Mehr Sicherheit im Zweiten!

r

ver.di im ZDF schließt neuen Tarifvertrag für freie Mitarbeiter

Beschäftigungssicherheit und freie Mitarbeit – das klingt wie die Quadratur des Kreises, ist also eigentlich unmöglich. Doch genau dieses Kunststück ist ver.di bei Tarifverhandlungen im ZDF gelungen. In der deutschen Medienlandschaft konnte mit diesem Tarifvertrag erstmals eine Beschäftigungsform geschaffen werden, die Schutz vor Beendigung der Tätigkeit bietet und freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dauerhaft den bisherigen Beschäftigungsumfang sichert. Und das sind noch längst nicht alle Errungenschaften dieses Tarifwerks!


Schon der Titel weist darauf hin, dass mit dem „Tarifvertrag zur Regelung der freien Mitarbeit im 2. Kreis“ etwas völlig Neues gelungen ist. Die Tarifpartner hatten zu Beginn der Verhandlungen vor drei Jahren die verschiedenen freien Beschäftigungsformen mit einem 3-Kreis-Modell strukturiert. Im 1. Kreis wurden klassische Freie wie Künstler, Moderatoren und Autoren zusammengefasst. Zum 2. Kreis gehörten die langjährigen freien Kolleginnen und Kollegen, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums in einem Mindestbeschäftigungsumfang von mehr als 110 Tagen beschäftigt waren. Alle übrigen und künftigen Freien schließlich sollten zum 3. Kreis gehören.
Auf dieser Grundlage verhandelten ver.di und DJV unter der Führung von Werner Ach, Vorsitzender von ver.di im ZDF und Bundesvorsitzender der Fachgruppe Medien, wie man mehr Beschäftigungssicherheit für die Kolleginnen und Kollegen im 2. und 3. Kreis schafft.
Die Ergebnisse können sich sehen lassen. „Wir haben erreicht, dass die Beschäftigung der Freien im 2. Kreis in Zukunft unbefristet erfolgt. Und wir haben eine transparente Honorarstruktur abgeschlossen“, fasst Werner Ach zwei zentrale Ergebnisse zusammen. Mitarbeiter/innen, die zum 2. Kreis gehören, erhalten einen Honorarzeitvertrag der „bis auf weiteres“ gilt, also unbefristet ist, und der ein Beschäftigungsvolumen garantiert. Mit der neuen Honorarstruktur, die vier Honorarbänder für unterschiedliche Tätigkeitsniveaus und jeweils fünf Stufen vorsieht, entfallen die oft erniedrigenden Honorarverhandlungen. Das Honorar steigt für alle in einem vereinbarten Turnus.
Darüber hinaus werden rund 1.100 Freie des 2. Kreises in vielen Punkten festanstellungsähnlich: Es gibt einen Essenszuschuss, die gleichen Möglichkeiten zur Fortbildung, die Chance, durch Gehaltsumwandlung eine zusätzliche Altersversorgung aufzubauen. Erstmals erhalten die Freien zudem einen Familienbonus in Höhe von 50 Euro für jedes Kind.
Auch für freie Mitarbeiter/innen, die den Sprung in den 2.Kreis nicht geschafft haben, konnte ver.di Verbesserungen beim Bestands- und Rationalisierungsschutz erreichen. Davon profitieren insbesondere ältere Kolleginnen und Kollegen: „Es ist uns gelungen, den Zeitpunkt für die quasi Unkündbarkeit fünf Jahre nach vorne zu ziehen. Das wird zahlreiche Freie zusätzlich schützen“, zeigt sich Werner Ach zuversichtlich. Wenn nun noch alle Umsetzungsregelungen erarbeitet sind, könnte die freie Mitarbeit mit dem 3-Kreis-Modell eine runde Sache werden.

 

Weitere aktuelle Beiträge

ARD-Nachrichtentag: Mehr Transparenz

Nachrichten sind das Herz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Sie sollen gut recherchiert und aufbereitet sein, sollen verständlich Ereignisse vermitteln und einordnen. Beim ARD-Nachrichtentag am 5. Juni gab es einen offenen Einblick, wie das eigentlich geschieht. Teilnehmende bekommen Einblicke in den journalistischen Alltag und erfahren den Wert unabhängiger Nachrichten in Hörfunk, Fernsehen und Social Media.
mehr »

Altersversorgung für Filmschaffende

Zusammen mit der Schauspielgewerkschaft BFFS und dem Tarifpartner Produktionsallianz hat ver.di einen Tarifvertrag für eine branchenweite betriebliche Altersversorgung für Filmschaffende in Film- und Serienproduktionen abgeschlossen. Für die etwa 25.000 auf Projektdauer beschäftigten Film- und Fernsehschaffenden vor und hinter der Kamera wird die neue tarifliche Altersvorsorge ab Juli 2025 starten.
mehr »

Was tun gegen defekte Debatten

Das Land steckt in der Krise und mit ihm die Diskussionskultur. Themen wie Krieg und Pandemie, Migration und Rechtsextremismus polarisieren die politische Öffentlichkeit. In ihrem Buch „Defekte Debatten: Warum wir als Gesellschaft besser streiten müssen“ suchen Julia Reuschenbach, Politikwissenschaftlerin an der FU Berlin und Korbinian Frenzel, Journalist und Redaktionsleiter Prime Time bei Deutschlandfunk Kultur, nach Auswegen aus der diskursiven Sackgasse.
mehr »

Content, Streaming und Transformation

Medienkonvergenz erfordert neue Geschäftskonzepte und eine funktionierende Infrastruktur. Doch beides ist eine Herausforderung, die es zu meistern gilt. Wie? Das wurde auf einer der weltgrößten Telekommunikationsmessen diskutiert: Der Anga Com in Köln. Auf der Kongressmesse für Breitband, Fernsehen und Online wird auch das neue Digitalministerium in die Pflicht genommen.
mehr »