Nur 75.000 Euro mehr im Digital-Bereich
Kampf um die Zukunft der Privatkopie
Ein „neuerliches Rekordergebnis“ konnte die Verwertungsgesellschaft Wort für 2001 bei der Wahrnehmung von Urheberrechten von Autoren und Verlagen erzielen. Die Einnahmen stiegen um 19,2 Prozent auf 77,67 Millionen Euro (2000: 65,14 Millionen Euro). Allerdings: Das Plus ist im Wesentlichen auf nur zwei neue Einnahmequellen zurückzuführen. Und bei den Vergütungen für digitale Vervielfältigungen ist die VG Wort keinen Schritt weiter gekommen.
Das prägte auch die VG-Wort-Versammlungen am 17. und 18. Mai in München. Denn obwohl das Internet zum Massenmedium geworden ist und mit PCs im großen Maßstab urheberrechtlich geschützte Werke gespeichert und vervielfältigt werden (siehe GfK-Studie in M 7 / 2001), profitieren die fast 114.000 Ausschüttungsempfänger des Jahres 2001 (plus 8,5 %, davon 108.000 Autoren) kaum von der digitalen Zweitverwertung. Nur knapp 75.000 Euro konnte die VG Wort im Digital-Bereich einnehmen – für die Veröffentlichung von Altwerken auf CD-ROM.
„Der Einstieg der VG Wort in die digitale Welt ist mühsam, schwierig und unerquicklich“, sagte der geschäftsführende Vorstand Prof. Dr. Ferdinand Melichar, und berichtete ausführlich vom „großen Streit“ mit der IT-Industrie um die Pauschalabgaben für digitale Vervielfältigungsgeräte. Im März hatte deren Unternehmerverband BITKOM die Mediation durch Bundesjustizministerin Däubler-Gmelin scheitern lassen (M 4 / 2002), obwohl die Verwertungsgesellschaften bereit waren, „eine deutliche Verminderung ihrer geltend gemachten Tarife zu akzeptieren“. Die IT-Industrie aber hatte verlangt, das ganzen System der pauschalen Urhebervergütungen ab 1. Januar 2005 durch Digital-Rights-Management-Systeme (DRMS) zu ersetzen, die dann jede individuelle Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke überwachen und abrechnen sollen. Bei diesem geforderten Systemwechsel geht es angesichts von 4,7 Millionen CD-Brennern, 6 Millionen PCs, 5,8 Millionen Druckern und 230.000 Multifunktionsgeräten, die 2001 in Deutschland verkauft wurden, nicht nur um viel Geld für die Urheber. Es geht um das Recht auf Privatkopien und um die Informationsfreiheit. Deshalb haben VG Wort, VG Bild-Kunst und GEMA eine Informationskampagne unter dem Slogan „Ja zur privaten Kopie“ gestartet (www.privatkopieren.de).
Bei den Pressespiegeln konnte die VG Wort ihre Einnahmen zu Gunsten der Journalisten zwar noch einmal geringfügig auf 4,6 Millionen Euro (2000: 4,4 Millionen Euro) steigern, doch immer mehr Institutionen steigen auf elektronische Pressespiegel um. Sie werden von den Verlegern über die Presse-Monitor GmbH (PMG) vermarktet – ohne Honorar an die Autoren oder Abgaben an die VG Wort. „Hier herrscht Krieg mit den Zeitungsverlegern“, sagte der Ferdinand Melichar und forderte vom Gesetzgeber erneut eine Gleichstellung von elektronischen mit herkömmlichen Pressespiegeln. Denn falls die Anordnung des Deutschen Patent- und Markenamtes gegen die PMG (siehe M 4 / 2002) nicht vollstreckt werde, könnte diese bis zu einem höchstrichterlichen Urteil Jahre weiter arbeiten und Fakten schaffen.
Das große Plus beim VG-Wort-Ergebnis brachten der Kopienversand der Bibliotheken mit 5 Millionen Euro (122.000 Euro) und die Kabeleinspeisung von Rundfunkprogrammen mit 8,4 Millionen Euro (2,2 Millionen Euro). Mehr als die Hälfte der Summe entfällt jeweils auf Zahlungen vor 2001. Gerätevergütungen waren mit 23,7 Millionen Euro (21,9 Millionen Euro) auch 2001 der größte Einnahmebrocken (30,5 Prozent). Insgesamt brachten die Reprografievergütungen sogar 31 Millionen Euro (29 Millionen Euro) ein. Die deutliche Steigerung bei Faxgeräten und Scannern (hier geht jetzt aber wesentlich mehr an die VG Bild-Kunst) ist darauf zurückzuführen, dass die gesetzliche Mindestgrenze von zwei Kopien pro Minute für Geräteabgaben aufgehoben wurde.
Im Bereich Hörfunk / Fernsehen sanken die Einnahmen leicht auf 10,2 Millionen Euro, ebenso bei den Auslandserlösen mit 6 Millionen Euro, während bei den Bibliothekstantiemen mit 9,5 Millionen Euro ein leichtes Wachstum zu verzeichnen ist.
Das Rekordergebnis bringt den Wahrnehmungsberechtigten der VG Wort deutlich angehobene Punktwerte, zum Beispiel im Bereich Wissenschaftsrepro (Buch 350 Euro, Beitrag 2,50 Euro), Presserepro (7,70 Euro) und Pressespiegel (4,60 Euro / Sockel 90 Euro). Im Bereich Hörfunk / Fernsehen sinkt der Punkwert auf 0,50 Euro, da seit 2001 die Dritten Programme und Privatsender höher bewertet werden.