Verleger ließen Kompromiss platzen

Erlöse der VG Wort sanken 2004 wieder

Erstmals seit 1999 sind die Erlöse der Verwertungsgesellschaft Wort aus der Wahrnehmung von Urheberrechten im Jahr 2004 gesunken. Mehr als diese wenig dramatische Entwicklung lastete die Aufkündigung des im Vorjahr gefundenen Kompromisses über die Verteilung der Ausschüttungen zwischen Autoren und Verlagen durch die Wissenschaftsverleger auf den Versammlungen der VG Wort am 20. und 21. Mai in München.

Notwendig geworden ist die Umverteilung innerhalb der VG Wort (vorher 70 Prozent bzw. im Bereich Wissenschaft 50 Prozent an die Autoren) durch die Reform des Urheberrechtsgesetzes von 2002. Im neuen § 63 a UrhG ist festgelegt, dass Urheber auf gesetzliche Vergütungsansprüche – also z. B. für das private Kopieren ihrer Werke – im Voraus nicht verzichten können. Folge: Rein rechtlich stünden ihnen alle Erlöse daraus zu.

Die Ausschüttungen an die Verlage auf Null zurückfahren, wollte in der VG Wort (fast) niemand. Die Autoren zeigten sich auf Grund der bisher erfolgreichen Zusammenarbeit in der Verwertungsgesellschaft kompromissbereit. Anfang 2004 wurde die Satzung geändert, um den Verlagen grundsätzlich einen Anteil am Ertrag zu sichern. Gleichzeitig wurde eine Änderung des Verteilungsplans zunächst für Zeitschriften aus dem Bereich Wissenschaft beschlossen, durch die der Verlagsanteil von 50 in drei Stufen auf 38 Prozent sinkt.

Affront gegen Autoren

In diesem Jahr hätte der Kompromiss für Bücher aus den Bereichen Wissenschaft und Belletristik (hier von 30 in drei Stufen auf 22,8 Prozent) übernommen werden sollen. Doch dies verweigerten die Wissenschaftsverleger und ließen damit – da jede der sechs Berufsgruppen in der VG Wort zustimmen muss – den Kompromiss platzen. Dieser Affront gegen die Autoren, den Gesetzgeber und das Deutsche Patent- und Markenamt als Aufsichtsbehörde über die VG Wort, legt die Axt an die Wurzeln der VG Wort, deren Binnenleben auf der konstruktiven Zusammenarbeit von Autoren und Verlegern fußt. Dabei sind gerade jetzt starke Verwertungsgesellschaften besonders wichtig. Die noch amtierende Bundesregierung hat bis zuletzt an ihren Plänen festgehalten, die Kopiergeräteabgabe im Rahmen der Urheberrechtsreform („2. Korb“) auf maximal fünf Prozent des Gerätepreises zu begrenzen. Diese Urhebervergütungen sind aber mit 35,8 Prozent Anteil die Haupteinnahmequelle der VG Wort, im Jahr 2004 immerhin 28,1 Millionen Euro (Vorjahr: 31,8 Millionen Euro). Sollten die Pläne auch unter der nächsten Regierung Bestand haben, würden sich diese Einnahmen für die Urheber nach Schätzungen um 80 Prozent verringern.

Weniger Kopiergeräteabgabe

Der Rückgang der Kopiergeräteabgabe ist auch der wesentliche Grund für die Verringerung der Gesamteinnahmen der VG Wort um 5,3 Prozent von mehr als 83,5 Millionen Euro auf 79,1 Millionen im Jahr 2004. Hauptursache ist hierbei der Rückgang bei CD-Brennern um 2,32 auf 4,54 Millionen Euro. Sie werden immer mehr durch DVD-Brenner verdrängt.

Zwar konnte man sich 2003 mit der Geräteindustrie auf eine DVD-Brenner-Vergütung von 9,21 Euro je Gerät einigen, doch eine Einigung der beteiligten Verwertungsgesellschaften, wie die Einnahmen aus diesem Topf untereinander verteilt werden, erfolgte erst im Februar 2005. Rund 7,8 Millionen Euro können daraus im nächsten Jahr an die Wahrnehmungsberechtigten der VG Wort verteilt werden, berichtete Professor Ferdinand Melichar, geschäftsführender Vorstand, und ergänzte: „Von dieser Quelle werden die Autoren auch künftig nicht unbeträchtlich zehren.“ Da ein Großteil der kopierten Inhalte aus dem Internet stammt, erfordert dies erstmals ein Meldeverfahren für Online-Veröffentlichungen. Die VG Wort arbeitet daran.

Alle anderen Kopiergeräteabgaben sind rückläufig, die Scannervergütung und das Aufkommen aus herkömmlichen Fotokopier- und Telefaxgeräten ebenso wie das aus Copy-Betreiberabgaben. Keine Einnahmen für die fast 139.000 Ausschüttungsempfänger (plus 7 %, davon 127.000 Autoren) konnte die VG Wort für die heutzutage gebräuchlichsten Kopiergeräte erzielen. Nach wie vor verweigert die IT-Industrie Abgaben auf PCs, Drucker und Multifunktionsgeräte.

Auch im Bereich Hörfunk / Fernsehen gingen die 2003 auf Grund der CD-Brenner-Vergütung stark gestiegenen Einnahmen um eine auf rund 14 Millionen Euro zurück. Das Aufkommen aus anderen Bereichen wie Bibliothekstantieme (9,7), Fotokopieren in Schulen (3,1) oder Videovermietung (1,1 Millionen Euro) stagnierte oder sank leicht. Nochmals reduzierten sich die Einnahmen aus dem Kopienversand von Bibliotheken von 0,7 auf 0,3 Millionen Euro. Gestiegen sind die Auslandserlöse.

Überraschend stiegen die Einnahmen aus Pressespiegeln nach dem Rückgang 2003 für die Journalisten wieder auf 4,6 Millionen Euro. Generell aber hat der Papierpressespiegel keine Zukunft. Immer mehr Unternehmen, Verbände und Institutionen steigen auf elektronische Pressespiegel um. Die ersten Zahlungen der Presse-Monitor GmbH an die VG Wort sind zum 1. Juli 2005 geflossen, rund 200.000 Euro für die Vergangenheit. Zu diesem Zeitpunkt hat sich auch der Autorenanteil an den Pressespiegel-Einnahmen der PMG von sechs auf zwölf Prozent erhöht.

Wer im Juli einen Scheck von der VG Wort mit geringerem Betrag als im Vorjahr erhielt, kann also hoffen, dass der Scheck auf Grund dessen und der DVD-Abgabe im kommenden Jahr wieder einen größeren Betrag ausweist.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Rundfunkreform mit vielen Fragezeichen

Bis zuletzt hatten die öffentlich-rechtlichen Anstalten auf ein Ende der Blockade einer Beitragserhöhung durch die Ministerpräsidenten der Länder gehofft. Die Verweigerungshaltung der Politik ließ ihnen am Ende keine Wahl: Am 19. November kündigten ARD und ZDF eine Klage beim Bundesverfassungsgericht an, um ihren Anspruch auf die von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) errechnete Empfehlung einer Beitragserhöhung um 58 Cent auf 18,94 Euro monatlich durchzusetzen.
mehr »

Altersdiskriminierung beim WDR?

Der WDR serviert freie Mitarbeiter*innen ab, die im Rentenalter für den Sender arbeiten wollen. Damit tut er genau das Gegenteil von dem, was in der öffentlichen Diskussion derzeit geraten wird. Während Angestellte sich also über Jahre hinweg auf einen Termin für ihren Ruhestand vorbereiten konnten, wird langjährigen freien Mitarbeiter*innen nun mit kurzer Frist mitgeteilt, wann für sie angeblich Schluss sein soll. Altersdiskriminierung will man beim WDR aber nicht erkennen – für den Sender gehe es vielmehr darum, jüngeren Mitarbeitenden nicht den Einstieg zu blockieren.
mehr »

Klimaprotest erreicht Abendprogramm

Am 20. August 2018, setzte sich die damals 15jährige Greta Thunberg mit dem Schild “Skolstrejk för Klimatet“ vor das Parlament in Stockholm. Das war die Geburtsstunde von Fridays for Future (FFF) – einer Bewegung, die nach ersten Medienberichten international schnell anwuchs. Drei Jahre zuvor hatte sich die Staatengemeinschaft auf der Pariser Klimakonferenz (COP 21) völkerrechtlich verbindlich darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
mehr »

ARD: Durchbruch in Tarifrunde

In dem seit Januar andauernden Tarifkonflikt in ARD-Rundfunkanstalten gibt es erste Verhandlungsergebnisse. Zum Wochenende hin konnte am Freitag (15. November) ein Ergebnis im SWR erreicht werden. Für ver.di ist das ausschlaggebende Ergebnis, dass neben sechs Prozent Tariferhöhungen in zwei Stufen über eine Laufzeit von 25 Monaten auch eine für mittlere und niedrige Tarifgruppen stärker wirkende jährliche Sonderzahlung so stark erhöht wurde, dass es nachhaltige Tarifsteigerungen zwischen sechs und über zehn Prozent gibt.
mehr »