Journalist bei Recherchen „verschwunden“

Aktion für Hayatullah Khan, Pakistan

Plötzlich standen fünf Männer vor dem Auto von Hayatullah Khan und zwangen ihn und seinen Bruder anzuhalten. Unweit der Stadt Mirali im Nordwesten Pakistans zerrten sie den Journalisten am 5. Dezember in ein anderes Auto und fuhren mit ihm davon. Sein Bruder musste der Entführung hilflos zusehen. Von Hayatullah Khan fehlt seitdem jede Spur.

Logo Amnesty InternationalDie Angreifer wussten, auf wen sie es abgesehen hatten. Hayatullah Khan wollte über eine Protestaktion gegen einen Raketenangriff in der Region berichten, mit dem er sich schon vorher intensiv befasst hatte. Der für die englischsprachige Zeitung „The Nation“ sowie für das Blatt „Ausaf“ und die Europäische Bild­agentur EPA arbeitende Journalist war der Erste, der die vermeintliche Munition fotografiert hatte, die bei dem Angriff auf ein Haus im Dorf Haisori verwendet wurde. Anwohner hatten sie ihm mit dem Hinweis gezeigt, sie hätten sie in den Trümmern des Hauses gefunden, in dem am 1. Dezember sechs Menschen getötet worden waren – unter ihnen ein El-Kaida-Verdächtiger. Die Fotos deuteten angeblich darauf hin, dass die verwendete Munition in den USA hergestellt worden war.
Obwohl Vertreter der Regionalbehörden eine Aufklärung der Entführung versprochen haben, ist der Fall bis heute völlig undurchsichtig. Es ist aber zu befürchten, dass Hayatullah Khan von Angehörigen der Sicherheitskräfte verschleppt worden ist. Mehrere Journalistenverbände und Angehörige des Entführten organisierten inzwischen Demonstrationen, um auf das Schicksal Hayatullah Khans aufmerksam zu machen. Auch „Reporter ohne Grenzen“ kritisierten die Unfähigkeit der Regierung in Islamabad, Medienschaffende in dieser unruhigen Region angemessen zu schützen. Familienangehörige von Khan geben an, der Journalist sei vor der Tat bereits bedroht worden. Man habe ihn aufgefordert, nicht über die Sicherheitslage in der Provinz Nord-Wasiristan zu berichten. Genau dort wurde er wenige Tage später entführt.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Klimaleugnung in den Medien

Rechtspopulistische Bewegungen machen weltweit mobil gegen den Klimaschutz. Sie zeigen sich „skeptisch“ gegenüber dem Klimawandel und lehnen klima- und energiepolitische Maßnahmen ab. Ein Widerspruch: Obgleich „Klimaskepsis“ und die Leugnung des menschengemachten Klimawandels vielfach zentrale Positionen der politischen Rechten markieren, existieren auch gegenläufige Tendenzen in Bezug auf Umwelt- und Naturschutz. Denn auch Rechte waren stets in Umweltbewegungen zugegen. Das hat Tradition.
mehr »

Weiterhin keine Einigung im ÖRR

Die Fronten sind verhärtet wie nie in der Tarifauseinandersetzung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR). Seit nunmehr mehr als neun Verhandlungsrunden streiten Gewerkschaften - allen voran ver.di und nachgelagert DJV und unisono - mit den Intendanten der Rundfunkanstalten der Länder um bessere Löhne, Gehälter und Honorare. Mehr noch: Es geht letztlich auch um das Fortbestehen der qualitativ hochwertigen Programm- und Angebotspalette im ÖRR. Dafür bestreiken die Gewerkschaften in noch nicht erlebten Streiks die ARD.
mehr »

ver.di fordert Schlichtung bei ARD

Seit Januar 2024 sind die Tarifverhandlungen für die ARD-Rundfunkanstalten NDR, WDR, BR und SWR ohne Ergebnis geblieben. Organisierte Beschäftigte fordern angesichts des Reallohnverlusts der letzten zwei Jahre einen Inflationsausgleich. Nun hat ver.di zusammen mit den Gewerkschaften DJV und unisono dem SWR den Entwurf einer Schlichtungsvereinbarung zukommen lassen. Damit soll endlich Bewegung in die Tarifauseinandersetzung kommen.
mehr »

Neues Urteil gegen Kieler Nachrichten

Schlappe für den Verlag der Kieler Nachrichten: Das Landgericht Flensburg hat untersagt, dass der Verlag in Verträgen mit hauptberuflich freien Journalist*innen unzulässige Klauseln vereinbart. Erneut geklagt hatten der Deutsche Journalisten-Verband und die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di. Zukünftig darf die Kieler Zeitung Verlags- und Druckerei KG-GmbH & Co. die Klauseln nicht mehr nutzen, da sie unklar und unverständlich sind und die freien Mitarbeiter unangemessen benachteiligen.
mehr »