Erfolgreicher Streik beim Schwarzwälder Boten

Nach zähen Verhandlungen und mehr als drei Monaten Streik konnte am 20. Dezember 2011 ein Kompromiss für die Beschäftigten der Medienvermarktungs- und der Redaktionsgesellschaften beim Schwarzwälder Boten vereinbart werden.

August 2011 - Streik der Redakteure der Tageszeitungen in Oberndorf am Neckar. Foto: Jo E. Röttgers
August 2011 – Streik der Redakteure der Tageszeitungen in Oberndorf am Neckar.
Foto: Jo E. Röttgers

Erreicht wurde ein Anerkennungs-Tarifvertrag für Mitarbeiter/innen, die bis zum 8. Dezember 2011 bei diesen Gesellschaften beschäftigt waren. Sie fallen unter die jeweiligen Angestellten- und Redakteurs-Tarifverträge, die mit dem baden-württembergischen Verleger-Verband abgeschlossen worden sind. Damit gibt es bis zum Ende der Laufzeiten zum 31. Dezember 2014 für die Angestellten und bis zum 30. April 2014 für die Redakteure die von ver.di geforderte Tarifsicherheit. Die Einigung gilt auch für Beschäftigte des Grafikboten.
Nicht erreicht werden konnte eine Einbeziehung von Neueingestellten ab dem jetzigen Zeitpunkt. Die Volontäre, die 2012 eingestellt werden, fallen noch unter den Anerkennungs-Tarifvertrag. Dafür haben die beschäftigten Redakteure als Kosten-Kompensation auf ihre Einmalzahlung im Februar 2013 verzichtet.
Gleichzeitig wurde vereinbart, im kommenden Jahr Tarifverhandlungen für neue Tarifverträge in den beiden Gesellschaften aufzunehmen.
„Die Kolleginnen und Kollegen beim Schwarzwälder Boten haben mit ihrem monatelangen Arbeitskampf ein klares Signal gegeben: Gegen Tarifflucht muss und kann man sich erfolgreich stemmen. Das Beispiel Oberndorf macht Mut auch in der Südwestdeutschen Medienholding“, sagte Leni Breymaier, Leiterin des verdi-Landesbezirks Baden-Württemberg. „95 Prozent unserer Streikziele sind erreicht. Mit den fehlenden fünf Prozent müssen wir leben. Wir wissen, dass dies ein Ergebnis unserer Geschlossenheit und unseres langen und konsequenten Streiks ist. Möglich wurde das Ergebnis auch durch die großartige Solidarität der Beschäftigten im Konzern und in der Öffentlichkeit. Allen, die unterstützt haben, gilt der Dank der Streikenden“, sagte Gerd Manthey, der Verhandlungsführer von ver.di Baden-Württemberg.
Die Verhandlungskommissionen von ver.di und des DJV haben dem Ergebnis zugestimmt.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Quartalsbericht liegt vor

Einen detaillierten Blick auf das Mediengeschehen gibt der neue Quartalsbericht. Er speist sich aus den Auswertung von Internetseiten, Zeitungen, Fachzeitschriften, Informationsdiensten, Verbands- und Unternehmenspublikationen. Im Frühjahr nun hat das Internet erstmals das Fernsehen als wichtigste Quelle für „News“ abgelöst. Die gedruckten Auflagen der Pressemedien gehen weiter zurück, die Digitalumsätze legen zu. Fest steht außerdem, Zeitungen erhalten keine Zustellförderung. 
mehr »

Tarifverhandlungen: Unfaire Forderungen

Für die zweite Tarifverhandlungsrunde mit der dju in ver.di hatte der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) ein Angebot zu Tariferhöhungen angekündigt. Doch der Verband legte am 25. Juli in Frankfurt am Main keine konkreten Zahlen vor. Die Tarifverhandlungen hatten am 27. Mai begonnen. Die dju in ver.di fordert zwölf Prozent mehr für Gehälter und Honorare. Damit soll der eingetretene Reallohnverlust ausgeglichen werden.
mehr »

Recherchen für die Demokratie

Die Uhr tickt – politisch und ökologisch. „Der Ton wird rauer, die Angriffe intensiver“, so NDR-Intendant Joachim Knuth im Begrüßungsgespräch mit Daniel Drepper, dem Vorsitzenden der Journalist*innenvereinigung Netzwerk Recherche (NR), die ihre Jahreskonferenz unter das Motto stellte: „Now is the time. Recherchen für die Demokratie“. Etwa 900 Teilnehmende trafen sich beim NDR Fernsehen in Hamburg zu Austausch und Debatte über die Rolle der Medien in Zeiten des politischen Rechtsrucks und der Klimakrise. 
mehr »

Renaissance einer Redaktion in Guatemala

Am 15. Mai 2023 stellte Guatemalas investigative Tageszeitung „elPeriódico“ ihr Erscheinen ein. Rund ein Jahr später sind die Köpfe hinter dem linken Leitmedium mit dem Online-Portal „eP Investiga“ wieder da. Die beiden Buchstaben eP erinnern an den alten Titel des Blattes, das sich dem Kampf gegen die Korruption verschrieben hatte. Offiziell gibt es keine Verbindung zur Familie Zamora und dem nach wie vor in Haft sitzenden Zeitungsgründer José Rubén Zamora. Allerdings tritt das investigative Portal für sein journalistisches Credo ein. 
mehr »