tv.berlin insolvent, aber auf Sendung

Trotz guter Entwicklung von Reichweite, Akzeptanz und Werbeeinnahmen des Hauptstadtsenders tv.Berlin scheinen hohe Kosten am wettbewerbsintensiven Standort Berlin den Sender in die Knie zu zwingen. Der von der Geschäftsführung am 19. Oktober 2012 eingereichte Insolvenzantrag bedeutet allerdings bislang nicht, dass der über analoges und digitales Kabel und über DVB-T im Berliner Raum verbreitete Lokalsender verstummt. Die Pleite liege, so schätzte Jo Groebel, Direktor des Deutschen Digital Institutes ein – der auf tv.berlin eine eigene Sendung moderiert – nicht in Managementfehlern begründet, sondern in der „generell schwierigen Situation von Lokalsendern“. Zählt man den 1993 gegründeten Vorläufersender IA Brandenburg, der 1996 in Puls TV umbenannt wurde, hinzu, ist diese Pleite bereits die dritte nach 1997 und 2005. Um die Einnahmesituation des seit 2009 aus der Axel-Springer-Passage sendenden Hauptstadtfernsehens zu verbessern, war mit Ex-RTL-Chef Helmut Thoma und seinem geplanten Volks-TV ein Vertrag geschlossen worden. Dieser allerdings lief Ende September 2012 aus, ohne dass der Verbund regionaler Fernsehsender in Gang gekommen war. Ein Großteil der Gesellschafter von tv.berlin – Springer hält eine Beteiligung von 27,4 Prozent – seien zu „alternativen Szenarien“ bereit gewesen, „allerdings konnte insgesamt keine Einigung erzielt werden“, ließ der Sender verlauten. Dennoch soll der Sendebetrieb aufrechterhalten und die wirtschaftlichen Perspektiven geprüft werden, verkündete der vorläufige Insolvenzverwalter Rüdiger Weinberg. Mehrere Investoren hatten Anfang November bereits Kaufinteresse signalisiert. Weitere potenzielle Käufer sollen „aktiv angesprochen werden, um den bestmöglichen Übernehmer für tv.berlin zu finden“. Auch werde eine mögliche Sanierung durch einen Insolvenzplan geprüft.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Öffentlichkeit ohne Journalismus

Schwindende Titel, schrumpfende Redaktionen, immer geringere Abonnentenzahlen – dass gerade der Lokaljournalismus vielerorts unter Druck steht, ist nicht neu. Doch was bedeutet das für die lokale Öffentlichkeit, die inzwischen von vielen selbstbewussten Medien-Akteuren mitgestaltet wird? Eine aktuelle Studie der Otto-Brenner-Stiftung beschäftigt sich mit genau dieser Frage.
mehr »

Drei Fragen: Zur Deutschen Welle

Bei der Deutschen Welle (DW) arbeiten rund 1.800 festangestellte und 2.000 freie Mitarbeiter*innen in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat die Belegschaft der DW in Bonn und Berlin am 13.11. zu einem ganztägigen Streik aufgerufen. Denn nach sechs Runden stocken die Verhandlungen. Wir sprachen vor Ort in Berlin mit der ver.di-Sekretärin Kathlen Eggerling.
mehr »

Filmtipp: Turmschatten

Hannu Salonens Verfilmung des Romans „Turmschatten“ ist ein famos fotografierter Hochspannungs-Thriller. Heiner Lauterbach spielt in der sechs-teiligen Serie den deutschen Juden und ehemaligen Mossad-Agenten Ephraim Zamir, der zwei Neonazis für den Tod seiner Adoptivtochter verantwortlich macht. Die Internetgemeinde soll über ihr Schicksal entscheiden. Er nennt sich „Vollstrecker“, weil er angeblich nur den Willen der Mehrheit ausführt, aber in Wirklichkeit ist Zamir Staatsanwalt, Richter und Henker in einer Person.
mehr »

Der SWR-Staatsvertrag wird erneuert

Die Landesregierungen von Baden-Württemberg und Rheinland-Platz wollen den Südwestrundfunk künftig (SWR) moderner aufstellen. Dazu legten sie Anfang November einen Entwurf zur Novellierung des SWR-Staatsvertrags vor. Zentrale Änderungen betreffen die Organisationsstrukturen sowie die Aufsichtsgremien des SWR. Rundfunkrat und Verwaltungsrat sollen bei der Mitgliederzahl jeweils um rund 30 Prozent verkleinert werden. Der SWR soll noch stärker auf Regionalität ausgerichtet werden.
mehr »