Weltweit die Nummer Zwei

Springer SBM gibt eine riesige Palette an Fachzeitschriften heraus

Springer Science + Business Media mit seinem Hauptsitz in Berlin ist nach eigenen Angaben in über 20 Ländern vertreten und veröffentlicht pro Jahr 1450 Fachzeitschriften. Die Eigentümer der Verlagsgruppe sind die britischen Private-Equity-Gesellschaften Cinven und Candover. Die Bertelsmann AG hatte 1999 die Mehrheit des wissenschaftlichen Springer Verlags erworben und ihre Fachverlagsgruppe Bertelsmann Fachinformation mit dem Springer Verlag zur BertelsmannSpringer Gruppe fusioniert.


Rückblende ins Jahr 1968, in die Zeit der großen Anti-Springer-Demonstrationen: Bundesweit erschienen damals Anzeigen, dass der Fachverlag Springer (Heidelberg) nicht identisch sei mit dem Axel-Springer-Verlag (Hamburg) und mit denen auch gar nichts zu tun habe! Der Satz gilt heute noch: Zwar haben beide Verlage eine Tageszeitung, geben wöchentliche Magazine heraus, erscheinen mit monatlichen Publikationen und verfeinern ständig ihren Online-Auftritt. Beide Verlage haben ihr Geschäftsfeld längst über die deutschen Grenzen ausgeweitet. Die einen hauptsächlich in den osteuropäischen Raum, die anderen weltweit. Dennoch: Die Unterschiede sind gewaltig. Während die Axel Springer AG ein Publikums-Verlag ist, handelt es sich bei Springer Science + Business Media um einen reinen, wissenschaftlichen Fachverlag – von Fachleuten für Fachleute geschrieben und publiziert.
In aller Bescheidenheit bezeichnet sich SpringerScience+BusinessMedia „weltweit als der zweitgrößte Zeitschriftenverlag im Bereich Science, Technology, Medicine (STM)“, obendrein als „der größte Verlag für STM-Bücher und größter Fachinformationsanbieter (Business-to-Business) im deutschsprachigen Raum“. Nach eigenen Angaben gibt er über 1.700 Zeitschriften und 5.500 neue Buchtitel jährlich heraus: Die „Produktpalette umfasst alle medialen Plattformen für hochqualifizierte Inhalte (Bücher, Zeitschriften, Newsletter, CD-ROM, Datenbanken, Online-Services, Seminare und Konferenzen).“

Atemberaubende Chronik

Und in der Tat, die Palette der verlegten Medien ist gewaltig. Zeitungen-, Zeitschriften- und Buchtitel lesen sich wie die Übersicht eines universitären Vorlesungsverzeichnisses. Die Spanne reicht von Medizin und Gesundheit, über Architektur und Design bis hin zu Umweltwissenschaften und Volkswirtschaftslehre. Kaum eine wissenschaftliche Sparte, die nicht abgedeckt ist. Da schreibt das Journal of urban health über „Die Gesundheit der Menschen in Entwicklungsländern leidet am stärksten unter dem Klimawandel“, die Animal Cognition zum Thema „Umsorgte Schimpansen sind die klügeren Tiere“, oder das Fachmagazin GW-trends informiert über „Tipps und Tricks für den Gebrauchtwagenhandel im Internet“. Und dann ist da noch die Ärzte Zeitung, Deutschlands einzige Tageszeitung für Mediziner, die sich hauptsächlich an niedergelassene Allgemeinärzte und Internisten wendet. Sie erscheint von Montag bis Freitag mit einer täglichen Auflage von rund 70.000 Exemplaren.
Die Chronik der Unternehmensgeschichte ist atemberaubend: 1842 vom Berliner Buchhändler Julius Springer gegründet, dümpelte der Verlag zwar erfolgreich, aber durchaus überschaubar bis in die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts vor sich hin. 1964 wird die Springer-Niederlassung in New York eröffnet, weitere Niederlassungen in Tokio, London, Paris und Hongkong folgen. Springer wird ein weltweiter Wissenschaftsverlag.
Parallel dazu entwickelt sich ein anderer Fachverlag, die Bertelsmann Fachinformationen, gegründet 1953. Auch dieser vergrößert sich rasant durch Verlagszukäufe und Neugründungen zu einem Global-Player der Fachpresse: Seit Anfang der 70er vergeht kaum ein Jahr, in dem Bertelsmann nicht einen Verlag übernimmt, erwirbt oder gründet. 1999 dann das entscheidende Jahr, das sich in der Springer-Unternehmensgeschichte wie folgt liest: „Im Jahr 1999 erwirbt die Bertelmann AG die Mehrheit am wissenschaftlichen Springer-Verlag.“ Und schon vier Jahre später heißt es weiter: „Im Jahr 2003 erwerben die britischen Finanzinvestoren Cinven und Candover zunächst Kluwer Academic Publishers und im April desselben Jahres die Verlagsgruppe BertelsmannSpringer. Bald erfolgt die Umbenennung in Springer Science+Bisiness Media. Im Frühjahr 2004 fusionieren Springer und Kluwer.“
Heute ist SBM Springer mehr als ein Weltkonzern. Er hat die Züge eines globalen Unternehmens angenommen, was sich unter anderem manifestiert in einem weltweit organisierten workflow mit zentraler Druckvorstufen- und Korrektoratfunktion am Standort Indien. Der Verlag hat Vertretungen unter anderem in China, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Malaysia, Marokko, den Niederlanden, Östereich, Russland, der Schweiz, Spanien, Südkorea, Taiwan und den USA (siehe Karte). Er hat insgesamt etwa 5.000 Beschäftigte. Für die Gesamtbetriebsratvorsitzende Ilse Wittig kein leichtes Spiel: „Die Bedingungen sind total unterschiedlich, so wie die Verlage in Deutschland, Asien, Holland oder den USA auch sehr unterschiedlich sind. In Deutschland sind nur teilweise die Betriebe tarifgebunden, wie zum Beispiel in Heidelberg an den Verlagstarifvertrag oder die Ärzte Zeitung an den Redakteurstarifvertrag. Und da alles weltweit so kleinteilig ist, sieht es auch für den Arbeitnehmer ebenso kleinteilig aus. Das macht es auch so interessant.“
Die Erfahrungen der Arbeitnehmervertreter bei SBM Springer und der Gewerkschaften sind auch in anderer Hinsicht von Bedeutung. Zu Unrecht kaum beachtet, handelt es sich hier schließlich um das erste Finanzinvestment im deutschen Printbereich. Das heißt, der Eigentümer betreibt das Unternehmen, um es in Zukunft zu verkaufen. So Anfang 2007 bereits geschehen mit seiner Bausparte. Der weitere Verkauf ist für das nächste Jahr geplant.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Nachrichtenkonsum fördert die Demokratie

Immer mehr Menschen konsumieren selten oder gar keine Nachrichten oder nehmen diese nur noch indirekt über soziale Medien wahr. Eine Schweizer Studie kommt nun zu dem Schluss, dass die Nachrichtennutzung direkt mit dem Wissen über aktuelle Geschehnisse zusammenhängt. Jene, die selten oder kaum journalistische Medien konsumieren, wissen deutlich weniger über politische und gesellschaftliche Themen. Das wirkt sich demokratische Prozesse aus.
mehr »

Medienkompetenz live und vor Ort

Daß Medienkompetenz nicht nur digital, sondern auch im real life vermittelt werden kann  zeigt ein Projekt aus Berlin. Durch aktive Medienarbeit möchte das Meko Neukölln Kinder und Jugendliche darin stärken, ihre Stimme zu erheben, sich einzubringen und an der Gesellschaft teilzuhaben. Die Angebote sollen die Teilnehmenden befähigen, sich selbst auszudrücken und ihre Sichtweisen und Erfahrungen zu teilen.
mehr »

Digitale Medien: Staatsvertrag kommt

Die Rundfunkkommission der Länder hat weitere Eckpunkte für den neuen Digitale Medien-Staatsvertrag beschlossen. Die Umsetzung des European Media Freedom Acts ist bereits auf dem Weg, nun sollen Maßnahmen folgen, mit denen man die stark unter Druck stehenden Medienunternehmen gestützt werden können. Ausserdem geht es darum, welche Regeln man den Betreibern der großen internationalen Plattformen womöglich auferlegen sollte.
mehr »

KI-Lizenz: Ein großes „Leidensthema“

Seit Mai bietet die VG WORT Unternehmen und Behörden eine KI-Lizenz an. Oliver Eberhardt, freier Fachjournalist und Sprecher der Berufsgruppe 2 (u.a. Journalist*innen) bei der VG WORT, erklärt im Gespräch mit M, was das konkret für Medienschaffende bedeuten kann und wie unterschiedlich solche Verträge gehandhabt werden können.
mehr »