HDF streicht Tarifzuständigkeit aus der Satzung

Neuformation der Arbeitgeber in Kinobereich

Der Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF) will seine Tarifzuständigkeit aufgeben. Ein entsprechender Vorschlag des HDF-Präsidiums ist vom Hauptausschuss des Verbandes gebilligt worden. Die endgültige Entscheidung soll auf der nächsten Jahrestagung des HDF am 2. März 2000 fallen. Dem HDF gehört der Großteil der bundesweit 1200 Filmtheaterbetriebe an.

Aus Kreisen des HDF war zu hören, dass die Streichung der Tariffähigkeit eine Reaktion auf die Arbeitskämpfe in der Branche 1997 und 1998 sei, die erstmals die Kolleginnen und Kollegen der Kinobranche aus einen reinen Bittstellerrolle bei Tarifverhandlungen in eine aktive Position führten. Damit ist auch deutlich geworden, dass zumindest ein Teil der Kinobetreiber unter „Verhandlungen“ nichts anderes als das Diktieren von Bedingungen versteht.

Ein weiterer Hintergrund der HDF-Beschlüsse ist sicher auch der Austritt von vier Großkinobetreibern (CinemaxX, Ufa, Kieft und Theile) aus dem Hauptverband. Drei davon, CinemaxX, Ufa und Kieft, haben Ende 1999 einen eigenen Multiplexkino-Verband mit dem Namen „Cineropa“ gegründet. Die beteiligten Unternehmen sind von der IG Medien zum Teil bereits zu Haustarifverhandlungen aufgefordert worden. Ob der neue Verband Tarifverträge abschließen will, ist bisher nicht bekannt.

Sollte der Vorschlag für eine Satzungsänderung im HDF eine Mehrheit finden, wird die IG Medien eine Menge an Haustarifverhandlungen zu führen haben. Trotz aller Mühsal bietet dies aber auch eine Chance für deutliche Verbesserungen gegenüber dem bisherigen Branchentarifvertrag, der zu den schlechtesten Tarifverträgen der Republik gehört.

Es gibt allerdings auch eine Reihe von HDF-Mitgliedern, die von ihrem Verband weiterhin die Erledigung des Tarifgeschäfts erwarten. Sollten diese Unternehmen sich durchsetzen, dann ist auch der Erhalt des Flächentarifs möglich, was trotz der schlechten Bedingungen insbesondere für die Beschäftigten in den Kleinkinos von Vorteil wäre. Alle Erfahrungen zeigen leider, dass es selbst im Kinobereich mit seinen Niedriglöhnen auch untertarifliche Bezahlung gibt.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Wie ähnlich ist presseähnlich?

Der Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Ralf Ludwig, erwartet, dass es für die öffentlich-rechtlichen Sender künftig schwerer werde, insbesondere jüngere Zielgruppen online zu erreichen. Grund dafür sei die „Schärfung des sogenannten Verbots der Presseähnlichkeit“, sagte Ludwig Ende Mai im Medienausschuss des sächsischen Landtags.
mehr »

ARD-Nachrichtentag: Mehr Transparenz

Nachrichten sind das Herz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Sie sollen gut recherchiert und aufbereitet sein, sollen verständlich Ereignisse vermitteln und einordnen. Beim ARD-Nachrichtentag am 5. Juni gab es einen offenen Einblick, wie das eigentlich geschieht. Teilnehmende bekommen Einblicke in den journalistischen Alltag und erfahren den Wert unabhängiger Nachrichten in Hörfunk, Fernsehen und Social Media.
mehr »

Altersversorgung für Filmschaffende

Zusammen mit der Schauspielgewerkschaft BFFS und dem Tarifpartner Produktionsallianz hat ver.di einen Tarifvertrag für eine branchenweite betriebliche Altersversorgung für Filmschaffende in Film- und Serienproduktionen abgeschlossen. Für die etwa 25.000 auf Projektdauer beschäftigten Film- und Fernsehschaffenden vor und hinter der Kamera wird die neue tarifliche Altersvorsorge ab Juli 2025 starten.
mehr »

Was tun gegen defekte Debatten

Das Land steckt in der Krise und mit ihm die Diskussionskultur. Themen wie Krieg und Pandemie, Migration und Rechtsextremismus polarisieren die politische Öffentlichkeit. In ihrem Buch „Defekte Debatten: Warum wir als Gesellschaft besser streiten müssen“ suchen Julia Reuschenbach, Politikwissenschaftlerin an der FU Berlin und Korbinian Frenzel, Journalist und Redaktionsleiter Prime Time bei Deutschlandfunk Kultur, nach Auswegen aus der diskursiven Sackgasse.
mehr »