Erste Schritte

Connexx.av ist gestartet – erste Erfolge in der Betriebsarbeit

Connexx.av, das dreiährige Projekt der IG Medien und der DAG zum Aufbau neuer Arbeitsstrukturen und zur Mitgliedergewinnung im privaten Rundfunk und der Film-, Fernseh-, AV-Produktion, arbeitet seit drei Monaten. Bei allen Schwierigkeiten, die sich in der Branche für Gewerkschaftsarbeit auftun (schlechtes Image der Gewerkschaften, hohe Identifikation der Beschäftigten mit den Unternehmenszielen, ausgeprägter Individualismus und Wettbewerb mit einer ganzen Reihe von Berufsverbänden) und vor dem Hintergrund eines minimalen Organisationsgrades, konnten an einzelnen Standorten erste Erfolge in der Betriebsarbeit verbucht werden. Auch erste neue Mitglieder wurden gewonnen.

In der gewerkschaftlichen Betriebsarbeit startete connexx.av mit einem bundesweiten Strategieseminar für Betriebsräte des privaten Rundfunks. Das war diesmal nicht als Routineschulung, sondern als Angebot für Betriebsratsvorsitzende und ihre Stellvertreter organisiert, so folgten 17 Betriebsräte der Einladung zum Seminar vom vom 5. bis 7. Dezember in Hammersbach mit den Themenschwerpunkten: Scheinselbstständigkeit, Tarifpolitik, Mitbestimmung der Betriebsräte bei Freien, Novellierung des Betriebsverfassungsgesetzes. Eine medienpolitische Veranstaltung zum Thema „Stand und Perspektiven des privaten Rundfunks in Europa“ mit Dr. Anja Bundschuh, der Vertreterin der Kirchgruppe für europäische Angelegenheiten, und dem Hamburger Medienwissenschaftler Prof. Hans Kleinsteuber, erlaubte zum ersten Mal einen medienpolitischen Diskurs mit den Betriebsräten.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beurteilten das Seminar, insbesondere den Forumcharakter, durchweg positiv. Für viele Betriebsräte der Branche war es die erste Gelegenheit zu einem betriebsübergreifenden Kontakt. Die dort anwesenden Betriebsräte aus der Kirchgruppe vereinbarten einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch über spezielle connexx.av-Seminare – erstmals im März 2000 in Berlin. Das Branchenseminar privater Rundfunk soll künftig jährlich stattfinden.

Seminar für Betriebsräte der Film-/AV-Branche für März geplant

Aber auch die privatwirtschaftliche Film- und Fernsehindustrie und damit auch die Einzelunternehmen dieser Branche sind rasanten Veränderungsprozessen ausgesetzt. Dies hat auch Auswirkungen auf die Arbeit der Betriebsräte. IG Medien und DAG wollen im Rahmen ihres neuen Projektes auch diesen Betriebsräten ein Angebot machen, sich über neueste Entwicklungen zu informieren und Konsequenzen zu diskutieren. Aus diesem Grunde findet vom 26. bis 29. März 2000 in Hamburg ein Seminar für Betriebsräte statt (siehe Seminarankündigung Seite 44).

Themenschwerpunkte sind: Tarifliche und betriebliche Fragen der Gestaltung der Arbeitszeit zwischen Flexibilisierung und neuen Bedürfnissen der Beschäftigten nach planbarer Freizeit; aktuelle Fragen der Sozialgesetzgebung und -rechtsprechung und ihre Bedeutung für die Mitbestimmung der Betriebsräte, insbesondere Klärung von Statusfragen und Mitbestimmung bei selbständigen Beschäftigten; Referat und Diskussionsrunde zu den Perspektiven der Film- und Fernsehproduktion; Mitbestimmung bei Betriebsänderungen und Unternehmensaufspaltungen; Tarifpolitik im Bereich der Film- und Fernsehproduktion.

Sozialdatenerhebung in 2000

Connexx.av wird in den ersten drei Quartalen des Jahres 2000 mit Unterstützung der Hans-Böckler-Stiftung durch den Kölner Arbeitswissenschaftler Rolf Satzer eine Sozialdatenerhebung im privaten Rundfunk und der AV-Produktionswirtschaft durchführen. Erhoben werden die Einkommens- und Arbeitsbedingungen der festen und freien Beschäftigten, um daraus Aufschlüsse für die Tarif- und Betriebsarbeit in der weitgehend tariflich ungeschützten Branche mit insgesamt rund 100.000 Mitarbeitern zu gewinnen.

Die Ergebnisse der Untersuchungen sollen auch als fiktive Tarifverträge und Honorarspiegel zur Orientierung für die Beschäftigten veröffentlicht werden. Parallel zur reinen Datenerhebung wird eine Befragung zu den Anforderungen der Beschäftigten und der Betriebsräte an die Gewerkschaften organisiert.

Von Januar bis April 2000 wird eine Juristin im Rahmen ihres Referendariats zusammen mit der Projektleitung eine Broschüre zu Mitbestimmungsschwerpunkten im Privaten Rundfunk und der Filmbranche erarbeiten.

Aus den Projekt-Standorten

An den einzelnen Standorten haben die Projektbeauftragten ab 1. Oktober 1999 ihre Arbeit aufgenommen (Hamburg 1. 11. 99). Betriebliche Tätigkeitsschwerpunkte waren in den ersten beiden Monaten u.a. die Teilnahme an einer Reihe von Betriebsversammlungen, die Beratung von Betriebsräten und die Organisation einer regionalen Betriebsräteschulung. Für Studio Hamburg, wo Outsourcing von Unternehmensteilen ansteht, wurde ein Informationsblatt über Arbeitnehmerrechte erstellt und verteilt. Weitere Aktivitäten waren u.a.: Organisation von zwei gewerkschaftlichen Informationsveranstaltungen an einer Berufsschule, die Teilnahme an einer Reihe medien- und berufspolitischer Veranstaltungen, die Organisation von Beratungsveranstaltungen für Angestellte und Freie zum Presseversorgungswerk und zu Steuerfragen.

Eingebunden sind die Projektbeauftragten auch in erste Haustarifverhandlungen in Berlin und Hannover. An zwei Standorten konnten ferner Betriebsratsgründungen eingeleitet werden. In Potsdam werden bei Studio Babelsberg verstärkt produktionsbezogene Betriebsteile ausgelagert. Nach einer Flugblattaktion vor dem Werkstor hat die Geschäftsleitung für den 4. Januar 2000 Gespräche über die Tarifbindung der Töchter angeboten und die Zuständigkeit des Betriebsrats der Muttergesellschaft zugesagt.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Erneute Streiks bei NDR, WDR, BR, SWR 

Voraussichtlich bis Freitag werden Streiks in mehreren ARD-Sendern zu Programmänderungen, Ausfällen und einem deutlich veränderten Erscheinungsbild von Radio- und TV-Sendungen auch im Ersten Programm führen. Der Grund für den erneuten Streik bei den großen ARD-Rundfunkanstalten ist ein bereits im siebten Monat nach Ende des vorhergehenden Tarifabschlusses immer noch andauernder Tarifkonflikt.
mehr »

krassmedial: Diskurse gestalten

Besonders auf Social-Media-Plattformen wie TikTok und Telegram verbreiten sich rechtsextreme Narrative, die zur Polarisierung der Gesellschaft beitragen. Wie Journalist*innen dem entgegen wirken und antidemokratische Diskursräume zurückgewinnen können, diskutierten und erprobten etwa 70 Teilnehmende der diesjährigen #krassmedial-Sommerakademie von ver.di am Wochenende in Berlin-Wannsee.
mehr »

Medien machen in unruhigen Zeiten

Die diesjährige #krassmedial-Sommerakademie von ver.di widmet sich der Frage, wie Medien der gesellschaftlichen Polarisierung entgegenwirken können. Das Fortbildungsangebot für Journalist*innen findet am 6. und 7. Juli 2024 in der ver.di-Bildungsstätte Clara Sahlberg am Berliner Wannsee statt. In Workshops und auf Panels stehen 14 Referent*innen an den zwei Tagen zum Fachaustausch, Kompetenzerweiterung und Diskussionen bereit.
mehr »

Schutz vor zu viel Stress im Job

Immer weiter, immer schneller, immer innovativer – um im digitalen Wandel mithalten zu können, müssen einzelne Journalist*innen wie auch ganze Medienhäuser sich scheinbar ständig neu erfinden, die Belastungsgrenzen höher setzen, die Effizienz steigern. Der zunehmende Anteil und auch Erfolg von KI-basierten Produkten und Angeboten ist dabei nur das letzte Glied in der Kette einer noch nicht abgeschlossenen Transformation, deren Ausgang vollkommen unklar ist.
mehr »