Netflix will Kreative an Erfolgen beteiligen

Laptop netflix logo

Bild: Pixabay

ver.di und der Schauspielverband BFFS haben sich mit Netflix auf Gemeinsame Vergütungsregeln (GVR) geeinigt. Diese sichern den an deutschen Netflix-Serien beteiligten Filmschaffenden eine Beteiligung am weltweiten wirtschaftlichen Erfolg der in 190 Ländern vertriebenen Produktionen zu. Die Vereinbarung ist bisher einmalig und wird als wegweisend für die gesamte Filmbranche in Deutschland und Europa bewertet.

Von den zusätzlichen Vergütungen profitieren alle Kreativen aus den Gewerken Regie, Kamera, Szenen-, Kostüm- und Maskenbild sowie Tongestaltung, Filmmontage und Schauspiel. Die Höhe der zu verteilenden Zahlungen wird berechnet nach der Zahl der sogenannten Completer. Das sind diejenigen Netflix-Abonnent*innen, die eine Serie zu mindestens 90 Prozent gestreamt haben. Wird eine bestimmte Richtgröße an diesen Completern erreicht, zahlt Netflix eine festgelegte Zusatzvergütung. Wird die Richtgröße überstiegen, fällt die Zusatzvergütung auch anteilig höher aus. Und selbst, wenn die Richtgröße nicht erreicht wird, wird ein anteilig geringerer Anteil ausgezahlt. Eine Beteiligung an den kommerziellen Erträgen ist den Filmschaffenden also in jedem Fall sicher, egal wie erfolgreich eine Serie letztendlich ist. Abgerechnet wird jährlich, und zwar „voll automatisch“, wie Matthias von Fintel erläutert, der die GVR auf ver.di-Seite federführend mitverhandelt hat. „Die Filmschaffenden müssen sich nicht selbst melden, sie erhalten von einer Verteilstelle ihre Zusatzvergütungen“, so von Fintel.

Aufgeteilt wird das Geld dann unter den 60-80 Kreativen, die an einer Produktion beteiligt sind. Die Vereinbarung gilt zunächst nur für Serien, und zwar für alle, deren Dreharbeiten nach Abschluss der GVR beginnen. Für die bereits laufenden und sehr erfolgreichen ersten beiden Staffeln von „Dark“ sowie die erste Staffel von „How to Sell Drugs Online (Fast)“ haben ver.di, BFFS und Netflix sich aber zusätzlich auf eine Art Abschlagszahlung geeinigt. Außerdem werden die Urheberinnen und Urheber auch an den Lizenzerlösen etwa aus dem Verkauf einer Serie an andere VoD-Plattformen oder Fernsehsender beteiligt.

Dies ist die erste Vereinbarung dieser Art mit einem Streaming-Dienst, in Deutschland und in Europa. ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz spricht von einer wegweisenden Regelung, „mit der ver.di klare und unbürokratisch geregelte Ansprüche auf deutliche Zusatzvergütungen für Filmschaffende erreicht hat“. Schmitz: „Die Vereinbarung mit Netflix zeigt, wie ein funktionierendes Urheberrecht im Sinne der Kreativen in Zusammenarbeit mit kommerziellen Streamingdiensten ausbuchstabiert werden kann. Es handelt sich um eine Leuchtturm-Vereinbarung und um angemessene Vergütungsregelungen für alle Film-Urheber.“

Von Fintel kündigt an, dass man nun auch mit anderen Streaming-Anbietern wie Sky oder Amazon sowie mit ARD und ZDF mit ihren Mediatheken das Gespräch suchen werde, um darauf zu drängen, „ebenfalls einen fairen Deal mit den Kreativen der Branche zu suchen“.

Weitere aktuelle Beiträge

Journalismus unter populistischem Druck

Journalismus steht unter Druck. Das machte auch die Würdigung von Maria Kalesnikawa mit dem „Günter-Wallraff-Preis für Pressefreiheit und Menschenrechte“ deutlich. Dieser wurde im Rahmen des „Kölner Forum für Journalismuskritik“ an sie verliehen. Klar wird auch hier: die Branche hadert generell mit ihrer Identität.
mehr »

Vernetzte Frauen im Journalismus

Sich als Frau in einer Branche behaupten müssen, in der Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein entscheidende Faktoren sind: Für Generationen von Journalistinnen eine zusätzliche Belastung im ohnehin schon von Konkurrenz und Wettbewerb geprägten Beruf. Angesichts dieser Herausforderung sind Netzwerke und solidarische Bündnisse von großer Bedeutung. Der Journalistinnenbund (JB) hatte hierbei seit seiner Gründung im Jahr 1987 eine Vorreiterrolle inne. Sein Anliegen: Geschlechtergleichstellung in den Medien erreichen.
mehr »

In den eigenen Räumen etwas bewegen

Stine Eckert forscht zu Geschlechterkonstruktionen in den Medien am Institut für Kommunikationswissenschaft an der Wayne State University in Detroit. Ihr Buch „We can do better“ versammelt  „feministische Manifeste für Medien und Kommunikation“. Mit Ulrike Wagener sprach sie für M über die Verbindung zwischen Universitäten und Aktivismus und die Frage, wo Medien und Medienschaffende etwas verändern können.
mehr »

Vertrauen in die Medien wächst wieder

Eine repräsentative Studie im Auftrag des WDR zeigt: Das Vertrauen in Medien in Deutschland ist wieder gewachsen. Als glaubwürdig gelten vor allem öffentlich-rechtliche Angebote. Auch das Vertrauen in Institutionen hat leicht zugenommen. Und: Junge Menschen schätzen ihre Hauptinformationsquelle Soziale Medien mehrheitlich als nicht ausgewogen oder glaubwürdig ein.
mehr »