„So wird Geld verdient“, hieß es trocken im Programm für den Sonntag Vormittag und manche und mancher vermutete dahinter wohl eher eine spröde Auseinandersetzung mit einem für Kreative manchmal sperrigen Thema.
Doch es verbarg sich eine beeindruckende Literaturmatinée hinter dieser Ankündigung, die ein großes Publikum verdient gehabt hätte: Rolf Becker, Schauspieler und engagiertes ver.di-Mitglied, nahm sein Publikum in der Uni der Künste mit auf eine gelesene und gespielte Reise durch zweieinhalb Jahrtausende. Für ihn hatte diese Reise vor 30 Jahren in einer gemeinsamen Idee mit Eckart Spoo begonnen. Dass er sein Programm zur Entwicklung des Kapitals kontinuierlich weiterentwickelt, zeigten die Ausschnitte aus aktuellen Interviews mit Wirtschaftswissenschaftlern.
Erstaunlich sind dabei die Parallelen zu Beschreibungen und Warnungen, die schon Sophokles und Aristophanes für ihr antikes Theaterpublikum hatten oder die der Politiker Cicero angesichts einer Spekulationskrise im alten Rom äußerte. Auch hier konnten Finanzmärkte schon zusammenkrachen. Für Cicero die Lösung des Problems: Krieg!
Für Becker ist die Renaissance nicht nur die Wiedergeburt antiker Kunst und Philosophie, sondern auch antiker Finanzmarktideen, die Wiedergeburt der großen Handelsgesellschaft. Nach Shakespeares „Timon von Athen“ und Molières Geizigem“, nach Heinrich Heine, den politischen Theoretikern Wilhelm Weitling und Karl Marx landet Becker schließlich bei Texten von Rosa Luxemburg, Louis Aragon, Kurt Tucholsky, Bert Brecht und Peter Weiss im 20. Jahrhundert. Und wieder zeigt sich in ihnen der Mechanismus, den schon Cicero beschworen hatte: Spekulation, Krise, Krieg.
sus