Die Hängepartie um dapd geht in die nächste Runde. Nachdem die Agentur unter Kurzzeitgeschäftsführer Ulrich Ende am 1. März zum zweiten Mal Konkurs anmelden musste, bangen die verbliebenen 180 Mitarbeiter erneut um ihre Existenz. Zwar stimmte am 5. März die Bundesagentur für Arbeit einer Vorfinanzierung der Konkursgeldzahlungen bis einschließlich April zu. Damit können zumindest der laufende Betrieb aufrechterhalten und die ausstehenden Februargehälter (!) überwiesen werden. Aber aufgrund des undurchsichtigen Geschäftsmodells und der schlechten Zahlungsmoral der Investoren geben Brancheninsider der Agentur inzwischen nur wenige Überlebenschancen.
Gerade mal eine Woche vor dem neuerlichen Konkurs hatte der ehemalige N24-Chef Ende noch beim Mainzer MedienDisput in Berlin zuversichtlich erklärt, dapd als wettbewerbsfähige Vollagentur mit reduziertem Personal weiterführen zu können. In der Branche wird bezweifelt, dass dies nach dem personellen Aderlass möglich ist. Die ehemalige 40köpfige Sportredaktion wurde im Zuge der Neustrukturierung aufgelöst; den Verlust des für die Auslandsberichterstattung wichtigen Kooperationspartners Associated Press konnte dapd bislang nicht kompensieren. Auch Endes Behauptung, die „Resonanz im Markt“ belege, „dass die Agentur gewollt ist“, entspricht nicht der Realität. Mit Ausnahme von Springer verzichten inzwischen alle überregionalen Zeitungen – von der Süddeutschen Zeitung bis zur taz – auf die Dienste von dapd. Auch einige der größten regionalen Zeitungshäuser wie DuMont, WAZ, HNA und Rheinische Post haben ihre Verträge gekündigt oder lassen sie demnächst auslaufen. Mit dem neuerlichen Konkurs dürfte das Kundenvertrauen weitere Einbußen erleiden. Entsprechen miserabel, so wird aus Betriebsratskreisen berichtet, sei inzwischen die Stimmung unter den verbliebenen Beschäftigten. Das Vertrauen zu Ende tendiere „gegen Null“. Angesichts geringer alternativer Beschäftigungsperspektiven auf dem Arbeitsmarkt würden viele „die Zähne zusammen beißen“ und einstweilen weitermachen.
Ende begründete die neuerlichen Schwierigkeiten der Agentur mit den 62 anhängigen Kündigungsschutzklagen ehemaliger Mitarbeiter. Für dju-Bundesgeschäftsführerin Cornelia Haß die „Krönung der Unverschämtheit“. Dies sei der Versuch, „Mitarbeitern, die unrechtmäßig geschasst wurden, die Schuld am Scheitern der Geschäftsleitung zuzuschreiben“. Bei der Kündigungswelle vor dem Konkurs seien soziale Härten nicht berücksichtigt worden. Auffällig sei zudem, dass „Beschäftigte, die lange dabei waren und entsprechend ‚teure’ Verträge haben, zuerst gekündigt werden sollen“. Den betroffenen Gewerkschaftsmitgliedern werde Rechtsschutz gewährt.
Tatsächlich hängt der neuerliche Konkurs hauptsächlich damit zusammen, dass die versprochenen Finanzzusagen nicht eingehalten wurden. Statt der angekündeten vier Millionen Euro sollen nur 1,5 Millionen eingezahlt worden sein. Die beiden von Ende präsentierten Investoren Wolfgang Pabst und Christoph Bausinger gelten in der Branche als unbeschriebene Blätter.