Hamburger Stadtportal nun in Springer-Hand

portal Hamburg.de wurde mehrheitlich an die Axel Springer AG verkauft. „Der Senat hat mit seiner Entscheidung die Medienkonzentration gefördert und kleinere Anbieter ignoriert“, kritisiert ver.di-Landeschef Wolfgang Rose diesen Coup.

Unter fünf Kaufinteressenten habe ausgerechnet der Verlag den Zuschlag erhalten, der in Hamburg über eine besonders starke Medienmacht verfüge. Man trete dem Hause Springer nicht zu nahe, wenn man ihm eine besondere Zuwendung zur Politik des Senats attestiere. Es dränge sich der Eindruck auf, dass der vielfach gedruckte Bürgermeister Ole von Beust hier kurz vor der Bürgerschaftswahl einen wichtigen Verbündeten bedient habe, heißt es in der ver.di-Pressemitteilung.
Auch der Hamburger Politikwissenschaftler Prof. Hans J. Kleinsteuber rät dem Bundeskartellamt, einen kritischen Blick auf diese Übernahme zu werfen. In einer Expertise erinnerte er daran, dass sich Springer in den 90er Jahren selbst an einem Stadtportal versucht habe, „allerdings mit geringen Erfolg“. Nun erwerbe das Unternehmen, das bereits im Zeitungsmarkt (Bild, Das Hamburger Abendblatt, die Welt) und an führenden Radiostationen wie Radio Hamburg und an dem einzigen Ballungsraum-TV-Sender (Hamburg 1) beteiligt ist, die Mehrheit bei Hamburg.de „Damit sind endgültig alle Chancen vertan mit dem Stadtportal ein Stück autonomer Bürgeröffentlichkeit zu schaffen“, sagt Kleinsteuber. Kritische Stimmen würden so kaum mehr den Weg in die Öffentlichkeit finden.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Die Newsfluencer kommen

In Deutschland vertraut eine Mehrheit der Menschen beim Nachrichtenkonsum in der digitalen Welt noch immer mehrheitlich auf klassische Medien. Das ist eine Erkenntnis aus einer im Oktober 2025 veröffentlichten Studie des Reuters Institute. Die britische Denkfabrik wollte herausbekommen, wie Menschen sich im Netz informieren. Dafür sind Personen in 24 Ländern befragt worden.
mehr »

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Junger Journalismus: Lernen, vernetzen und schützen

Angriffe auf Journalist*innen nehmen zu, online wie auf der Straße. Umso wichtiger, Pressefreiheit nicht nur als Prinzip zu verstehen, sondern sie im Alltag zu verteidigen. Mit diesem Anspruch lud die Jugendpresse Deutschland Anfang November rund 80 junge Medieninteressierte nach Dresden ein. Bei der „YouMeCon kompakt“ ging es um journalistisches Handwerk, Verantwortung und darum, wie man Menschen schützt, die berichten.
mehr »

Lokaljournalismus verliert Quellen

Viele Städte und Gemeinden betreiben inzwischen ihre eigenen Social Media Kanäle und ihre eigene Informationsstrategie. Auch Akteure wie Polizei und Feuerwehr setzen immer mehr auf direkte Kommunikation – was Vorteile hat. Gleichzeitig, so der Verband der Deutschen Zeitungsverleger (VDL), erschwert diese Entwicklung die Arbeit von Lokalkjournalist*innen. Eine Sendung des Deutschlandfunks hat nachgefragt.
mehr »