Bündnisse schmieden

„Hartz und die Folgen“ – jetzt dagegen halten

„Das Ergebnis der Hartz-Kommission: Ein dicker Bericht mit 13 Modulen zu vielerlei Themen, das Versprechen, die Arbeitslosigkeit bis 2005 zu halbieren. Aber wenig Konkretes zum eigentlichen Auftrag!“

In ihrem Referat zum Diskussionsforum „Hartz und die Folgen“ ließ Claudia Weinkopf, Direktorin des Forschungsschwerpunktes Flexibilität und Sicherheit am Gelsenkirchener Institut für Arbeit und Technik keinen Zweifel: „Aktivierende Arbeitsmarktpolitik – wie sie durch die Hartz-Konzepte vermittelt werden soll – ist eigentlich ein Konzept für ‚bessere Zeiten'“. Dies zeige der Blick in die Niederlande, Schweden oder Großbritannien. Dort hätten vergleichbare Maßnahmen gegriffen, weil es reale Beschäftigungsmöglichkeiten gegeben habe. Hier dagegen seien positive Beschäftigungseffekte in der aktuellen Arbeitsmarktsituation „überaus fraglich“. Die positiv vermittelte Leitlinie der Hartz-Vorschläge und der Agenda 2010 „Fördern und Fordern“ greife als reines Fordern gegenüber Arbeitslosen – Stichworte: Verschärfung der Zumutbarkeitsgrenze und Zusammenlegen von Arbeitslosen- und Sozialhilfe.

Dass der Druck schon greift, machte ein arbeitsloser Kollege in der Diskussion deutlich: „Politisch finde ich das selbst nicht korrekt, aber ich würde wohl irgendwann auch schlecht bezahlte Jobs annehmen, nur um nicht weiterhin auf Kosten meiner berufstätigen Frau leben zu müssen.“ Der Einwurf eines VW-Betriebsratskollegen, Peter Hartz habe als Arbeitsdirektor die Arbeitslosigkeit in der Region Wolfsburg um gute zehn Prozent nach unten gedrückt, konnte das Plenum nicht überzeugen. „Das ist bundesweit nicht umsetzbar.“ Man dürfe nicht vergessen, dass das Hartz-Konzept oder auch die Agenda 2010 – das Versprechen der Vollbeschäftigung im Jahr 2010 – im Sinne einer Umverteilung von unten nach oben langfristig ideologisch vorbereitet worden sei, „erinnern wir uns an das Schröder-Blair-Papier“. Auch die Rolle der Gewerkschaften in dieser Phase müsse hinterfragt werden: Sie habe etwa die tariflich nicht abgesicherte Bezahlung in Form von Aktien mit getragen.

Die Botschaft des Plenums: Jetzt dagegenhalten – und zwar jeder und jede einzelne – die Kolleginnen und Kollegen intensiv mit knappen, verständlichen Informationen aufklä- ren und vor allem: Bündnisse schmieden auf nationaler und europäischer Gewerkschaftsebene.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Filmschaffende kriegen künftig mehr

In der achten Tarifverhandlungsrunde für die rund 25.000 Filmschaffenden haben sich die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), die Schauspielgewerkschaft BFFS und die Produktionsallianz auf Eckpunkte einer vorläufigen Tarifeinigung verständigt. Doch nicht alle Verhandlungsthemen konnten geklärt werden. Die Frage nach der Regelung von Künstlicher Intelligenz (KI) im Film wurde verschoben.
mehr »

Tarifverhandlungen für Zeitungsjournalist*innen

Bereits Ende Mai haben die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di und dem Zeitungsverlegerverband BDZV begonnen. Darin kommen neben Gehalts- und Honorarforderungen erstmals auch Regelungen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Sprache.
mehr »

Tarifverhandlungen: dju will 12 Prozent 

Am 27. Mai haben die Tarifverhandlungen zwischen der dju in ver.di und dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) begonnen. Die dju in ver.di fordert zwölf Prozent mehr für Gehälter und Honorare. Außerdem will sie den Einsatz von Systemen generativer Künstlicher Intelligenz (KI) regeln, „die zur stärkeren Autonomie der Zeitungsjournalistinnen und -journalisten beim Einsatz der Instrumente, mehr Mitbestimmung beim KI-Einsatz und Beteiligung an den zu erwartenden Effizienzerlösen führen sollen“.
mehr »

Top Tarifergebnis im Kino

In den Tarifverhandlungen mit der Kino-Kette UCI (United Cinemas International GmbH) wurde am 19. Februar 2024 ein Tarifergebnis erzielt, das an vielen Stellen die ver.di-Forderungen erreicht, so auch den Einstiegslohn von 14 Euro. In der anschließenden Befragung der Mitglieder bis zum 4. März gab es keinerlei Ablehnung. Somit beschloss auch die ver.di-Tarifkommission einstimmig die Annahme des Tarifergebnisses.
mehr »