Der Aufkleber „FCK AFD“ auf einer Pinnwand im jüngsten NDR-Polizeiruf sorgt für Aufregung. Nach Beschwerden von AfD und Junger Union wurde der inkriminierte Slogan von der Redaktion für künftige Ausstrahlungen entfernt. In der Mediathek findet sich seither nur noch eine retouchierte Fassung der Szene. Ein Gebot der „politischen Neutralität“ im öffentlich-rechtlichen Rundfunk? Wohl eher ein Kotau vor den Rechtspopulisten und ein unzumutbarer Eingriff in die Kunstfreiheit.
Was war geschehen? In der am 11. November ausgestrahlten Folge des Polizeiruf 110 waren auf der Pinnwand im Büro der LKA-Ermittlerin Katrin König (Anneke Kim Sarnau) diverse Politbotschaften platziert: je ein Fuck-Nazis- („FCK NZS“) und Fuck-AfD-Aufkleber, dazu ein Refugees-Welcome-Sticker sowie ein Poster der Band „Feine Sahne Fischfilet“. Lauter Elemente, die in einer fiktionalen Krimi-Handlung die politische Haltung von Kommissarin König spiegeln sollen. So weit, so normal. Normal auch, dass eine solche Konstellation bei der AfD für Geschrei sorgt. Für die Rechten mit geschlossenem Weltbild ein weiterer Beweis dafür, dass bei den „linksversifften“ Öffentlich-Rechtlichen mit „Zwangsbeiträgen“ Hetze gegen sie betrieben wird. Der Opferstatus als Dauerbrenner.
Nicht normal ist dagegen, mit welcher Eilfertigkeit die zuständige Redaktion vor den Protesten von AfD und Junger Union(!) einknickte. Die einigermaßen schwache Begründung für diese Selbstzensur: Die Szene, in der „in einigen sehr kurzen Sequenzen unbeabsichtigt“ ein kleiner Anti-AfD-Aufkleber zu sehen gewesen war, habe einer „digitalen Bildbearbeitung unterzogen“ werden müssen.
Erstaunlich: Der Aufkleber bezog sich auf eine reale Partei in einem fiktionalen Format. Als ob man einen aktuellen politischen Stoff verfilmen könne, ohne dabei klare gesellschaftliche Bezüge herzustellen. „Fiktionale Parteien gibt es nicht“, findet auch Medienrechtler Christian Schertz. Zur Charakterisierung der politischen Haltung einer linksorientierten Kommissarin sei das allemal legitim. Sonst könne etwa das ZDF auch die „Heute-Show“ aus dem Programm verbannen. Dort werde schließlich “permanent parteiisch auf bestimmte Parteien“ losgegangen. Die Retouche sei „ein massiver Eingriff in die Kunst – und Pressefreiheit“.
Die Intervention des NDR läuft schlicht auf vorauseilenden Gehorsam hinaus. Das ist gefährlich. Wer es den Rechten so leicht macht, Einfluss auf legitime Programminhalte zu nehmen, dürfte sie geradezu ermutigen, auch künftig bei ähnlich geringfügigen Missliebigkeiten Korrekturen einzufordern. Auf diese Weise wird ein Klima gefördert, in dem sich in Redaktionen Furcht vor mangelnder political correctness – immer im Sinne der AfD – ausbreitet. Eine Strategie, die von dieser Partei mit ihren „Beschwerdeplattformen“ gegen vermeintlich parteiische Lehrkräfte an den Schulen schon mit einigem Erfolg vorangetrieben wird.
Für die meisten ver.di-Kolleg_innen in den sozialen Medien ist die Sache klar. Die extreme Rechte „darf nicht den Diskurs bestimmen“, heißt es auf Twitter. Ein anderer User schreibt: „Traurig, dass Haltung heute Mangelware ist und man sich vor den Nazis ins Hemd scheißt. Nichts gelernt aus der Geschichte.“ Wehret den Anfängen!