Zeitungen fürs Display

Größere Spielräume mit Smartphones und Tablet-Computer

Mit der steigenden Beliebtheit von Smartphones und Tablet-Computern vergrößern sich auch für Zeitungsverlage die Spielräume, gegen Entgelt geeignete Online-Publikationen anzubieten. Allein in Deutschland sind zurzeit etwa 24 Millionen Smartphones im Einsatz. Darüber hinaus wurden im vergangenen Jahr mehr als zwei Millionen Tablet-PCs verkauft, weltweit etwa 64 Millionen und damit dreimal so viel wie 2010.
Während sich Smartphone-Apps eher für die schnellen Informationen zwischendurch eignen, fallen journalistisch aufbereitete Inhalte für Tablet-PCs meist opulenter aus. Sie werden in der Regel als Download bezogen und ähnlich wie Printmagazine genutzt, also periodisch mit dem Anspruch auf Hintergrundinformationen oder dem Wunsch nach Reportagen. Vieles, was in gedruckten Magazinen nie möglich war, kann für Tablet-PCs digital realisiert werden: die Einbindung von Videos, interaktive Grafiken, Leser-Feedback und multimediales non-lineares Storytelling.
Wollen die Zeitungsverlage verhindern, dass Tablet-PCs im Medienmix der Rezipienten zum Feind gedruckter Nachrichten werden, weil zum Beispiel nicht-journalistische iPad-Apps immer mehr Aufmerksamkeit auf sich lenken, dann müssen die Verlage selbst die Touchscreens erobern. Zurzeit bieten etwa fünfzig deutsche Verlage Inhalte für das iPad und für Android-Tablets an. Gemäß einer Untersuchung der Hamburger Beratungsfirma Bulletproof Media stehen in Deutschland zurzeit etwa 250 journalistisch geprägte Tablet-Anwendungen für Apples iPad nur 51 Anwendungen für Android-Geräte (Smartphones und Tablets) gegenüber. Dass es mehr iPad- als Android-Applikationen gibt, liegt auch daran, dass es jenseits der Apple-Endegeräte eine Fülle unterschiedlicher Display-Größen und -Auflösungen gibt. Dies macht es für die Verlage schwieriger, Inhalte zu erstellen, die auf all diesen unterschiedlichen Touch-Screens optimal abgebildet werden.
Die Befragung von etwa 3.300 Lesern der Internetseiten von acht Zeitungsverlagen zeigte, dass 82 Prozent der Tablet-PC-Nutzer sich für Kombiangebote aus Zeitungsabonnement plus App interessieren. An der Studie im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) beteiligten sich acht Zeitungsverlage. Eine weitere BDZV-Studie ergab, dass 52 Prozent der Besitzer von Apples iPad täglich eine Zeitungs-App nutzen. Etwa achtzig Prozent dieser Nutzergruppe zeigten sich bereit, für journalistische Online-Inhalte Geld auszugeben.
Die Monetarisierung fällt bei Apps im Vergleich zum Gratis-Content des stationär genutzten Internets auch deshalb leichter, weil die Verbraucher den Bezahlvorgang bei digitalen Kiosken gewohnt sind. „Den Zeitungen bietet die neue Gerätegeneration die Möglichkeit, den Kardinalsfehler aus den Anfängen des Internets zu korrigieren und journalistischen Content kostenpflichtig anzubieten“, heißt es im Begleittext einer neuen BDZV-Publikation mit dem Titel „Alles digital“.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

KI beinflusst Vielfalt in den Medien

Künstliche Intelligenz kann journalistische Texte in verschiedene Sprachen übersetzen und damit viel mehr Nutzer*innen ansprechen. Gleichzeitig kann sie aber auch Stereotype, die in diesen Texten enthalten sind, verfestigen. Gefahren und Chancen von KI-Anwendungen im Journalismus standen im Fokus der diesjährigen NxMedienkonferenz der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM), die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen.
mehr »

Fakten for Future

Menschen jeden Alters machen sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten. Carla Reemtsma ist Klimaschutzaktivistin und Mitorganisatorin des Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“) in Deutschland. Als Sprecherin vertritt sie die Bewegung auch in der medialen Öffentlichkeit. Wir sprachen mit ihr über Kommunikationsstrategien, Aktivismus und guten Journalismus.
mehr »

Mit Recht und Technik gegen Fake News

Als „vielleicht größte Gefahr“ in der digitalen Welt sieht die Landesanstalt für Medien NRW (LFM) die Verbreitung von Desinformationen. Insbesondere gilt das für die Demokratische Willensbildung. Daher wird die Aufsichtsbehörde ihren Scherpunkt im kommenden Jahr genau auf dieses Thema richten. Aber wie kann man der Flut an Fake News und Deep Fakes Herr werden?
mehr »

Süddeutsche ohne Süddeutschland?

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) will sich aus der Regionalberichterstattung in den Landkreisen rund um München weitgehend zurückziehen. Am Mittwoch teilte die Chefredaktion der SZ zusammen mit der Ressortleitung den rund 60 Beschäftigten in einer außerordentlichen Konferenz mit, dass die Außenbüros in den Landkreisen aufgegeben werden und die Berichterstattung stark zurückgefahren wird. Dagegen wehrt sich die Gewerkschaft ver.di.
mehr »