Die Streiks der rund 13.000 Tageszeitungsjournalistinnen und –journalisten gehen weiter: Bereits über das Pfingstwochenende legten erste Redaktionen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen die Arbeit nieder, heute werden die Streiks dann erneut deutlich ausgeweitet. In Bielefeld, Unna und Kiel finden Kundgebungen statt. Die Verhandlungen waren am 26. April ohne Ergebnis unterbrochen worden. Auch nach fünf Verhandlungsrunden blieben die Verleger bei ihrem unverändert enttäuschenden Angebot für den seit Jahresbeginn offenen Gehaltstarifvertrag. Am 4. Juni wird weiterverhandelt.
„Die Kolleginnen und Kollegen kämpfen für eine Reallohnsteigerung. Sie wollen sich nicht länger von der allgemeinen Gehaltsentwicklung abhängen lassen. Sie erwarten von ihren Verlagshäusern Wertschätzung ihrer journalistischen Arbeit und vor allem attraktivere Bedingungen für die Jungen. In den bisherigen Verhandlungsrunden war davon seitens der Verleger noch nichts zu spüren, daher wird nun wieder mit weiteren Streiks ein starkes Zeichen gesetzt“, kündigte der Verhandlungsführer der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di, Matthias von Fintel, an.
Die dju in ver.di fordert für angestellte und freie Tageszeitungsjournalist_innen 4,5 Prozent mehr Geld, für Berufseinsteiger aber mindestens 200 Euro mehr im Monat.
Für den sechsten Verhandlungstermin am 4. Juni erwarte man „endlich ein vorzeigbares Ergebnis“. Es sei nicht vermittelbar, dass die Verleger, nach den Tarifergebnissen im öffentlichen Dienst und in anderen Bereichen der Privatwirtschaft, den Zeitungsjournalistinnen und -Journalisten nicht mal die Inflation ausgleichende Gehaltssteigerungen anbieten. „In den Redaktionen wird engagiert an der Zukunft der Medienhäuser gearbeitet, es wird für alle neuen Vertriebswege produziert, wegen des Arbeitsplatzabbaus der vergangenen Jahre und der verschlafenen Entwicklung neuer Angebote im Internet unter schwierigen Bedingungen und hohem Druck. Das muss endlich angemessen honoriert werden und vor allem ist es wichtig, den journalistischen Nachwuchs zu halten. Die Jungen sind die Zukunft“, machte von Fintel deutlich.
Bereits in der fünften Verhandlungsrunde hatten junge Redakteurinnen und Redakteure aus dem gesamten Bundesgebiet den BDZV-Vertretern ein Manifest überreicht, in dem sie vor der Gefahr warnen, dass die gut ausgebildeten jungen Journalistinnen und Journalisten in Pressestellen und in die Werbung abwandern, wenn die Bedingungen in den Tageszeitungsredaktionen nicht stimmten: „Wir sind in den Journalismus gegangen, weil wir an ihn glauben und dafür arbeiten wollen, dass er eine Zukunft hat. Man könnte sagen, es ist Leidenschaft. Nur: Irgendwann reicht auch die größte Leidenschaft nicht mehr aus. Wenn wir keine Jobsicherheit haben, wenn wir keine Freiräume für eigene Ideen bekommen, wenn wir von Sparrunden bedroht sind und vor allem: Wenn unsere Arbeit nicht wertgeschätzt wird, auch in Form von Geld, dann gehen wir“, heißt es in dem Manifest.