„Ein ‘Nein’ fehlt meist in der Berichterstattung zu ökonomischen Themen.” Diese Beobachtung hält der Publizist Wolfgang Storz, ehemaliger Chefredakteur der Frankfurter Rundschau, im Editorial seiner neuesten Zeitung fest. Die heißt Oxi, griechisch für „Nein”, und ist seit dem 10. Mai an Kiosken zu haben. Im Juli 2015 hatte Griechenland bei der Volksbefragung zu den aufgezwungenen Sparmaßnahmen mehrheitlich „oxi” (sprich: „ochi”) gesagt. In diesem Geist soll nun eine neue Zeitung
gemacht werden. Dazu gibt es das Oxiblog, mit täglich einem neuen Artikel.
Wie lange es Blog und Monatszeitung geben wird, hänge vom Erfolg der ersten Ausgabe ab, sagt Storz im M-Gespräch. Im Juni werde entschieden, ob es bei der nun erschienenen Ausgabe bleibt, oder ob der Versuch auf ein ganzes Jahr angelegt wird. Die Entscheidung wird wohl am Berliner Franz-Mehring-Platz fallen. Der dortige Sitz der Zeitung Neues Deutschland wird auch als Redaktionsadresse von Oxi angegeben. Der ND-Verlag hat das neue Blatt mit einer Anschubfinanzierung unterstützt und zudem einer ND-Wochenendausgabe beigelegt. Chefredakteur Tom Strohschneider firmiert als Mitglied der Oxi-Redaktion, und auch der Trägergenossenschaft. Erstellt wurde die
Zeitung auf Grund der unklaren Zukunft nicht von einer festen Redaktion, sondern von einem „Netzwerk” sympathisierender Publizist_innen, zum Teil ebenfalls Genossenschaftsmitglieder, erklärt Storz. Alle hätten (niedrige) Honorare erhalten.
Die 24-seitige Erstausgabe enthält so einige bekannte Namen in den Autor_innenzeilen. Inhaltlich ist der Rote Faden die Bedrohung, die der Kapitalismus für das Soziale darstellt, ausführlich aufgezeigt am Bildungssystem. Erfrischend ist die Entscheidung, schon die ganze Seite 3 mit einem wirtschaftssoziologischen Text zu füllen. Eine sehr informative Doppelseite behandelt ethische Banken und ihre Stellung in der Branche. Gegen Ende gibt es eine ebenfalls interessante (aber mit Zitaten überladene) Seite zum Frühsozialisten Robert Owen und seiner heutigen Relevanz. Generell berichtet Oxi vor allem über Wirtschaft und Gesellschaft, weniger über Wirtschaftspolitik.
Kurios ist eine Anzeige im Impressum des Oxiblogs: Gesucht werden Autor_innen, die anonym schreiben, „weil ein Beitrag für Oxi sie mit ihrer Arbeit für andere Medien in Konflikt bringen könnte”. Entsprechende Kontakte gebe es bereits, sagt Storz. Offensichtlich wird in manchen Redaktionen das „Ja”-Sagen erzwungen.