung der Kartellgesetzgebung falsch. Werneke: „Es darf nicht zur Bildung weiterer regionaler Zeitungsmonopole kommen.“

  (fbi/hem)

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Nachrichtenkonsum fördert die Demokratie

Immer mehr Menschen konsumieren selten oder gar keine Nachrichten oder nehmen diese nur noch indirekt über soziale Medien wahr. Eine Schweizer Studie kommt nun zu dem Schluss, dass die Nachrichtennutzung direkt mit dem Wissen über aktuelle Geschehnisse zusammenhängt. Jene, die selten oder kaum journalistische Medien konsumieren, wissen deutlich weniger über politische und gesellschaftliche Themen. Das wirkt sich demokratische Prozesse aus.
mehr »

Medienkompetenz live und vor Ort

Daß Medienkompetenz nicht nur digital, sondern auch im real life vermittelt werden kann  zeigt ein Projekt aus Berlin. Durch aktive Medienarbeit möchte das Meko Neukölln Kinder und Jugendliche darin stärken, ihre Stimme zu erheben, sich einzubringen und an der Gesellschaft teilzuhaben. Die Angebote sollen die Teilnehmenden befähigen, sich selbst auszudrücken und ihre Sichtweisen und Erfahrungen zu teilen.
mehr »

Digitale Medien: Staatsvertrag kommt

Die Rundfunkkommission der Länder hat weitere Eckpunkte für den neuen Digitale Medien-Staatsvertrag beschlossen. Die Umsetzung des European Media Freedom Acts ist bereits auf dem Weg, nun sollen Maßnahmen folgen, mit denen man die stark unter Druck stehenden Medienunternehmen gestützt werden können. Ausserdem geht es darum, welche Regeln man den Betreibern der großen internationalen Plattformen womöglich auferlegen sollte.
mehr »

KI-Lizenz: Ein großes „Leidensthema“

Seit Mai bietet die VG WORT Unternehmen und Behörden eine KI-Lizenz an. Oliver Eberhardt, freier Fachjournalist und Sprecher der Berufsgruppe 2 (u.a. Journalist*innen) bei der VG WORT, erklärt im Gespräch mit M, was das konkret für Medienschaffende bedeuten kann und wie unterschiedlich solche Verträge gehandhabt werden können.
mehr »