BGH: Zehnfache Gage für Synchronsprecher

Justitia Foto: Hermann Haubrich

Das Verfahren des Synchronschauspielers Marcus Off gegen Walt Disney ist abgeschlossen. Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe hat die Nichtzulassungsbeschwerde des US-amerikanischen Medienkonzerns zurückgewiesen und damit das Urteil des Berliner Kammergerichts vom 01. Juni 2016 bestätigt, wonach Off eine Nachvergütung in Höhe des Zehnfachen der ursprünglich vereinbarten Gage zusteht. M Online hatte über das Urteil berichtet.

Unterstützt und finanziert wurde der Prozess vom InteressenVerband Synchronschauspieler e.V. (IVS). Grundlage für die Klage von Marcus Off war § 32a des Urheberrechtsgesetzes (UrhG), der sogenannte Bestsellerparagraf, wonach ein_e Künstler_in eine Nachforderung dann geltend machen kann, wenn zwischen der vereinbarten Gegenleistung und den Erträgen aus der Nutzung des Werkes ein auffälliges Missverhältnis besteht. Der Synchronschauspieler Off hatte in den ersten drei Teilen des Piratenfilms „Fluch der Karibik“ Hauptdarsteller Johnny Depp alias Captain Jack Sparrow synchronisiert und dafür nach Ansicht der Klage eine im Vergleich zum Verwertungserfolg unangemessene Vergütung erhalten.

Das seit über zehn Jahren laufende Verfahren betraf erstmals den Nachvergütungsanspruch eines Schauspielers aus der Synchronbranche. IVS-Vorstand Till Völger kritisiert in einer Pressemitteilung jedoch, dass es nach wie vor an einer rechtssicheren Branchenlösung fehle: „Wir wollen gemeinsam mit den Produzenten und Verleihern zu Ergebnissen kommen, die für alle Beteiligten positive Effekte mit sich bringen.“ Aktuell unterstütze der IVS zudem noch drei weitere Nachvergütungsverfahren, wovon er zwei auch finanziere.

Weitere aktuelle Beiträge

Was tun gegen defekte Debatten

Das Land steckt in der Krise und mit ihm die Diskussionskultur. Themen wie Krieg und Pandemie, Migration und Rechtsextremismus polarisieren die politische Öffentlichkeit. In ihrem Buch „Defekte Debatten: Warum wir als Gesellschaft besser streiten müssen“ suchen Julia Reuschenbach, Politikwissenschaftlerin an der FU Berlin und Korbinian Frenzel, Journalist und Redaktionsleiter Prime Time bei Deutschlandfunk Kultur, nach Auswegen aus der diskursiven Sackgasse.
mehr »

Content, Streaming und Transformation

Medienkonvergenz erfordert neue Geschäftskonzepte und eine funktionierende Infrastruktur. Doch beides ist eine Herausforderung, die es zu meistern gilt. Wie? Das wurde auf einer der weltgrößten Telekommunikationsmessen diskutiert: Der Anga Com in Köln. Auf der Kongressmesse für Breitband, Fernsehen und Online wird auch das neue Digitalministerium in die Pflicht genommen.
mehr »

Breiter Protest gegen Radiokürzungen

Als die Bundesländer im vergangenen September Reformvorschläge für ARD, ZDF und Deutschlandfunk vorgelegt haben, war klar: Diese beinhalten starke Kürzungen. Die ARD-Häuser müssen im Auftrag der Politik über die Verringerung von Radiowellen entscheiden. Die Anzahl der regionalen Hörfunkprogramme in der ARD soll demnach von rund 70 Wellen auf 53 sinken. Dagegen regt sich breiter Protest.
mehr »

Filmtipp: Code der Angst

Der Filmemacher Appolain Siewe spürt in seinem Film „Code der Angst“ der Ermordung des kamerunischen Journalisten Eric Lembembe nach. 2013 wird der junge Journalist und LGBTI*-Aktivist Lembembe in Kamerun ermordet. Dieses und weitere Verbrechen gegen Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, lassen Appolain Siewe keine Ruhe. Der Filmemacher ist in Kamerun geboren und aufgewachsen und lebt heute in Berlin.
mehr »