Bavaria Film lässt Tarifverhandlungen scheitern

Die Haustarifverhandlungen zwischen ver.di und dem Film- und Fernsehproduktionsunternehmen Bavaria-Film, das mittelbar im Besitz der ARD-Sender BR, MDR, WDR, SWR und der Landesbank Bayern ist, sind nach der dritten Verhandlungsrunde am 26. Februar gescheitert.

„Trotz erfolgreicher Geschäftstätigkeit und einer Umsatzrendite von 15 Prozent im Jahre 2012 sowie einer erwarteten Rendite von 12 Prozent für das laufende Jahr, war die Geschäftsführung, vertreten durch Matthias Esche, nicht bereit, faire Tariferhöhungen zu vereinbaren“, kritisierte ver.di-Verhandlungsführer Matthias von Fintel. Das Scheitern sei zudem durch die Bavaria-Geschäftsführung provoziert worden, indem sie als Bedingung für einen Tarifabschluss generell verschlechterte Tarifbindungen für Neueinstellungen vorgeben wollte. „Wir haben es abgelehnt, für hochqualifizierte Medienschaffende ausgerechnet am Medienstandort München längere Arbeitszeiten, weniger Urlaub und schlechtere Gehaltsbedingungen zu vereinbaren. Die Geschäftsführung hat keine wirtschaftliche Notwendigkeit für solche Verschlechterungen vorbringen können, sondern schwammig von Modernsierung gesprochen“, erklärte von Fintel.
ver.di hatte angeboten, bei Fortbestand der bisherigen Tarifregelungen für weitere zwei Jahre einen einjährigen Tarifabschluss mit einer Tariferhöhung von 3 Prozent und eine Einmalzahlung von 400 Euro zu vereinbaren. Die Bavaria-Geschäftsführung war zwar bereit darüber zumindest zu verhandeln, hat es jedoch abgelehnt, auch künftig 30 Urlaubstage, eine Arbeitszeit von 38 Wochenstunden und nach Berufsjahren ansteigende Entgeltstufen zu vereinbaren. Parallel zur aktuellen Verhandlungsrunde wurde dagegen ab Februar eine freiwillige Einkommenserhöhung von 1,8 bis 2 Prozent für die Bavaria-Beschäftigten angewiesen.
„Die im Aufsichtsrat der Bavaria sitzenden ARD-Intendanten müssen sich fragen lassen, ob sie nur an den Gewinnausschüttungen von rund 4,5 Millionen Euro in 2012 interessiert sind oder auch darauf achten wollen, unter welchen Bedingungen diese künftig erwirtschaftet werden sollen. Dies ist zwar nur eines von vielen, aber ein sehr deutliches Zeichen, dass sich die ARD-Sender zunehmend nicht mehr an faire Regeln halten“, kritisierte von Fintel.

Weitere aktuelle Beiträge

Gleichstellungsbeauftragte im ÖRR stärken

Das Bekenntnis zur Gleichstellung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zeigt sich unter anderem im Vorhandensein von Gleichstellungsbeauftragten. Grundlage ist die jeweils entsprechende gesetzliche Regelung der Bundesländer, in denen die Sender angesiedelt sind. Gleichstellungsbeauftragte sollen nach dem Bundesgleichstellungsgesetz (BGleiG), die Beschäftigten vor Benachteiligungen aufgrund ihres Geschlechtes zu schützen und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz durchzusetzen.
mehr »

Die ganz große Verweigerung

Der  öffentlich-rechtliche Rundfunk war schon immer Hassobjekt der Rechten. Auf politischer Ebene wollen sie ihn abschaffen, am Stammtisch wird gegen ARD und ZDF gehetzt. In Sozialen Medien oder in Chatgruppen geht es richtig zur Sache. Dort treffen sich sogenannte Rundfunkverweigerer. Ralf Hohlfeld und Vivian Stamer beschäftigen sich an der Uni Passau mit den Bereichen Journalistik und Strategische Kommunikation. Für ihre Studie haben sich die beiden auf die Suche nach sogenannten Rundfunkverweigerern gemacht.
mehr »

Eine Medienplattform für Europa

Für ARD und ZDF war es eine richtungsweisende Entscheidung, als sie vor einem Jahr mitteilten, ihre Mediathek-Software gemeinsam entwickeln zu wollen. Mit im Boot ist inzwischen auch das Deutschlandradio. Unter dem Projektnamen „Streaming OS“ laufen die Arbeiten. OS steht für „Operating System“, aber auch für „Open Source“. Die öffentlich-rechtlichen Sender wollen wichtige technische Bausteine für ihre Streaming-Aktivitäten auch anderen Anbietern und Organisationen frei zugänglich machen. Eine europäische Ausrichtung haben sie ebenso im Blick.
mehr »

AfD-Einstufung zwingt Rundfunkgremien zum Handeln

Das zunächst unter Verschluss gehaltene Gutachten des Verfassungsschutzes, welches zur Einstufung der Partei Alternative für Deutschland (AfD) als „gesichert rechtsextremistische Partei“ führte, wurde nunmehr durch Medien veröffentlicht. Innenminister Dobrindt ließ zunächst offen, inwiefern juristische Schritte gegen die Veröffentlichung geplant seien. Christoph Schmitz-Dethlefsen, für Medien zuständiges Mitglied im Bundesvorstand von ver.di, begrüßt, dass nun öffentlich über das Zustandekommen der Einstufung diskutiert werden kann.
mehr »