Literaturmatinée mit Rolf Becker

 „So wird Geld verdient“, hieß es trocken im Programm für den Sonntag Vormittag und manche und mancher vermutete dahinter wohl eher eine spröde Auseinandersetzung mit einem für Kreative manchmal sperrigen Thema.

Rolf Becker Foto: Michael Maercks
Rolf Becker
Foto: Michael Maercks

Doch es verbarg sich eine beeindruckende Literaturmatinée hinter dieser Ankündigung, die ein großes Publikum verdient gehabt hätte: Rolf Becker, Schauspieler und engagiertes ver.di-Mitglied, nahm sein Publikum in der Uni der Künste mit auf eine gelesene und gespielte Reise durch zweieinhalb Jahrtausende. Für ihn hatte diese Reise vor 30 Jahren in einer gemeinsamen Idee mit Eckart Spoo begonnen. Dass er sein Programm zur Entwicklung des Kapitals kontinuierlich weiterentwickelt, zeigten die Ausschnitte aus aktuellen Interviews mit Wirtschaftswissenschaftlern.
Erstaunlich sind dabei die Parallelen zu Beschreibungen und Warnungen, die schon Sophokles und Aristophanes für ihr antikes Theaterpublikum hatten oder die der Politiker Cicero angesichts einer Spekulationskrise im alten Rom äußerte. Auch hier konnten Finanzmärkte schon zusammenkrachen. Für Cicero die Lösung des Problems: Krieg!
Für Becker ist die Renaissance nicht nur die Wiedergeburt antiker Kunst und Philosophie, sondern auch antiker Finanzmarktideen, die Wiedergeburt der großen Handelsgesellschaft. Nach Shakespeares „Timon von Athen“ und Molières Geizigem“, nach Heinrich Heine, den politischen Theoretikern Wilhelm Weitling und Karl Marx landet Becker schließlich bei Texten von Rosa Luxemburg, Louis Aragon, Kurt Tucholsky, Bert Brecht und Peter Weiss im 20. Jahrhundert. Und wieder zeigt sich in ihnen der Mechanismus, den schon Cicero beschworen hatte: Spekulation, Krise, Krieg.

 sus

Weitere aktuelle Beiträge

Eine Medienplattform für Europa

Für ARD und ZDF war es eine richtungsweisende Entscheidung, als sie vor einem Jahr mitteilten, ihre Mediathek-Software gemeinsam entwickeln zu wollen. Mit im Boot ist inzwischen auch das Deutschlandradio. Unter dem Projektnamen „Streaming OS“ laufen die Arbeiten. OS steht für „Operating System“, aber auch für „Open Source“. Die öffentlich-rechtlichen Sender wollen wichtige technische Bausteine für ihre Streaming-Aktivitäten auch anderen Anbietern und Organisationen frei zugänglich machen. Eine europäische Ausrichtung haben sie ebenso im Blick.
mehr »

„Das Arbeitsklima ist extrem hart“

In der Nahaufnahme für das Jahr 2025 beschäftigt sich Reporter ohne Grenzen (RSF) unter anderem mit der deutschen Berichterstattung zum Gaza-Krieg nach dem Überfall der Hamas auf Israel. Von der Organisation befragte Journalist*innen sprechen über massiven Druck, Selbstzensur und erodierende journalistische Standards. Ein Interview mit Katharina Weiß, Referentin bei Reporter ohne Grenzen Deutschland.
mehr »

AfD-Einstufung zwingt Rundfunkgremien zum Handeln

Das zunächst unter Verschluss gehaltene Gutachten des Verfassungsschutzes, welches zur Einstufung der Partei Alternative für Deutschland (AfD) als „gesichert rechtsextremistische Partei“ führte, wurde nunmehr durch Medien veröffentlicht. Innenminister Dobrindt ließ zunächst offen, inwiefern juristische Schritte gegen die Veröffentlichung geplant seien. Christoph Schmitz-Dethlefsen, für Medien zuständiges Mitglied im Bundesvorstand von ver.di, begrüßt, dass nun öffentlich über das Zustandekommen der Einstufung diskutiert werden kann.
mehr »

Schon entdeckt: Soli:Mag

SOLI:MAG ist das Magazin der DGB-Jugend, es ist 2024 hervorgegangen aus dem Newsletter Soli aktuell. Das Printmagazin-Format gab es zwischen 1949 und 1995 bereits. Zurzeit hat es 24 Seiten, entwickelt hat es die Design-Agentur 4S Design aus Berlin. Layout und Satz: Heiko von Schrenk. Redakteur ist der Berliner Journalist Jürgen Kiontke. Druck: DCM Druck Center Meckenheim GmbH. Erscheinungsweise: vierteljährlich. Es ist das einzige regelmäßig erscheinende Print-Magazin der Gewerkschaftsjugend.
mehr »