Madsack-Konzern verlagert Redakteursstellen in Fremdfirma
Schon lange arbeiten viele Redakteure bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und der Neuen Presse nur mit befristeten Verträgen. Jetzt aber sollen ihre Arbeitsverhältnisse noch prekärer werden, denn die Hannoveraner Verlagsgesellschaft Madsack plant die Verlagerung von Redakteursstellen zu einer Fremdfirma.
Betroffen sind zunächst zwei bis drei Sportredakteure der so genannten Heimatzeitungen, den lokalen Beilagen im Hannoverschen Umland. Sie sollen zum 1. April zu der Marburger Firma BROWA GmbH wechseln, um dort ihre journalistische Tätigkeit fortzusetzen. Allerdings mit einem Gehalt, das rund 300 Euro unter dem Einstiegstarif liegt, mit weniger Urlaub und ohne Altersversorgung im Rahmen des Presseversorgungswerkes.
Die BROWA GmbH ist eigentlich eine Foto-Agentur, bietet aber auch Dienstleistungen im Printbereich und Internet-Services an. Nach Angabe der Personalleitung bei Madsack sind dort mehr als 200 freie Mitarbeiter „gepoolt“, kritische Stimmen sprechen dagegen von zahlreichen Rentnern und Lehrern unter den freien Mitarbeitern. Die Agentur erledigt außerdem bereits journalistische Arbeiten für dem Madsack-Konzern angehörende Blätter in Nordhessen, wie die Oberhessische Presse in Marburg. Jetzt soll BROWA eine Zweigstelle in der Region Hannover gründen, und die Produktion von rund 2000 Sportseiten im Jahr übernehmen.
Belegschaft und Betriebsrat befürchten, dass dies nur der Anfang ist, und im Laufe der Zeit freie Mitarbeiter zu BROWA wechseln müssen und Redakteursstellen wegfallen. Zurzeit arbeiten außerdem knapp 40 der rund 200 redaktionellen Mitarbeiter bei Madsack mit befristeten Arbeitsverträgen. Diese Verträge laufen zum Teil aus. Einige der davon Betroffenen sollen das Angebot erhalten, bei BROWA weiter zu arbeiten. Dahinter steht wahrscheinlich das Konzept des Verlagshauses, die Zahl der Beschäftigten mittelfristig massiv abzubauen. Der Betriebsratsvorsitzende Rainer Butenschön vermutet als Hauptgrund für das Vorhaben Rationalisierungseffekte und Tarifdumping, das führe allerdings zu entsprechenden Qualitätseinbußen. Dabei schreibt Madsack bereits seit Jahren unverändert hohe Gewinne und auch die Konzernleitung weiß um die Wichtigkeit gerade der lokalen Berichterstattung für den publizistischen Erfolg.
Die Kollegen im Betrieb sind solidarisch gegenüber den Betroffenen. In den Heimatzeitungen denkt man bereits an „Dienst nach Vorschrift“, um gegenüber der Geschäftsleitung deutlich zu machen, wie viel Arbeit schon heute im Grunde genommen unentgeltlich erledigt wird. Auch das Wort Streik macht die Runde.