Eine branchenübergreifende Honorarumfrage unter Soloselbstständigen soll für mehr Markttransparenz sorgen. „SO_LOS! Die Initiative für faire Honorare“ wurde zum Start am 13. Juli zunächst von 25 Berufsverbänden, Interessenvertretungen und Zusammenschlüssen von und für Soloselbstständige(n) getragen. Weitere sollen dazu kommen. Konzipiert und organisiert hat die Initiative das „Haus der Selbstständigen“ (HDS) mit Sitz in Leipzig. Zentraler Bestandteil ist eine Online-Umfrage, mit deren Hilfe Daten zu aktuell auf dem Markt zu erreichenden Honorarhöhen erhoben werden.
Ziel der Umfrage ist es, die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema Honorare und soziale Sicherung für Soloselbstständige zu lenken. Vesna Glavaski, im HDS zuständig für die Konzeption und Umsetzung der Kampagnenumfrage, wertete den Start mit 25 Organisationen schon als großen Erfolg, da sie das Thema Honorare für Freie und Selbstständige bereits als gemeinsames politisches Anliegen verstanden hätten. Seit der Corona-Pandemie sei die gesellschaftliche Sensibilität für dieses Thema gewachsen, denn die Probleme der Selbstständigen in der Kultur- und Kreativwirtschaft, aber auch der Gastronomie oder im Dienstleistungsbereich betrafen und betreffen nicht nur die Soloselbstständigen selbst, sondern fast alle Bevölkerungsgruppen mittelbar. Sie könnten als Kund*innen und/oder Auftraggeber*innen mitwirken, die Situation von Solo-Selbstständigen perspektivisch zu verbessern.
„Wenn sich viele Kolleginnen und Kollegen beteiligen, schaffen wir gemeinsam Markttransparenz und können so Machtasymmetrien abbauen“, sagte Veronika Mirschel vom Referat Selbstständige von ver.di. Sebastian Haas, Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) und einer der Sprecher der Bundeskonferenz der Lehrbeauftragten an Musikhochschulen erklärte: „Der Stundenlohn eines KFZ-Meisters wird von der Gesellschaft akzeptiert und fast jede*r kennt ihn. Der Preis einer Arbeitsstunde für Musiker*innen ist in der Breite unbekannt und muss zudem mit Auftraggeber*innen manchmal mühsam verhandelt werden. Dies zeugt von einer Schieflage in der gesellschaftlichen Wahrnehmung.“
Die gewonnenen, anonymisierten Daten sollen Soloselbstständigen perspektivisch Orientierung und Rückendeckung in individuellen Honorarverhandlungen geben, so die Initiatoren. Berufsverbänden und Interessenvertretungen könnten die Umfrageergebnisse eine fundierte Grundlage liefern, um sich erfolgreich für Honorarerhöhungen einzusetzen und kollektive Honorarverhandlungen offensiver zu gestalten.
Die ersten Ergebnisse werden voraussichtlich im Herbst 2022 veröffentlicht. Sie sollen die Grundlage für weitere Schritte in der Unterstützung von Interessenvertretungen Solo-Selbständiger bei ihren Forderungen nach angemessenen branchenüblichen Honoraren für ihre professionelle Arbeit bilden.
Für das „Haus der Selbstständigen“ ist die Umfrage nicht die erste Annäherung an dieses Thema. Unter dem Titel „Leipziger Allerlei“ hatte das HDS eine Studie in Auftrag gegeben, die eine Strukturanalyse mit Statistiken sowie Einblicke in die Arbeits- und Lebensbedingungen der rund 30.000 Soloselbständigen in der Stadt bietet.