Schon entdeckt? Kontext

Unabhängig, kritisch und bürgernah, das sind die Ziele des Online-Portals Kontext. Kostenlos erscheinen die Artikel immer mittwochs. Auszüge aus den Web-Beiträgen sind samstags als taz-Beilage zu haben.


„Altmodisch in die Zukunft“, beschreibt Mitbegründerin Susanne Stiefel den Ansatz ihrer journalistischen Arbeit. Denn mit der wöchentlichen Erscheinungsweise wählten die Macher einen langsamen Auftritt im schnelllebigen Internet. Nicht schnelle Klicks will man erzielen, sondern das genaue Gegenteil: die Entschleunigung. Nur dann gelänge ein „Qualitätsjournalismus“, so die ehemalige Chefredakteurin von Sonntag Aktuell. Dafür steht die gesamte, sechsköpfige Redaktion, unter ihnen sind Meinrad Heck (Korr. Dez. 2011), der mit dem Theodor-Wolff- und Wächter-Preis ausgezeichnet wurde sowie Stern-Mitarbeiter Rainer Nübel. Mit dabei ist auch Josef-Otto Freudenreich, der bis letztes Jahr Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung war. Er fasst den journalistischen Anspruch mit den Worten zusammen: „Gründlich statt schnell und hintergründig statt oberflächlich.“ Fundierte Recherche ist den Machern also wichtig. Einen hohen Stellenwert hat zudem „der Austausch mit Bürgern“, wie Stiefel erklärt. Denn deren Sichtweisen journalistisch professionell umgesetzt, würden Diskussionen auslösen und damit ein zweites Ziel erreichen: „Anstöße geben wollen“.

Kontext ist unabhängig von Parteien und wirtschaftlichen Interessen und kommt ohne Werbung aus. Fünf Rubriken befassen sich vorrangig mit regionalen Themen. In „Pulsschlag – Wie die Region tickt“ werden unter anderem jene Bürger vorgestellt, die mit ihrer Meinung anecken und für regen Austausch sorgen: etwa die Schriftstellerin Anna Katharina Hahn, die den Bürgerprotest Stuttgart 21 für romantisches Geplänkel hält. „Ein bisschen Woodstock“, nennt Hahn den Protest. In „Macht und Märkte“ sind politische und wirtschaftliche Themen versammelt: beispielsweise deckt ein Artikel auf, dass die Machenschaften der italienischen Mafia in Baden-Württemberg verharmlost werden. Die „S-Klasse“ stellt Sozialreportagen vor, in der Denkbühne“ geht es um aktuelle Themen wie soziale Netzwerke. Teilweise Kulturelles bietet die „Schaubühne“. In der sechsten Rubrik „Überm Kellerrand“ sind überregionale Themen bestimmend: Klischees über arme Haitianer entlarvt etwa ein Artikel.

Die Finanzierung wird neben Spenden durch den Verein „Kontext: Verein für ganzheitlichen Journalismus“ gewährleistet. Geldgeber sind unter anderem Schauspieler Walter Sittler, Fernsehkoch Vincent Klink und Olympiasieger Dieter Baumann. Und die Papierfassung wird von der taz unterstützt. Genauer, die taz-West, die unter anderem in Hessen sowie Nordrhein-Westfalen verteilt wird und in einer Auflage von 35.000 Exemplaren erscheint. Layout und Druckkosten übernimmt hier die taz.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

„Das Problem mit der Leidenschaft“

Lena Hipp ist Professorin für Soziologie an der Universität Potsdam und leitet die Forschungsgruppe „Arbeit und Fürsorge“ am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Mit M sprach sie über „Gute Arbeit“, Stressoren im Journalismus und weshalb die Trennung von Arbeit und Privatleben für Medienschaffende so wichtig ist.
mehr »

Die Verantwortung der Redaktionen

Auf die mentale Gesundheit zu achten, ist keine individuelle Aufgabe. Auch Arbeitgeber*innen können und sollten etwas für psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter*innen tun. Wie funktioniert das in einer Branche, die so geprägt ist von Zeit und Leistungsdruck und belastenden Inhalten wie der Journalismus? Wir haben uns in zwei Redaktionen umgehört, die sich dazu Gedanken gemacht haben: das Magazin Neue Narrative und der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag (SHZ).
mehr »

Gewalterfahrung im Lokaljournalismus

In Deutschland hat sich die Zahl der gewalttätigen Übergriffe auf Journalist*innen deutlich erhöht. Viele der Übergriffe finden am Rande von Demonstrationen statt. Der Thüringer Journalist Fabian Klaus recherchiert zu Rechtsextremismus und wird deshalb bedroht. Mit M sprach er über zunehmende Bedrohungslagen im Lokaljournalismus und die Unterstützung aus den Redaktionen.
mehr »

Media Hub Riga: Ein sicherer Ort

Wer den Media Hub Riga besuchen will, bekommt vorab von Leiterin Sabīne Sīle die Anweisung, die Adresse nicht weiterzugeben und keine Fotos zu machen, die seine Lage preisgeben. Drinnen wartet die alltägliche Atmosphäre eines Büros. Der Media Hub wirkt wie ein gewöhnlicher Co Working-Space – nur freundlicher. An den Wänden hängen Fotos von lächelnden Menschen am Strand, eine Girlande aus Orangenscheiben schmückt den Flur. Luftballons, auf denen „Happy Birthday“ steht, zeugen von einer Geburtstagsparty.
mehr »