Leserbrief: Freie im Norden

Plötzlich verzichtbar“ in M 10 / 06

Langjährige feste freie ReporterInnen vor die Tür zu setzen, scheint beim DLR etwas Neues zu sein. Beim NDR dagegen ist diese Vorgehensweise schon seit langem Praxis. Jährlich werden dort 50 bis 60 freie MitarbeiterInnen im beschriebenen Stil nach Hause geschickt, um eventuelle Ansprüche auf Festanstellung zu verhindern. So wurde auch mein Rahmenvertrag nach 13 Jahren nicht verlängert. Seit dem 1.8. d.J. darf ich (nach mehr als 23 Jahren fester freier Mitarbeit) 12 Monate lang nicht mehr für den NDR arbeiten. …
Schließlich gehe es um das „programmliche Abwechslungsbedürfnis“ wie es auf Leitungsebene immer wieder heißt. … Viele der Festangestellten bedauern die willkürlichen Kündigungen der Rahmenverträge. … Allerdings gilt für die Zeit danach ein Beschäftigungs-Limit. Höchstens 13.000 Euro jährlich dürfen Freie ReporterInnen dann verdienen. Zum Sterben zuviel, zum Leben zu wenig!
„Ohne Freie Funkstille“ ist das Motto der schon gesperrten oder demnächst davon betroffenen NDR-Mitarbeiter. Als „Freie im Norden“ haben sie sich im Januar dieses Jahres organisiert und protestieren seitdem gegen die Willkür des Senders, die für Viele existenzgefährdend ist. Intendant Jobst Plog verweigerte im Sommer das Gespräch mit einer Gruppe von Freien, dafür gab es im September ein Treffen mit 3 Chefredakteuren. Mit dem Ergebnis: Der NDR bleibt hart. Die Rahmenvertrags-Praxis soll beibehalten bleiben. Auf Flugblättern und mit T-Shirt- und Plakat-Aktionen machen die von der „Funkstille“ bedrohten Freien nun verstärkt auf sich aufmerksam Zu Recht heißt es: „Wir sind das Programm.“

 
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